Sechs Männer und zwei Frauen liegen auf Isomatten in der Werkhalle des Roxy. Was aussieht wie ein Yogakurs, ist Bestandteil des Donau-Pop-Camps. Der Allgäuer Physiotherapeut Pablo Christlein zeigt sieben Musikern, wie man sich für die Bühne fitmacht –  körperlich und mental. Bereits zum vierten Mal kooperieren die Popbastion und das Donaufest und haben wieder sechs Bands aus Deutschland und den Donauanreiner-Ländern eingeladen, um während des Donaufests zu proben, von Coaches Tipps zu bekommen, untereinander Kontakte zu knüpfen und auch gemeinsam Musik zu machen.
Wobei „gemeinsam“ nicht nur heißt, dass die Bands gemeinsam Konzerte auf dem Donaufest geben: „Am ersten Abend haben wir die Musiker bunt gemischt, aus allen Teilnehmern fünf neue Bands zusammengestellt und ihnen eine Stunde Zeit gegeben, einen neuen Song zu machen“, sagt Popbastion-Chef Tobias Schmid, den alle nur Bobbes nennen.

Hits in einer Stunde

Und wie lief’s? „Sensationell“, sagt Ralf Patzt, der Sänger der Ulmer Formation Kosmo. „Der Gitarrist von DLRM aus Budapest holte sein Equipment, stöpselte die Gitarre ein und spielte ein Riff – und jeder wusste genau, was er machen sollte. Da war der Song fast schon fertig. Unser Trommler von der bulgarischen Band Bears And Hunters rief immer wieder: ,Yeah, we have a hit’“, erzählt Patzt schmunzelnd. „Das waren wirklich alles hitverdächtige Sachen“, sagt Bianca Knehr vom Team des Pop-Camps. „Das klang alles toll, weil es so voller Energie war“, ergänzt Patzt. Und der Nebeneffekt: „Danach waren die Gespräche untereinander einfach anders“, sagt Schmid. „Das ging plötzlich alles viel tiefer.“
Neben der Ulmer Band sind auch Hannah & Falco aus Würzburg mit dabei, die Budapester Band DLRM, die Rumänen von Fine It’s Pink, Lilla aus Innsbruck sowie Bears And Hunters aus Bulgarien. Die deutschen Bands und Lilla hatten sich fürs Popcamp im Internet beworben, die Bands aus Bulgarien und Rumänien hat Schmid ausgesucht und eingeladen. „Das Popcamp kennt man in den Donauländern nur in jenen Regionen, aus denen schon mal Bands bei uns waren. Die haben das dort natürlich rumerzählt. Wir wollten aber auch mal Bulgaren und Rumänen dabei haben“, erklärt er.
Und rumerzählen können die Bands einiges, sind die Bedingungen im Popcamp doch ideal: „Wir können im eigenen Proberaum konzentriert arbeiten, ohne uns um den Alltag kümmern zu müssen“, sagt Lilla-Sängerin Lisa Prantl, und Lilla-Gitarrist Jakob Schuirer ergänzt: „Außerdem lernst du unglaublich viel von den anderen. Das ist wie ein Ferienlager mit ungeheuer viel Input.“
Der kommt von den Musikerkollegen, aber auch von den Coaches. Pablo Christlein etwa sorgt sich nicht nur um die Fitness der Musiker, er gibt auch Tipps, wie man die Performance verbessert, wie man mit dem Publikum kommuniziert – verbal und nonverbal. „Ein Popkonzert ist ein Ritual, wie ein Tanz ums Feuer“, sagt er. Entsprechend muss es auch inszeniert werden. Einer seiner Tipps: „Ein Konzert mit der Kamera aufnehmen und dann ohne Ton anschauen. Da sieht man sofort, was nicht funktioniert und was man ändern muss.“
Ein weiterer Coach ist der Ulmer Bastian Dalmisch, den manche noch als Frontmann seiner Band Moody Man kennen dürften. Ihm geht es neben dem musikalischen Handwerk auch ums Innenleben der Bands. „Was den Bands musikalisch fehlt, hört man sofort, ich will aber tiefer rein.“ Sein Credo: „Die entscheidenden Schritte zur Spitze schafft eine Band nur, wenn unter ihren Mitgliedern Vertrauen, Ehrlichkeit und absolute Offenheit herrschen.“

Die Teilnehmer auf der Bühne

Konzert Was hat das Pop-Camp den teilnehmenden Bands gebracht? Wer sich das anhören will: Morgen, Donnerstag, 18 Uhr, spielen Bears And Hunters, DLRM, Fine it’s Pink, Hannah & Falco, Lilla und Kosmo auf der Neu-Ulmer Bühne des Donaufests.