Das ist der absolute Horror für eine Mutter: Von einer Sekunde auf die andere wird sie durch eine Diagnose, die sofortiges Handeln erfordert, von ihrem Kind getrennt – und kann es acht Monate lang nicht sehen. Ein Albtraum, den die alleinerziehende Natalie V. und ihr 13-jähriger Sohn Leo (Namen geändert) real erlebt haben und der noch nicht zu Ende ist: Denn „jetzt fangen wir wieder ganz von vorne an“, sagt die 32-Jährige und blickt sich in der fast völlig leeren Wohnung um.

Während des Klinikaufenthalts in Hartz IV gelandet

Während sie in der Klinik war, wurde sie vom Arbeitslosengeld I in Hartz IV herabgestuft. Vom Krankenbett aus kämpfte sie mit dem Jobcenter um die Hilfen zum Lebensunterhalt. Sie hatte Angst, die Drei-Zimmer-Wohnung zu verlieren, die sie kurz zuvor gefunden hatte. „Die angeforderten Unterlagen wie Kindergeldbescheid konnte ich ja nicht von der Intensivstation aus besorgen“, sagt sie und schüttelt im Nachhinein noch den Kopf. „So etwas müssten die Ämter doch digital abrufen können.“

Angeschlagene Oma kümmert sich um Enkelkind

Wegen der Corona-Pandemie durfte sie niemand besuchen. Die Oma, die nach Herzinfarkt und Schlaganfall erst zwei Wochen vorher aus der Klinik entlassen worden war, kümmerte sich in den acht Monaten um Leo.    
Genau genommen war es Natalie V. schon lange nicht mehr gutgegangen. Sie hatte Magenschmerzen, ihr war oft schlecht. Sie wollte zum Arzt, schob es aber immer wieder hinaus. Sie habe sich einfach keine Zeit dafür nehmen wollen, sagt sie. Um 6.30 Uhr begann ihr Arbeitstag, um 17 Uhr kam sie heim, kochte vor, machte Wäsche und war für Leo da, der zum Glück selbstständig und ein sehr guter Schüler ist. Als sie sich immer häufiger mehrmals am Tag übergeben musste, bat sie ihren Arbeitgeber um einen Aufhebungsvertrag.

Ein Loch im Magen, die Organe schwer angegriffen

Diverse Klinikaufenthalte brachten weder eine Diagnose noch Besserung. Als sie Eiter erbrach, war sie höchst alarmiert und wurde zur Notoperation an die Uni geschickt. Dort fanden die Ärzte heraus: Sie hatte ein drei Zentimeter großes Loch im Magen. Alles Essen war deswegen in der Bauchhöhle gelandet und hatte die Organe schon schwer angegriffen. Sie musste im Krankenhaus bleiben, bis das Loch zugewachsen war.
„Größten Respekt habe ich seither vor dem Pflegepersonal auf der Intensiv- und Normalstation“, sagt sie. „Ich habe erlebt, was dort in der Pandemie geleistet wird.“ Das Angebot, mit Leo per Video zu kommunizieren, lehnte sie ab. „Das hätte mir das Herz gebrochen.“
Seit Leos Geburt hat sie hart für sich und ihr Kind gekämpft. Zu dessen Vater hat sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr. Aber sie hatte Pläne für sich und Leo. Sie absolvierte als alleinerziehende Mutter eines Kleinkinds eine vierjährige Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete danach stets in Vollzeit.
Sie freute sich riesig, als sie vor etwa zwei Jahren von ihrer Zwei- in eine Drei-Zimmer-Wohnung ziehen konnte. Die wollte sie nach und nach einrichten und fing bei Leos Zimmer an, damit er sich heimisch fühlen kann. Über ebay-Kleinanzeigen erwarb sie das Nötigste dafür. Küche, Schlaf- und Wohnzimmer sollten als nächstes drankommen.
Dann machten Krankheit und Hartz IV alles zunichte. Für Herd, Spüle, Schränke ist schlicht kein Geld da. Sie kocht auf einer Elektro-Platte, das Geschirr wäscht sie im winzigen Badezimmer. Garderobe und Kleiderschrank fehlen, ihr Bett ist ein Provisorium. Da sie sehr stark abgenommen hat, passen ihr die alten Kleider nicht mehr.

Hoffnung auf eine Vollzeit-Arbeitsstelle

„Ich wollte immer unabhängig sein und normal leben und arbeiten, ohne reich zu sein“, sagt Natalie V., die sich fühlt wie in einem Hamsterrad. „Doch jetzt fehlen uns wieder zwei Jahre. Wir stehen erneut bei Null und kommen nicht voran“, beschreibt sie ihre Situation. Es habe sie viel Energie gekostet, wieder gesund zu werden. Aber sie ist davon überzeugt, dass sie wieder in Vollzeit arbeiten kann, wenn sie eine passende Stelle findet.  

Nathalie V. gezielt helfen

Direkte Unterstützung Wer Nathalie V. auf die Beine helfen will, vermerkt auf dem Überweisungsformular unter Verwendungszweck das Stichwort „Nathalie V:“.