Ralf Milde hatte es für einen schlechten Scherz gehalten. Dass ausgerechnet er auf ausdrücklichen Wunsch des scheidenden Theaterintendanten Andreas von Studnitz im Namen der Stadträte sprechen „darf, soll, muss“. Aber gut, dachte sich Milde wohl, wenn von Studnitz das will, dann kriegt er es auch: „Wir mögen beide keine Nettigkeiten.“
Zuerst aber sang von Studnitz bei seiner Verabschiedung im Rathaus-Foyer vor 100 Gästen aus Politik und Kultur im Duett mit Henrik Wager „Can’t Fight This Feeling“ (begleitet von Ariane Müller), was OB Gunter Czisch so kommentierte: „An den Tönen kannst du noch arbeiten.“ Czisch würdigte zwölf „ereignisreiche, spannende, leidenschaftliche Jahre“ eines Intendanten, dessen Besonderheiten „Klapprad und Omnipräsenz in der Stadt“ waren.
Und dann hatte Milde das Wort. Passten zwischen von Studnitz und seinen Operndirektor Matthias Kaiser „kein Blatt Papier, passten zwischen uns beide eine ganze Bibliothek“, zumal nach diesen „nicht enden wollenden Intendanten-Jahren“. Er selbst habe sich anfangs ja auf von Studnitz gefreut, dann aber nach dessen „radikal unberechenbarem, desaströsem Beginn“ sein Premierenabo wieder rasch gekündigt. Theaterpreise, überregionale Kritikerhymnen, Einladungen zum Theatertreffen? „Da konnte man lange warten!“
Doch wurden aus von Studnitz’ fünf rotzigen Vorstellungs-Minuten im Gemeinderat zwölf lange Jahre, bedauerte Milde. Vieles am künstlerisch Gebotenen habe aber wohl auch an den kulturpolitischen Zwängen gelegen, in dem Sinn „waren Sie kein schlechter Dienstleistungs-Theaterintendant. Keine Beleidigung!“
Von Studnitz fasste das auch nicht so auf und dankte für alles, was er „in dieser schönen Stadt“ erleben durfte. „Jetzt haben Sie mich nicht mehr an der Backe“, gab er noch kund, dann ging die Intendanz offiziell mit „The Final Countdown“ zu Ende.