Roboter kommen den Menschen immer näher. Gefährlich nahe, wie unlängst im Tatort „Tiere der Großstadt“ zu sehen war. Da standen die Kommissare vor der Frage: Kann eine Maschine, die Kaffee brühen soll, einen Menschen töten? Sie kann, zumindest im Film: Mit wenigen Handgriffen brachte die Mörderin dem mechanischen Barista die todbringende Bewegung bei.
Was können und vor allem was dürfen Roboter? Mit diesen Fragen setzte sich Prof. Oliver Bendel, Experte für Maschinen-Ethik, beim Forum Technik und Gesellschaft des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI – Bezirk Donau-Iller) auseinander. Wer trägt die Verantwortung für den Mord des Kaffee-Automaten? „Bei einem autonomen Roboter kann das derjenige sein, der den Befehl gegeben, aber auch der, der den Roboter entwickelt hat. Denn man hätte diesem ja beibringen können, dass er keinen Mord ausführen darf. Hierfür benötigt man wiederum die Maschinenethik.“
Bendel, ein gebürtiger Ulmer, hat an seinem Institut an der Fachhochschule Nordwestschweiz den „Ladybird“ („Marienkäfer“)-Saugroboter entwickelt, der vor Insekten und kleinen Tieren innehält, sie verscheucht und den Roboter-Besitzer darüber informiert. Der kann auch seine eigenen Wertvorstellungen ins „Moral-Menü“ der Maschine einspeisen. Zum Beispiel die, dass der autonome Sauger zwar Marienkäfer verschont, dafür aber Spinnen den Garaus macht. Einfache moralische Regeln könnten das Gerät komplett verändern, so Bendel. Er liebe Roboter und brenne für sie und den Bau der Maschinen. „Aber unsere Aufgabe ist nicht, den Menschen ihre Moral vorzuschreiben“, betonte er.
Doch der zunehmende Einsatz von Robotern insbesondere in der Arbeitswelt werfe eine Vielzahl weiterer ethischer und gesellschaftlicher Fragen auf. Die Automaten würden immer mehr zu „Kollegen“: Solche Co-Roboter, wie Bendel sie nennt, sind mobil, kollaborieren und kooperieren mit den Menschen, sie beobachten sie und ahmen sie nach. Sie entlasten sie und nehmen ihnen anstrengende und stupide Arbeiten ab.
Aber was passiert durch die Roboterisierung mit den Arbeitsplätzen? So viel steht für Bendel fest: „Der Mensch wird sich auf jeden Fall die Arbeit mit dem Roboter teilen müssen.“ Zwischen 2016 und 2030 müssten in Deutschland bis zu 33 Prozent der Beschäftigten ausscheiden. Und nicht alle werden neue Jobs in der digitalen Welt finden. „Aber Gewinne werden weiterhin gemacht.“
Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte die Lösung sein. Eine Roboter-Steuer wäre laut Bendel eine Möglichkeit, das Geld dafür zu beschaffen. Auf jeden Fall „müssen wir weiter nach Lösungen suchen, die Innovationen nicht verhindern und den Menschen helfen“, forderte der Wissenschaftler und stellte einen Alternativ-Vorschlag zur Diskussion: Das bedingungslose Grundeigentum. Danach bekäme jeder Mensch bei seiner Geburt oder beim Erreichen der Volljährigkeit ein Grundstück, ein Gebäude oder ähnliches überreicht – quasi als „Willkommensgeschenk und als Antwort auf die Ungerechtigkeit bei der Verteilung.“