Leon und Felix (beide 11) haben Pappschilder gemalt, die sie am Freitagnachmittag auf dem Ulmer Marktplatz zeigten. Leons Schild zeigt eine kranke Erdkugel, Justus’ eine Sanduhr mit Erdkugel plus Atomkraftwerk und Friedhof. Die Jungs sind aus Hörvelsingen zum Klimastreik nach Ulm gefahren worden, von ihren Müttern, die mit auf dem Marktplatz standen, gemeinsam mit Madita (9). Das Mädchen hatte die Idee dazu. Denn: „Wir sind für die Umwelt“, sagt Leon. Und: „Politiker müssen etwas gegen den Klimawandel tun.“ In Hörvelsingen haben die Jungs auch schon fürs Klima demonstriert und sind zu zweit mit ihren Schildern durchs Dorf gelaufen. „Die vorbeifahrenden Autofahrer haben den Daumen hoch gehalten“, berichtet Leon.

6000 demonstrieren in Ulm für besseres Klima

Auf dem Marktplatz waren sie nicht alleine. Im Gegenteil. An die 6000 Demonstranten, geben die Veranstalter an, waren am Freitagnachmittag gekommen, eine der größten Kundgebungen seit langem in Ulm. Die Fridays-for-Future-Bewegung hatte dazu aufgerufen, weltweit und in rund 570 deutschen Städten gingen Menschen unter dem Motto „#AllefürsKlima“ auf die Straße. Das Besondere an der Großdemo: Nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern alle Generationen waren dazu aufgerufen. Jung und Alt waren gekommen.
Felix (16) und Oli (19), beide Sprecher der Ulmer Fridays-for-Future-Bewegung und Schüler aus Ulm, waren überwältigt von den vielen Menschen, die sich auf dem Marktplatz versammelten. Beide standen auf der Bühne und begrüßten die Demonstranten: „Die Politik ignoriert noch immer die Dringlichkeit der Situation“, sagte Oli übers Mikrofon. Applaus für Oli. Und weiter: „Wir dürfen Klimaschutz nicht nur global sehen, wir müssen auch in Ulm lokal etwas machen.“

Keine Worte, sondern Taten

Auf dem Marktplatz stand auch das Ehepaar Heidi (68) und Willi Wolf (69). Beide hatten Schilder gemalt mit Slogans wie „Keine Worte, sondern Taten“. Das Paar demonstriert mit, „weil von Seiten der Politik zu wenig für den Klimaschutz getan wird“, sagt Willi Wolf. Beide sorgen sich darum und versuchen, klimabewusst zu leben. Sie haben ihr Auto abgeschafft und beziehen Gemüse über solidarische Landwirtschaft. „Wir müssen etwas tun“, betont Heidi Wolf.
Bands spielten und lokale Macher kamen zu Wort – auch das war anders im Vergleich zu den bisherigen Fridays-for-Future-Kundgebungen. So sprachen sich Vertreter der hiesigen ADFC-Gruppe für „mehr Platz fürs Fahrrad“ aus. Eine Vertreterin von Greenpeace kam zu Wort, genauso wie einer, der für eine Umweltgala warb. Leon, ein weiterer Vertreter der hiesigen Fridays-for-Future-Bewegung, warb fürs „Einheitsbuddeln“ am 3. Oktober. „Wir wollen möglichst viele Bäume pflanzen“, sagte er.
Nach einer Dreiviertelstunde zogen die Aktivisten und Sympathistanten der Bewegung durch Ulm, zur Frauenstraße, Olgastraße, von dort über den Münsterplatz zurück zum Marktplatz, wo die Band „Love forthy down“ rockte. Die Veranstalter waren mit allem äußerst zufrieden. Das Fazit von Oli, dem Sprecher der Ulmer Gruppe: „Jung und Alt zusammen bewegen deutlich mehr.“

Zehntausende demonstrieren im Südwesten

Im Südwesten handelte es sich insgesamt um mehrere zehntausend Menschen, die Politiker mit buntem, lautstarkem Protest zum Handeln aufgefordert haben. In Freiburg kamen nach Schätzung der Polizei am Freitag mehr als 20.000 Menschen zu Kundgebungen und einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Die Veranstalter zählten sogar 30.000 Teilnehmer. Auch in Stuttgart sprachen die Veranstalter von 30.000 Teilnehmern, hier nannte die Polizei keine Zahl. In Karlsruhe fanden sich laut Polizei 11.000, in Konstanz rund 10.000 Menschen ein. In Göppingen waren es laut Polizei 1000.

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