Mit annähernd 19.000 Mitgliedern sind die drei Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) die größte Vereinsfamilie links und rechts der Donau. Allerdings aufgeteilt in drei Sektionen, die im Grunde dieselben Ziele verfolgen, in einem Punkt aktuell aber erheblich im Clinch liegen. Um im Bild zu bleiben, haben die beiden Ulmer Sektionen die Seilschaft mit ihren Neu-Ulmer Bergkameraden teilweise aufgekündigt. Es geht ums Geld, und da hört der Spaß auf.

Was ist das Problem?

Als 2011 die Kletterhalle auf dem Areal der ehemaligen Nelson-Kaserne in Neu-Ulm eröffnet wurde, schlossen die drei in der Doppelstadt existierenden DAV-­Sektionen (Ulm, Neu-Ulm, SSV 1846) einen grundlegenden Kooperationsvertrag und eine spezielle Nutzungsvereinbarung. In letzterer ist geregelt, dass die DAV-Mitglieder aus Ulm und vom SSV 46 zu denselben günstigen Konditionen die Kletterhalle nutzen dürfen wie die Neu-Ulmer Mitglieder. Natürlich gab es das nicht zum Nulltarif, die beiden Ulmer Sektionen leisten seither an den Neu-Ulmer Verein Ausgleichszahlungen, die ihnen aber jetzt zu hoch sind. Auf Vorschlag des Hauptvereins in München war vor acht Jahren eine Rechnung aufgestellt worden, die sich an den Mitgliederzahlen orientiert und angenommenen Besuchen, die mit einem bestimmten Koeffizienten multipliziert werden. Der DAV Ulm zahlte deshalb zuletzt etwas mehr als 41.000 Euro jährlich an Neu-Ulm, der SSV-DAV immerhin 7000 Euro. Beträge, die zuletzt explodiert sind, weil vor allem der DAV Ulm enorme Mitgliedszuwächse zu verzeichnen hat und somit immer mehr an Neu-Ulm bezahlen musste.

Das sagen die Beteiligten

„Wir haben anfangs natürlich die Angst gehabt, dass uns wegen der Kletterhalle die Mitglieder davonlaufen“, sagt der Ulmer Sektionsvorsitzende Heinz Schmid. Die Idee der Gleichbehandlung habe sich zum Nachteil seiner Sektion verkehrt, zumal seiner Einschätzung nach weit weniger Ulmer Mitglieder weit seltener als angenommen in die Neu-Ulmer Kletterhalle gehen. Seinen eigenen Recherchen zufolge hätten beispielsweise nur 44 Ulmer DAV-Mitglieder Jahreskarten in der Kletterhalle. Wie viele letztlich das Angebot von Sammelkarten oder Tageskarten in Anspruch nähmen, wisse er nicht genau. Allerdings liege, dessen ist er sich sicher, die Ausgleichszahlung deutlich über dem Betrag, den die Sektion Neu-Ulm durch den verminderten Eintritt für die Ulmer verliert. Trotz der augenblicklich festgefahrenen Verhandlungssituation hofft er auf eine baldige Einigung. Schmid: „Ich denke, wir bekommen das schon noch hin.“
Ins gleiche Horn stößt Martin Rivoir, der Vorsitzende der kleinsten der drei Sektionen, SSV 46. Auch er hat im Vorstand einen entsprechenden Beschluss herbeigeführt, den er obendrein von der Mitgliederversammlung hat absegnen lassen, um eine möglichst große und breite Legitimation zu haben.
Bei Dieter Danks, dem Neu-Ulmer Pendant, hat dies nach eigenen Angaben keine „schlaflose Nacht“ ausgelöst: „Es ist nicht der Kooperationsvertrag, sondern nur die Nutzungsvereinbarung gekündigt worden. Da geht es nur ums Geld. Wir nehmen das zur Kenntnis“, sagte er im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE.
Auch er verweist auf die 2011 festgesetzte Regel, von der er nur wenig abweichen will. Mehr als zehn Prozent Abschlag will er nicht gewähren, was den beiden Ulmer Sektionen aber deutlich zu wenig ist. Danks begründet das mit dem Risiko und den Betriebskosten und sagt, dass er mit den angebotenen zehn Prozent Nachlass „bis an die Grenze des Möglichen“ gegangen sei.
„Ich bedauere diese Kündigungen. Die Vereinbarung war ein Gewinn für alle“, sagte Danks – und legte dann doch kräftig nach. Er sprach von Brexit und Scheidung und erklärte mögliche Fusionsgedanken damit auf Jahre hin für obsolet. Die Vereinbarung, die schwierig genug gewesen sei zu schmieden, sei eine Vorstufe einer möglichen Fusion gewesen, bei der man jetzt um zehn Jahre zurückgeworfen sei. Danks: „Es gibt nur Verlierer“, sagte er zunächst. Dann fügte er an: „Wir werden es nicht sein.“

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Die Struktur des DAV an Donau und Iller

Sektionen Die Verbände im Deutschen Alpenverein (DAV) heißen Sektionen – vergleichbar mit Kreisverbänden anderer Vereine. In Ulm und Neu-Ulm gibt es traditionell drei solcher Sektionen, eine in Neu-Ulm, eine für Ulm, und eine, die im Namen SSV 1846 trägt, ohne organisatorisch etwas mit dem Großverein zu tun zu haben.
Mitglieder Alle drei zusammen kommen auf fast 19 000 Mitglieder links und rechts der Donau, so viel, wie kein anderer Verein in der Doppelstadt. Die größte Sektion ist Neu-Ulm mit etwa 8700 Mitgliedern, gefolgt von Ulm mit etwas mehr als 8000 Mitgliedern und der Sektion SSV 1846 mit knapp 2000 Mitgliedern.