Wegen des Coronavirus Covid 19 werden die Blutkonserven in den Ulmer Kliniken knapp. Nachdem die Zahl der Infektionen auch in Baden-Württemberg weiter steigt, wurde am Donnerstag bekannt, dass eine Mitarbeiterin des Bundeswehrkrankenhauses (BWK) in Ulm positiv auf Corona getestet worden war – und Kontakt zu vielen Patienten hatte, da sie ohne Symptome war.

Lange Schlange beim Blutspende-Termin in Ulm

Ebenfalls am Donnerstag bot sich folgendes Bild: Eine Schlange bis weit auf den Parkplatz, viele Menschen die – zum Teil auf Abstand zueinander bedacht – anstehen. Es war der wöchentlichen Blutspende-Termin des Ulmer Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik auf dem Eselsberg.

Blutkonserven-Mangel an Krankenhäusern in Ulm: Mehr Spender dank Corona

Zuvor hatten Kliniken und das Deutsche Rote Kreuz einen Rückgang der Blutspende-Bereitschaft beklagt: Mancherorts waren nicht mehr genügend Konserven vorhanden. Diesen Eindruck bestätigt auch Stefanie Böckler. Sie ist Ärztin am BWK: „Wir haben aktuell einen Mangel. Am Mittwoch gab es die Blutgruppe A nicht mehr, wir mussten auf die Universal-­Gruppe 0 negativ zurückgreifen.“
Auch ohne diesen äußeren Anreiz wäre es für die 27-Jährige wieder einmal Zeit gewesen, Blut spenden zu gehen. „Heute ist das zwölfte Mal für mich. Ich versuche, zweimal im Jahr zu gehen, öfter schaffe ich es leider nicht.“

Punktlandung bei Spenden

An der Schlange vor dem Institut ist zu sehen, dass die Appelle der letzten Tage einen mobilisierenden Effekt hatten. In Baden-Württemberg und Hessen, deren Blutspende-Aktionen im Deutschen Roten Kreuz (DRK) gemeinsam orchestriert werden, wurden die Erwartungen in den letzten Tagen erfüllt. „Wir haben für Mittwoch mit 2605 Spenden geplant und 2617 erhalten – eine Art Punktlandung“, sagt Eberhard Weck, Pressesprecher des Blutspendedienstes des DRK für Baden-Württemberg und Hessen.
Doch für die medizinische Versorgung ist laut Weck vor allem wichtig, dass dies kein kurzfristiger Aufschwung ist. „Wir kennen den Effekt, dass auf Krisen eine hohe Spendenbereitschaft folgt, etwa nach dem 11. September.“

Haltbarkeit der Blutkonserven begrenzt, Bedarf bleibt

Weil die Haltbarkeit von Blutkonserven begrenzt ist, braucht es aber kontinuierliche Blutspenden. „Wir brauchen dauerhafte Motivation“, sagt Weck. Die Spendenbereitschaft auch in den kommenden Wochen aufrecht zu erhalten, sei entscheidend.

Blutspendeverbot nach Kontakt mit Corona-Infizierten

Covid-19 hat zwar nach bisherigem Kenntnisstand keinen unmittelbaren Mehrbedarf an Blutkonserven zur Folge. Trotzdem hat die Pandemie auch hier Einfluss auf die medizinische Versorgung. Eine Welle von Atemwegserkrankungen könnte Engpässe auslösen, auch wenn der Verbrauch nur stabil bliebe.
Auch bei der Blutspende gelten Vorsichtsmaßnahmen gegen die SARS-CoV-2 Epidemie.
Auch bei der Blutspende gelten Vorsichtsmaßnahmen gegen die SARS-CoV-2 Epidemie.
© Foto: Daniel Roßbach
„Wer Kontakt zu mit Covid-19-Erkrankten hatte, darf vier Wochen lang nicht spenden, wer selbst von der Krankheit genesen ist, vier Monate lang“, erklärt Weck. Das Virus könnte den Kreis von Spendern stark einschränken.

Vorsichtsmaßnahmen gegen Covid-19

Beim Blutspende-Termin am Donnerstag gab es außerdem ausgeweitete Vorsichtsmaßnahmen Bei allen Personen, die spenden wollten, wurde vor Betreten des Labors die Körpertemperatur gemessen. Und alle, die Symptome von Atemwegsinfektionen hatten, sich in den letzten vier Wochen in Hochrisiko-Gebieten aufhielten oder Kontakt zu Erkrankten und Verdachtsfällen hatten, durften nicht spenden.
Denkbar ist es daher, Kriterien für die Blutspende zu lockern – etwa, was Alterslimits angeht. Eine solche Entscheidung müssten Bundesärztekammer und Robert-Koch-Institut treffen.

Kritik an Ausschluss schwuler Männer

Im Zuge der Krise wurde auch erneut Kritik daran laut, dass in Deutschland Männer, die mit Männern Sex haben, für das Blutspenden als Risikogruppe eingestuft werden: Sie dürfen nur Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang nicht sexuell aktiv waren.
DRK-Sprecher Weck sagt dazu, dass Rote Kreuz wolle die Regeln für die Blutspende nicht beeinflussen. Wichtig für die Organisation von Spenden sei vor allem, dass es verbindliche und konkrete Regeln gebe, die lokal angewandt werden können.

Regelmäßiger Spendentermin

In Ulm kann im Institut für Tranfusionsmedizin in der Helmholtzstraße jeweils donnerstags von 11 bis 19 Uhr Blut gespendet werden. Auf der Webseite des DRK kann man sich darüber informieren, ob man zur Blutspende zugelassen ist. Männer dürfen sechs, Frauen viermal pro Jahr spenden.