Wer mit einem Tagessatz von 14 Euro auskommen muss, für den sind Zuzahlungen für die medizinische Versorgung kaum zu leisten: wenn beispielsweise Rezeptgebühren zwischen fünf und zehn Euro anfallen oder Eigenbeteiligungen für Krankenhausaufenthalte und Therapien, für Brillen oder Zahnersatz. Für solche Fälle hat die Caritas einen Spendentopf, „aus dem man unbürokratisch schnelle Hilfe leisten kann“, sagt Erwin Gürtler von der Wohnungslosenhilfe. Allerdings gehen diese Mittel aktuell zur Neige.
Selbst auf der Straße gelebt
Eine vollständige Befreiung von Zuzahlungen ist in Deutschland nicht möglich, erläutert Gürtler. „Erst wenn die Belastungsgrenze von zwei Prozent des Einkommens überschritten wird und insgesamt 101,76 Euro geleistet wurden, kann man einen Antrag auf eine Befreiung für den Rest des Jahrs stellen“, beschreibt der Mitarbeiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe die Rechtslage. Die Krux ist aber, dass man für den Antrag sämtliche Belege für die bezahlten Rezeptgebühren vorlegen muss. Das ist bei seiner Klientel „illusorisch“.
Das bestätigt Jörg Zweng, der in Ulm besser als Trottwar-Verkäufer Lemmy bekannt ist und selbst einige Jahre auf der Straße gelebt hat: „Du hebst nichts auf, wenn du Platte machst. Da musst du schauen, dass du dein Zeug zusammenhältst.“ Wichtig sei der Personalausweis und unter Umständen die Geburtsurkunde. Aber alles andere? Die Lebensrealität auf der Straße sei, dass der Rucksack mit dem gesamten Inhalt immer mal wieder nass werde: „Klamotten kannst du aufhängen, aber Papiere eigentlich nur wegschmeißen.“
Weniger Geld zur Verfügung als mit Hartz IV
Inzwischen lebt Lemmy in einer kleinen Wohnung, hat aber als Geringverdiener weniger Geld zur Verfügung als mit Hartz IV. Er profitiert aber noch von seinen Kontakten zur Wohnungslosenhilfe. Das tun auch andere.
Wie Gürtler berichtet, wurden aus dem Spendentopf im vergangenen Jahr 78 Personen unterstützt mit einem Aufwand von rund 2000 Euro – macht also etwa 25 Euro pro Nase. „Es ist gut, dass es diese Möglichkeit in Ulm gibt“, lobt Lemmy.
„Wenn man 14 Euro am Tag hat und davon zehn Euro für ein Medikament zahlen muss, bleibt nicht viel übrig fürs Essen und alles andere“, beschreibt Gürtler die Lage der Betroffenen, deren Kasse chronisch klamm ist. Er versichert: Das Geld wird nicht bar ausgezahlt, sondern nur gegen Vorlage der Quittung erstattet.
Wohnsitzlose werden oft bestohlen
Das Geld aus dem Spendentopf setzen die Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe auch anders ein, beispielsweise für die Wiederbeschaffung von Papieren. Gürtler: „Es kommt oft vor, dass auf der Straße Rucksäcke geklaut werden oder verloren gehen.“ Wer keine Papiere hat, bekommt keine Sozialleistungen. Allein neue Passbilder kosten sieben Euro in der günstigsten Variante.
Überdies werden mit dem Geld Lebensmittelgutscheine für den Tafelladen finanziert. Laut Erwin Gürtler wurden im Jahr 2018 rund 300 Gutscheine im Wert von fünf oder zehn Euro gekauft. Ausgegeben wurden sie an Menschen, um „akute Notlagen zu überbrücken“. Beispielsweise wenn bei ehemaligen Wohnungslosen der Kühlschrank kaputt gegangen war und die finanziellen Mittel mit der Wiederbeschaffung restlos ausgeschöpft waren.
Spenden willkommen
Gürtler: „Die Möglichkeit, solchen Menschen unter die Arme greifen zu können, ist wichtig für uns.“ Darum hoffen er und Caritas-Regionalleiterin Alexandra Stork darauf, dass sich Spender finden, die den Topf wieder auffüllen.
Beratungsstelle muss am Michelsberg ausziehen
Personal
Die Wohnungslosenhilfe der Caritas Ulm/Alb-Donau hat zehn Vollzeitstellen. Diese verteilen sich auf die Bereiche Fachberatung, Tagesstätte, Aufnahmehaus, ambulant betreutes Wohnen, Notfallwohnen und ABC (aufsuchende Arbeit).
Die Wohnungslosenhilfe der Caritas Ulm/Alb-Donau hat zehn Vollzeitstellen. Diese verteilen sich auf die Bereiche Fachberatung, Tagesstätte, Aufnahmehaus, ambulant betreutes Wohnen, Notfallwohnen und ABC (aufsuchende Arbeit).
Räume
Der Fachbereich hat seinen Sitz an der Michelsbergstraße 5. Dieses Haus muss die Caritas wegen eines Besitzerwechsels aber in absehbarer Zeit verlassen. Neue Räume werden gesucht. Derzeit ist die Caritas deshalb in Gesprächen mit der Stadt Ulm und der UWS, ob dafür das bisherige Frauenhaus genutzt werden kann. Diese Einrichtung bezieht in Kürze ein neues Gebäude. Da dieses Haus bislang aber für Wohnbelegung ausgelegt ist, müsste dafür etwas umgebaut werden.
Der Fachbereich hat seinen Sitz an der Michelsbergstraße 5. Dieses Haus muss die Caritas wegen eines Besitzerwechsels aber in absehbarer Zeit verlassen. Neue Räume werden gesucht. Derzeit ist die Caritas deshalb in Gesprächen mit der Stadt Ulm und der UWS, ob dafür das bisherige Frauenhaus genutzt werden kann. Diese Einrichtung bezieht in Kürze ein neues Gebäude. Da dieses Haus bislang aber für Wohnbelegung ausgelegt ist, müsste dafür etwas umgebaut werden.