Es ist schon einige Tage her, dass Kitas und Schulen geschlossen wurden wegen des Coronavirus Covid 19. Jetzt ist es schwerer den Lernstoff durchzunehmen. Lösungen ins Aufgabenheft notieren, tägliche Anweisungen per Mail oder wöchentlich über eine Cloud – Ulmer Schulen probieren verschiedene Mittel und Wege, damit Schülerinnen und Schüler bis zu den Osterferien Unterricht daheim erhalten.

Pestalozzischule Ulm: Lernmappe für Schüler wegen Corona per Post

„Altmodisch und analog“, so bezeichnet Stefan Henke, Schulleiter der Pestalozzischule auf dem Kuhberg, die Lernmittel, die seine Schule den 92 Mädchen und Jungen mitgegeben oder sogar per Post verschickt hat. Jedes Kind von Klasse eins bis neun hat nämlich eine Lernmappe zusammengestellt bekommen. Deswegen waren die Lehrer des sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums am Wochenende in der Schule und haben kopiert, kopiert, kopiert. Denn: „Wir können nicht alle Kinder unserer Schule online erreichen. Manche haben das neueste Handy, manche kein einziges Gerät für Online-Unterricht daheim.“

Daheim Lernen wegen Coronavirus kein Ersatz für Unterricht

Deswegen bekamen alle Mädchen und Jungen am Montag von ihren Lehrern diese Lernmappen ausgehändigt, wie Henke sagt. Damit für die Kinder und Jugendlichen klar ist, dass das „nicht nur Beschäftigungstherapie oder Pillepalle ist“, hat  man mit ihnen vereinbart, dass sie wöchentlich von ihren Lehrern angerufen werden. So will Henke Verbindlichkeit herstellen.  Nur: Eine richtige Kontrolle der Aufgaben wird es erst geben, wenn die Kinder wieder in der  Schule sind und ihre Lernhefte abgegeben haben. Für Henke ersetzt diese Art des Lernens keinen  Unterricht. „Wir können zum Beispiel keinen Förderunterricht einrichten.“

Fünf Kinder wegen Corona an Schule in Ulm am Kuhberg in Notfallgruppe

Auch, wenn man sich die Art des Lernens „ganz schnell ausgedacht hat“, ist Henke damit zufrieden, zumal es sich um eine „besondere Situation“ handelt. An der Jörg-Syrlin-Grundschule auf dem Kuhberg lernen üblicherweise 270 Kinder. Zurzeit werden dort jedoch gerade mal fünf Kinder in der Notfallgruppe betreut. Alle anderen sitzen zuhause, über Aufgaben, die ihnen die Lehrerinnen für drei Wochen zusammengestellt haben. Die Erst- und Zweitklässler haben Tagespläne bekommen, die Dritt- und Viertklässler Wochenpläne. So berichtet es Schulleiterin Elke Ruhland.  Sollte den Kindern das Material ausgehen, können sich die Eltern digital melden, zunächst bei ihren Elternvertretern, die dann die Anfragen weitergeben. Eifrige Schülerinnen und Schüler, die ihre Aufgaben bereits frühzeitig kontrolliert haben wollen, können sie in den Briefkasten der Schule einwerfen. Denn: „Wir sind, wie alle, angehalten, soziale Kontakte zu minimieren“, sagt Ruhland. Genau das empfindet sie als merkwürdige Situation. „Am Montag die Schule zu verlassen, war ein Weg ins Ungewisse.“

Trotz Corona Unterricht nach Stundenplan an der Einstein Realschule in Ulm

Es ist erst Tag drei der Schulschließung, doch für die 640 Schülerinnen und Schüler der Einstein-Realschule läuft der Unterricht wie gehabt nach Stundenplan. Bereits am Vorabend versenden die Lehrer die Aufgaben, damit alle am kommenden Vormittag loslegen können. „Wir wollen die Struktur des Stundenplans möglichst erhalten“, sagt Schulleiter David Langer. Möglich ist das nicht etwa über eine Lernsoftware, sondern per E-Mail, verschlüsselt, wie Langer betont. Die Adressen liegen bis auf eine vollständig vor, da die Schule die Elternbriefe seit geraumer Zeit nur noch per Mail verschickt. „Wir wollen Papier sparen“, sagt Langer. Eine Familie hat bewusst die Mail-Adresse nicht hinterlegt – „sie müssen sich von einem Mitschüler die Aufgaben holen“.

