„Hat jemand Lust auf Tee? Abzuholen in Neu-Ulm in der Stadtmitte“, schreibt eine Nutzerin in die Facebook-Gruppe „Foodsharing Ulm“ . Es dauert nicht lange, bis sie eine Antwort erhält. „Hast eine private Nachricht bekommen“, schreibt ein Interessent. Wenig später treffen sich die beiden und der Mann holt den Tee ab. Für beide Seiten eine Win-win-Situation: Er kriegt kostenlosen Tee, sie hat keinen Müll, den sie entsorgen muss.

Foodsharing in Ulm: Teilen statt wegwerfen

„Foodsharing“ nennt sich dieses Konzept. Hinter dem neudeutschen Wort verbirgt sich ein simples Prinzip: Statt nicht mehr benötigte Lebensmittel wegzuschmeißen, werden sie einfach verschenkt. Und das wird immer beliebter: Mittlerweile gibt es die sogenannten „Foodsharer“ in ganz Europa. Hakan Tahir Akdogan ist einer von ihnen. Sogar einer der ersten Stunde. Denn der Ulmer kam bereits 2013 mit Foodsharing in Kontakt: „Ich war in Mainz und ein Freund erzählte mir davon. Ich war sofort begeistert und dachte mir: So etwas brauchen wir auch in Ulm“.

Facebook-Gruppe: Lebensmittel tauschen oder verschenken

Also gründete Akdogan im Mai 2013 auf Facebook die besagte Gruppe. „Ich wollte einfach schauen, was passiert“, sagt er. Und es passierte viel. Denn die Ulmer und Neu-Ulmer nahmen das Angebot dankend an. Mittlerweile gibt es bereits 2.900 Facebook-User, die in der Gruppe Lebensmittel tauschen und verschenken.
Hakan Tahir Akdogan gründete die Facebook-Gruppe "Foodsharing Ulm".
Hakan Tahir Akdogan gründete die Facebook-Gruppe „Foodsharing Ulm“.
© Foto: Privat
Dabei bieten die Mitglieder meist ihr eigenes Essen an. Von Tiefkühlpizza bis zur chinesischen Sojasoße ist alles dabei. Und obwohl viele Lebensmittel bereits das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, habe es in der Gruppe deswegen noch nie Probleme gegeben. „Bei mir hat sich noch keiner wegen verdorbenem Essen beschwert“, sagt Akdogan.
Neben dem Anbieten ist es in der Gruppe auch erlaubt, nach Lebensmitteln zu fragen. „Wenn man beispielsweise am Sonntag eine Zucchini braucht, kann man das einfach schreiben“, sagt Akdogan. Auch ansonsten gebe es in der Gruppe keine besonderen Regeln. Einzige Ausnahme: Es dürfen nur Beitrage gepostet werden, die etwas mit Foodsharing zu tun haben. „Ich will nicht, dass Leute dort ihre Werbung posten“, sagt Akdogan. Deswegen habe er die Gruppe auch zum Schutz auf geschlossen gestellt. Jedoch nehme er jede Beitrittsanfrage an.

Fairteiler: Food-Regal in der Ulmer Innenstadt

Mittlerweile kann man das Projekt nicht nur online unterstützen, sondern auch direkt in der Ulmer Innenstadt – und zwar durch die sogenannten Fairteile. Sie bestehen meist aus einem Regal und einem Kühlschrank, wo jeder, der möchte, Lebensmittel oder Gerichte deponieren und mitnehmen kann. Von diesen Fairteilern gibt es in Ulm bereits drei. Ein Verdienst, der auch Hakan Tahir Akdogan zuzuschreiben ist. Schließlich waren Mitglieder seiner Gruppe an dem Projekt beteiligt. „Ich finde es toll, was sie da geschaffen haben“, sagt Akdogan.
Doch trotz des Lobes: Ganz zufrieden ist der Ulmer momentan nicht. „Die Mitgliederzahlen stagnieren schon seit Jahren“, sagt Akdogan. Deswegen wünsche er sich, dass mehr Leute auf das Thema aufmerksam werden. Sein Traum: „Ich hoffe, dass es Foodsharing irgendwann auf der ganzen Welt gibt“.
Dieser Artikel ist in Kooperation mit cityStories Ulm entstanden.

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