Steigende Infektionszahlen, immer mehr Todesopfer – die Corona-Krise hält fast überall auf der Welt unvermindert an, die Wirtschaft ist schwer getroffen. Forscher suchen global nach Medikamenten gegen die Lungenerkrankung Covid-19 und Impfstoffen gegen das Corona-Virus. Mit Erfolgen wird allgemein erst Ende 2020 oder Anfang 2021 gerechnet.
Die Corona-Krise bestimmt auch das Leben und die Geschäfte von Boehringer Ingelheim und Boehringer in Biberach, wie das Unternehmen berichtet. Von den weltweit 51.000 Mitarbeitern des Konzerns arbeiten fast 40.000 im Homeoffice. Zugleich laufen die Geschäfte gut im Konzern, im Geschäftsjahr 2019 konnte Boehringer Ingelheim Gewinn und Umsatz steigern.

Rund 100 Wissenschaftler forschen zu Corona-Medikamenten und Impfstoff

Das Pharmaunternehmen investiert und engagiert sich auch gegen Corona mit sozialen Aktionen und der Beteiligung an wissenschaftlichen Projekten. Seit Januar beschäftigt sich ein wachsendes, derzeit mehr als 100 Boehringer-Wissenschaftler umfassendes Team mit Behandlungsmöglichkeiten gegen die Lungenkrankheit Covid-19. Impfstoffe für Menschen (Humanimpfstoffe) seien zwar kein Forschungsschwerpunkt von Boehringer Ingelheim. „Wir bringen jedoch unsere Kompetenzen aus unterschiedlichen Gebieten bei Aktivitäten ein, um medizinische Therapien für diese Pandemie zu finden“, heißt es bei Boehringer. Dabei setzen die Forscher auf „umfangreiches Wissen in den Bereichen Atemwegserkrankungen und Virologie“, das man in den vergangenen Jahrzehnten erworben habe.
Boehringer beteilige sich an verschiedenen Projekten, um mit akademischen Forschern, öffentlichen Einrichtungen, internationalen Konsortien und anderen Akteuren der biopharmazeutischen Industrie medizinische Lösungen für die Pandemie zu finden.

Suche nach Antikörpern gegen das Coronavirus

Substanzbibliothek: Boehringer durchforstet seine gesamte Moleküldatenbank (rechts) mit mehr als einer Million Substanzen, um mögliche Moleküle zu identifizieren, die das Virus bekämpfen könnten.
Substanzbibliothek: Boehringer durchforstet seine gesamte Moleküldatenbank (rechts) mit mehr als einer Million Substanzen, um mögliche Moleküle zu identifizieren, die das Virus bekämpfen könnten.
© Foto: BI/Boehringer Ingelheim GmbH/obs
„Wir alle suchen neue Antworten auf die Frage, wie wir das Virus bekämpfen können“, sagt der für die Covid-19-Forschung bei Boehringer zuständige Wissenschaftler Cyrille Kuhn. Gesucht wird etwa nach neuen virusneutralisierenden Antikörpern. Dafür wird die gesamte Molekül-Bibliothek von Boehringer nach Substanzen durchforscht, die das Virus Sars-CoV-2 bekämpfen könnten. Dabei geht es sowohl um bestehende Stoffe aus früheren Forschungen als auch um Wirkstoffe, die sich gerade in der „Pipeline“, also der Entwicklung befinden.
Die Ingelheimer beteiligen sich auch an mehreren internationalen Forschungskonsortien. Zum Beispiel in der Innovative Medicines Initiative der Europäischen Union und einer von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung geleiteten Initiative.

Soziales Engagement in der Corona-Krise

Der Vorsitzende der Unternehmensleitung, Hubertus von Baumbach, sagte, Boehringer sehe sich als aktiver Partner im weltweiten Kampf gegen Covid-19. Einige der Maßnahmen im Rahmen des globalen Unerstützungsprogramms:
  • Der Konzern bietet seinen 51.000 Beschäftigen auf Wunsch für eine ehrenamtliche Mitarbeit bei Hilfsorganisationen im Einsatz gegen die Corona-Pandemie bis zu zehn Tagen bezahlten Urlaub.
  • Es wurde ein Spendenfonds in Höhe von 5,8 Millionen Euro für lokale Hilfsmaßnahmen eingerichtet.
Weiter gibt es einen Hilfsfonds in Höhe von 580.000 Euro für Sozialunternehmer und deren Regionen in Kenia und Indien, die das Unternehmen durch seine Initiative „Making More Health“ unterstützt.
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Wirtschaftlich gut gerüstet in Zeiten der Corona-Pandemie

Dank einer soliden Entwicklung im Pharmakonzern in den vergangenen Jahren könne Boehringer die Folge der Pandemie abfedern, hieß es in der Mitteilung.
Im Geschäftsjahr 2019 konnte Boehringer Gewinn und Umsatz steigern, wie das Unternehmen weiter mitteilte.
  • Der Gewinn lag bei 2,7 Milliarden nach 2,1 Milliarden im Jahr zuvor.
  • Die Erlöse kletterten währungsbereinigt um 5,7 Prozent auf 19,0 Milliarden Euro.
  • Die Investitionen in Forschung und Entwicklung trieb Boehringer 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent in die Höhe auf fast 3,5 Milliarden Euro, das sind mehr als 18 Prozent des Umsatzes.
  • Das Geschäft mit Medikamenten für Menschen steuerte 74 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Die meisten Gewinne brachten Medikamente gegen Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.

Das ist der Boehringer-Standort in Biberach

Fakten und Zahlen rund um den Boehringer-Standort in Biberach.
  • Das Werk Biberach ist dem Unternehmen zufolge das größte internationale Forschungs- und Entwicklungszentrum von Boehringer Ingelheim.
  • Es handelt sich um den größten Standort in Europa für die Herstellung von biopharmazeutischen Wirkstoffen auf Basis von Zellkulturen, globaler Launch-Standort für diese Wirkstoffe.
  • In Biberach arbeiten mehr als 6300 Menschen bei Boehringer, das sind 12 Prozent der weltweiten Mitarbeiterzahl und 40 Prozent der Mitarbeiterzahl in Deutschland.
  • Das Betriebsgelände in Biberach umfasst mehr als 642.000 Quadratmeter. Davon entfallen auf Büros 63.800 Quadratmeter, auf Labore 42.680 Quadratmeter, auf die Produktion 30.420 Quadratmeter und auf Lager 47.080 Quadratmeter.
  • Der Standort Biberach wird seit Jahren ausgebaut. Aktuell entsteht mit einer Investitionssumme von etwa 240 Millionen Euro das Biologicals Development Centre, ein Zentrum für die Entwicklung neuer biologischer Wirkstoffe aus eigener Forschung. Es soll im Frühjahr 2021 fertig sein. Ein weiteres aktuelles Projekt ist eine neue Anlage zur sterilen Abfüllung von Biopharmazeutika für Klinische Studien, die 40-Millionen-Euro-Anlage soll ebenfalls im Frühjahr 2021 fertig werden.