Mit Gästen zusammen Löwen beobachten, Elefanten beim Spielen zuschauen, dem Konzert der Vögel lauschen und das immer im Einklang mit der Natur – so sieht der Alltag der 42-jährigen Daniela Mates aus. Sie ist Rangerin in Afrika. Da dies nicht gerade ein klassischer Beruf ist, den man in Deutschland einfach erlernen könnte, kam sie auf Umwegen dazu. „Nach der Schule wusste ich nicht, was ich beruflich machen sollte und bin dann beim Finanzamt in Ulm gelandet“, so Mates. Es folgten Stationen bei der Arbeitsagentur und bei einer Unternehmensberatung – aber insgesamt war ihr das alles zu langweilig. „Ich wollte raus, etwas Aufregendes machen,“ so Mates. Dabei kam der Zufall zur Hilfe. Danielas Vater unternahm eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad. Auf der Reise begegnete ihm eine Frau, die seiner Meinung nach Daniela mehr als ähnlich sah – so kam er mit ihr ins Gespräch. Wieder zuhause gab er Daniela die Kontaktdaten mit dem Hinweis: „Ich habe deine Zwillingsschwester kennengelernt.“ „Ich war natürlich neugierig, also habe ich sie angeschrieben und wir haben Bilder ausgetauscht. Ähnlichkeit gab es außer den Locken nicht so viel, aber es kam raus, dass sie bei RTL arbeitet und nach ein paar E-Mails bot sie mir einen Job an.“ Genau das Richtige für Daniela! Bevor es losging, wollte sie aber noch ein wenig Urlaub machen, also flog sie nach Südafrika. „Und was soll ich sagen: Ich habe mich auf dieser Reise in das Land verliebt – Tauchen, Küste, Wald, Einsamkeit und die Weite, ich habe eine tiefe Verbindung gespürt – es war der Wahnsinn.“ Also machte sie ein- bis zweimal im Jahr dort Urlaub, der Bezug zu Südafrika wurde jedes Mal stärker.

Vom Fernsehjob mitten in die Wildnis gekommen

„Bei RTL in Köln hatte ich damals eine richtig spannende Zeit, da kam auch einfach mal der Boxer Klitschko zur Tür rein oder Formel-1-­Legende Bernie Ecclestone, es war immer was los. Eines Tages kam mir aber genau dort, mitten im Büro, ein Geistesblitz: Ich werde Rangerin! Das war eine ganz starke Eingebung – wie aus dem Nichts und ich wusste: das ist es!“ Also kontaktierte Daniela mehrere Bekannte, die sie auf ihren Reisen getroffen hatte und bald stand fest, dass sie einen Jahreskurs zu Rangerin machen würde. Im September 2010 ging es nach Südafrika, Daniela bezeichnet dies rückblickend als die aufregendste Zeit in ihrem Leben. Sie hatte eine Menge zu lernen, von Geologie über Sternenkunde bis zu ganz praktischen Dingen wie Jeep fahren oder mit scharfer Munition schießen, alle Kurse natürlich auf Englisch. Das war nicht einfach, aber Daniela ließ sich nicht beirren, sie wollte genau das. „Wenn man nachts im Zelt liegt und ein Löwe streunt vorbei, hat man das Gefühl man gehört dazu, es ist nicht wie im Zoo – man ist hier mittendrin. Das erdet einen, ganz andere Sachen werden für einen wichtig“, sinniert Daniela. Im letzten Sommer kam Daniela für ein paar Monate zurück nach Deutschland und musste wegen der Coronasituation dann auch eine Weile auf den Rückflug nach Südafrika warten. Ende Februar ging es dann aber endlich zurück. „Als ich dort ankam, war mein Haus mit Blumen und Ballons geschmückt und Freunde hatten bereits meinen Kühlschrank mit Lebensmittel vollgepackt. Da bin ich ganz sentimental geworden! Nach der Quarantäne haben wir uns alle getroffen und das Wiedersehen gefeiert.“ Das Eingewöhnen dauerte für Daniela nicht lange – kein Wunder bei Sommer und ständigem Sonnenschein nach dem langen, kalten Winter in Deutschland. Allerdings hat Corona auch den südafrikanischen Alltag fest im Griff. „Von Februar bis Mai hatten wir kaum Corona-Fälle, nun ist Winter und die Fälle steigen wieder an. Das ist frustrierend, weil ich gerade auch die Zeit in Deutschland Anfang des Jahres miterlebt habe, als täglich über 20.000 Fälle registriert wurden“, erzählt Daniela. Der internationale Tourismus ist praktisch für ein ganzes Jahr zum Erliegen gekommen. Erst seit Mai kommen wieder mehr Touristen aus aller Welt – vor allem Amerikaner, da diese mit ihrem Impfprogramm schon weit fortgeschritten sind. Südafrika wurde lange als Virus-Variantengebiet eingestuft, die dadurch nötige Quarantäne bedeutet, dass nur wenige Deutsche in Südafrika Urlaub machen. Das ist für Daniela, die sich auf geführte Touren und Safaris auf Deutsch spezialisiert hat, natürlich nicht einfach. Aber die Anfragen werden nun wieder täglich mehr: „Ich war in den letzten Wochen mit sehr vielen Anfragen beschäftigt. Ein paar noch für dieses Jahr, ansonsten für 2022. Im Moment arbeite ich relativ viel im Büro an neuen Angeboten. Demnächst geht es aber wieder raus, mit zwei anderen Guides reise ich in eine Berggegend mit subtropischem Regenwald. Dort werden wir auf eine kleine ornithologische Exkursion gehen und darauf freue ich mich schon sehr“, erzählt Daniela von ihrem Arbeitsalltag in Südafrika. „Aber natürlich herrschen auch hier striktere Regeln. Restaurants sind geschlossen, Veranstaltungen und Feiern sind nicht erlaubt und Masken sind seit letztem Jahr Pflicht,“ schildert sie die Situation, die unserer in den vergangenen Monaten nicht unähnlich ist. Die Impfstrategie legt fest, dass erst Menschen über 50 geimpft werden, „für meinen Geschmack könnte das alles etwas zackiger gehen, aber gut, Afrika ist halt auch nicht Deutschland“.

