Unter anderem in Einsingen haben die Menschen am Freitagmorgen einen ungewöhnlichen Zettel im Briefkasten gefunden. Einen Spendenaufruf speziell für Erdbebenopfer in Syrien. In nicht ganz korrektem Deutsch wird aufgefordert, über den Bezahldienst Paypal oder direkt per Banküberweisung Geld zu spenden. Einer Bürgerin kam das so verdächtig vor, dass sie sich deshalb an die Polizei wandte.
Dort sei sie aber nicht so behandelt worden, wie sie es erwartet hätte. „Am Telefon wurde ich abgetan: So was weiß doch jeder, dass man da nicht darauf reinfällt.“ Sie sei überrascht, dass es nicht möglich sei, anhand der Mailadresse und der Kontonummer solche Banden ausfindig zu machen und diesen das Handwerk zu legen. „Ich dachte, dass in solchen Fällen ermittelt wird.“

Was die Polizei Ulm bei falschen Spendenaufrufen rät

Der Ulmer Polizeipressesprecher Joachim Schulz sagt dazu: Ja, es seien gefälschte oder gefakte Spendenaufrufe im Umlauf. Ob der aus Einsingen dazugehöre, könne er nicht sagen. Auf das Angebot, ihm diesen zuzumailen, antwortet er, die Pressestelle mache keine Ermittlungsarbeit. Die betroffene Bürgerin solle den Vorfall zur Anzeige bringen. Ansonsten gelte bei solchen Angelegenheiten: „Den gesunden Menschenverstand einschalten.“
Die Einsingerin stellt das nicht zufrieden. Es könne doch nicht sein, dass gehofft wird, dass die Leute den Betrug sofort erkennen. Sie finde es „schrecklich“, dass es offenbar Banden gebe, die mit dem Leid anderer versuchen Geld zu machen.

Seriöse Spendenaufrufe von Verein und Flüchtlingsrat

Eine sichere Anlaufstelle für Spenden für Syrien ist der Ulmer Verein Menschlichkeit. Zusammen mit dem Flüchtlingsrat Ulm/Alb-Donau sammelt dieser jetzt Spenden für Idleb. Das Gebiet sei wie ein großes Flüchtlingslager in Syrien, erläutert der Ulmer Amer Alabdallah, „dorthin sind Menschen von überallhin geflohen, und die Lage ist sehr schwierig: nach Krieg, Corona und Cholera jetzt auch noch das Erdbeben.“
Aufgrund der zusammengebrochenen Infrastruktur sei es kompliziert, Hilfsmittel dorthin zu bekommen, erläutert Alabdallah. Die Engagierten in Ulm haben aber direkten Kontakt zu zwei Hilfsorganisationen vor Ort: dem Molham Volunteering Team und The White Helmets. Derzeit seien Geld- hilfreicher als Sachspenden. Wer die Aktion unterstützen mag, findet das Konto auf der Homepage des Flüchtlingsrats – bitte den Verwendungszweck „Spende für Idleb“ angeben.

Polizei nimmt Ermittlungen auf

Nachtrag: Am Nachmittag verschickte die Ulmer Polizei dann doch eine Mitteilung, in welcher vor betrügerischen Spendenaufrufen gewarnt wird – mit Bezug auf die Fälle in Einsingen. Die Spendengelder sollten unter anderem auf ein Bankkonto in Litauen überwiesen werden, heißt es in der Mitteilung. „In zwei Fällen wurde bei der Polizei bislang Anzeigen wegen des Verdachts eines Betrugsdeliktes erstattet.“ Das Polizeirevier Ulm-West habe die Ermittlungen aufgenommen.
Die Polizei gibt auch einen Tipp, wo man nachlesen kann, wie gute Spendenorganisationen und Projekte erkannt werden können: www.polizei-beratung.de.