Lehrer Tobias Schmidt gibt Online-Unterricht

Eine Ausnahme ist der Klassenlehrer der 9a, Tobias Schmidt. Er erteilt sogar Online-Unterricht in den Fächern Deutsch, Geschichte und Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung. Da alle in der 9a über Internet verfügen, Lehrer Schmidt technisch offenbar ein Fuchs ist und eine Plattform eingerichtet hat, funktionierte bereits der erste Unterricht am PC oder Smartphone. Es besteht eine Audioverbindung, Dokumente können verschickt werden, so dass gleichzeitiges Lernen für alle funktioniert. Im virtuellen Klassenraum herrschen Regeln:  Schüler können sich per Tastaturbefehl melden, alle anderen müssen dann zuhören.
Langer ist zufrieden mit der Art des Unterrichts, eine „gelebte Lehrer-Schüler-Beziehung“. Doch könne Unterricht auf die Weise nicht vollständig ersetzt werden, da etwa „Leistungsmessungen nicht möglich“ sind.

Waldorfschule in Ulm wegen Coronavirus auch online mit Schülern in Kontakt

Digital unterwegs sind auch die 450 Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule Römerstraße. Geschäftsführer Hartmut Semar formuliert es so: „Waldorf hin oder her, online ist gar nicht so doof.“ Die Schule hat seit einiger Zeit bei einer Firma einen eigenen Server gemietet – ursprünglich, um die Eltern zu erreichen. Jetzt erhalten Schüler in höheren Klassen so ihre Aufgaben im Wochenarbeitssystem. Semar selbst hat ein Video für seine Schülerinnen und Schüler aufgenommen, sein erstes überhaupt, und in die Cloud gestellt. „Aller Anfang ist schwer, ich brauchte ewig.“
Für diejenigen, die sich aufs Abitur vorbereiten, gibt es täglich neue Aufgaben und sogar jeden Nachmittag eine Telefonsprechstunde. Denn: „Noch steht der Abiturtermin.“ Nämlich gleich nach den Osterferien.
Fürs Lernprogramm an der Waldorfschule gibt es bei Kindern, Jugendlichen und Eltern momentan durchweg positive Rückmeldungen, berichtet Semar. „Mal gucken, wie es in zwei Wochen läuft.“  Momentan sei die Atmosphäre „eher entspannt“.

Online Lernen wegen Corona - Server wegen Lernsoftware überlastet

An den Gymnasien gab es hingegen Spannung wegen der digitalen Lernplattformen. Zunächst wurde „Moodle vom Landeshochschulnetz „BelWü“ installiert, im Auftrag des Kultusministeriums. Nur war der Server vom ersten Tag an völlig überlastet, da alle Schüler gleichzeitig vormittags darauf zugriffen. Anders war die Situation gegen Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden – da konnte sich jeder Aufgaben herunterladen, was natürlich niemand machte. „Frustrierend“, fand das Martina Lutz, die Schulleiterin des Schubart-Gymnasiums. Aus dem Grund entschieden sich manche Lehrer für die Plattform „Google Classroom“. Die war aber zunächst vom Ministerium aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt.  Den Ärger von Schülern, Eltern, auch Lehrern  bekam Lutz in Mails und Telefonaten zu spüren. Mittlerweile hat das Kultusministerium als pragmatische Lösung festgelegt, dass „Moodle“ und „GoogleClassroom“ parallel genutzt werden können.

Wann ist Abiturprüfung? Droht Terminverschiebung wegen Corona

Zum Abiturprüfungstermin hat Lutz derzeit keine neuen Kenntnisse. Das Kultusministerium will diese Woche noch mitteilen, ob es beim bisherigen Prüfungstermin bleibt. Für Lutz steht aber fest: „Das Abitur wird stattfinden. Die Schüler werden keine Nachteile haben.“

Schüler in Notgruppen betreut

Versorgung Kinder, deren Eltern beruflich unabkömmlich sind, werden weiterhin in Notgruppen betreut. Derzeit befinden sich 80 Kinder im Grundschulalter in Notgruppen, bis zu 15 Kinder an weiterführenden Schulen. Diese Zahlen nennt Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport der Stadt Ulm. Die Kinder bekommen in der Betreuung ein Mittagessen. Semler geht davon aus, dass für diese Art der Betreuung in der nächsten Woche deutlich mehr Kinder angemeldet werden.