Unendliche Weiten gibt es in Südafrika

Gerade eben erst ist Daniela von zwei sehr unterschiedlichen Touren durch die Weite Südafrikas zurückgekommen: „Zuerst war ich mit einem Pärchen aus der Schweiz unterwegs. Von den unglaublich tollen Drakensbergen bis zum Kruger-Park. Die Tiersichtungen waren atemberaubend: sich paarende Leoparden, Nashörner nur zwei Meter vom Safari-Fahrzeug entfernt, brüllende Löwen, kämpfende Zebras und eine große Elefantenherde mit einem nur wenige Tage alten Elefantenkalb“, schwärmt die Rangerin. Ein paar Tage danach ging es für sie dann auf eine
Safari zu Fuß, mit Rucksack, Zelt und Isomatte. „Dies ist eine besonders intensive Erfahrung, man kommt der Natur und den Tieren unglaublich nahe. Man merkt dabei, was tatsächlich wichtig im Leben ist und die Antwort ist einfach: Wasser: Danach gräbt man selbst auf so einer Wildnis-Safari, wie die Elefanten dies auch tun. Das Essen führt man selbst mit sich und muss es tragen. Man lernt, mit wie wenig man eigentlich auskommt. Schutz ist wichtig, entweder ein Zelt oder die Sicherheit in der Gruppe. Wenn man durch den Busch wandert, wird nicht gesprochen, denn nur so hört man, ob sich Tiere in der Nähe befinden. Es ist wie Meditation, plötzlich sieht, hört und riecht man intensiver – dies alles hilft, um sich bewusst zu werden, dass wir jetzt leben, nicht im Gestern, nicht im Morgen.“

In der Coronazeit eine Stiftung gegründet

Aber nicht nur mit der atemberaubenden Natur füllt Daniela ihre Tage. Im Lockdown hat sie zusammen mit anderen Naturliebhabern eine Stiftung gegründet. Sie soll dazu beitragen, dass Naturschutzgebiete erhalten bleiben, dabei wird auch die lokale Bevölkerung, die im Umkreis des Kruger-Parks lebt, miteingebunden. „Unser aktuellstes Projekt geht bald zu Ende und heißt ,BurpeesForConservation‘. Ein Burpee ist eine Kombination aus Liegestütz und Strecksprung. Wir konnten über 3.500 Menschen in 43 Ländern weltweit dafür begeistern, Burpees zu machen und zu spenden. 628.000 Burpees und eine Million südafrikanische Rand kamen dabei zusammen – darauf sind wir unendlich stolz“, freut sich Daniela. Das Geld geht an die Anti-Wilderer-Einheiten, die Hundestaffel und Hundeführer der „Greater Kruger Environmental Protection Foundation“. Sie sollen dadurch eine bessere Ausbildung erhalten.

Schmerzlich vermisst: Milchreis und Brot

Daniela genießt ihr Leben weit weg von Deutschland. Ein paar Dinge vermisst sie aber doch: „Meine Mama und ihre gute Küche, Familie und Freunde, deutsches Brot, Quark, Milchreis und ein paar andere Lebensmittel. Was mir auch manchmal fehlt, sind diese schönen langen und lauen Sommerabende, an denen man im Städtle mit seinen Freunden draußen im Restaurant oder im Biergarten sitzt. Und die schöne Architektur und Gebäude mit Geschichte und Charakter. Was ich überhaupt nicht vermisse, sind grantige Leute, die vergessen haben, dass man einfach mal freundlich grüßen kann. Auch die konstant negative Berichterstattung der Medien, speziell jetzt während der Corona-Zeiten. Es ist so, als ob alles Positive und Lustige nicht mehr vorhanden wäre. An jedem Tag, gibt es doch etwas, für das man dankbar sein kann.“ Und das ist Daniela jeden Tag. Dankbar für die Chance, ihren Traum zu leben. Ein Ende ist nicht abzusehen: „Ich bleibe offen für alles, was in meinem Leben noch auf mich zukommt. Ich habe gelernt, dass es viel wichtiger ist, meinem Bauchgefühl zu folgen als irgendwelchen hypothetischen, festgezurrten Plänen. Ich lebe im Jetzt, und im Jetzt bin ich äußerst glücklich.“
[Frizz]

Auch mal Lust auf Safari?

Daniela bietet auf ihrer Webseite eine Auswahl an Touren an. Die Rangerin ist sehr flexibel und hat viel Erfahrung mit unterschiedlichsten Touren, deshalb kann sie Touren auch auf Wünsche und Bedürfnisse anpassen.
Webseite:
www.matakataka.com
Stiftung:
www.tshemboafricafoundation.com
Aktion:
www.burpeesforconservation.com