„Für mich ist es eines der besten Bücher über Martin Luther“, sagt Prof. Michael Wettengel, der Leiter des Ulmer Stadtarchivs, über den 700-Seiten-Wälzer von Lyndal Roper. Die Historikerin aus Oxford kommt am morgigen Freitag nach Ulm und spricht an der vh über „Luther und Träume“. Mehr als zehn Jahre lang hat sich die in Australien geborene Expertin für deutsche Geistes- und Sozialgeschichte der frühen Neuzeit und damit der Zeit der Reformation mit dem Menschen Martin Luther beschäftigt und die unterschiedlichsten Quellen erforscht.
Zeit seines Lebens stand Luther mit engen Freunden im regem Briefkontakt. „Aus den Briefen kann man viel über seine Persönlichkeit herauslesen, und sie haben mich immer wieder staunen lassen. Weil Luther mir da ganz anders erschien als der, den ich bislang aus der Literatur kannte.“ So zeichnet sie in ihrem Buch ein anderes, vielschichtiges und lebendiges Bild von der Person Martin Luther und seinem inneren Erleben, das sich auch in seiner Theologie niederschlägt.
Die 61-Jährige kennt Ulm: Für ihre Promotion über die Prostitution in Augsburg in der Zeit nach der Reformation hat sie einige Monate lang im hiesigen Stadtarchiv Akten gewälzt. „Dort habe ich auch gelernt, wie man Handschriften liest“, berichtet sie.
Eine zweite Verbindung besteht seit den 80er Jahren: Dagmar Engels, heute Leiterin der vh, lebte damals in London, arbeitete an ihrer Doktorarbeit im Fach Geschichte und gemeinsam mit Lyndal Roper in der „Feminist History Group“. „Damals ging es um fortschrittliche Geschichtsschreibung in Bezug auf Frauen- und Sozialgeschichte. Da waren die Engländer den Deutschen meilenweit voraus“, erinnert sich Engels. Beide Frauen sind seither in freundschaftlichem Kontakt geblieben. Das ist der Grund dafür, dass die im Refomationsjubiläumsjahr gefragte Luther-Expertin eigens nach Ulm kommt.
Info „Luther und Träume“ heißt der Vortrag von Prof. Lyndal Roper, der am Freitag, 20 Uhr, im Club Orange des EinsteinHauses beginnt. Eintritt: sechs Euro, ermäßigt vier Euro.