Voller Stolz präsentiert Linda die von ihr gefertigten Schmuckstücke im Verkaufsraum ihres Ausbildungsbetriebes „Goldwerk“ in Schwäbisch Hall. Die Auszubildende hat Ohrringe, Anhänger und einen Ring gefertigt, sie alle sind mit kleinen Blüten verziert.„Es sind gar nicht mehr so viele Stücke da, viele Sachen aus dieser Reihe sind schon verkauft worden“, erzählt sie stolz. Wer die Schmuckstücke von Linda genauer betrachtet, sieht schnell, wie viel Mühe sie sich damit gegeben hat. Die Blüten sind sehr klein, Linda musste sie mit viel Präzision und Handwerkskunstanfertigen und später mit den Ringen oder Ohrringen kombinieren. „Als Goldschmied muss man geduldig sein. Es funktioniert nicht alles auf Anhieb. Wichtig ist, dass man seine Techniken kennt und neue Lösungswege ausprobiert, wenn es mal nicht klappen will“, erzählt die 28-Jährige,die sich mittlerweile in ihrem dritten Lehrjahr befindet.
Nach ihrem Abitur ging Linda für ein Jahr nach England, dort hat sie gekellnert. „Damals kam mir dann die Idee, Goldschmiedin zu werden“, sagt sie.„Schmuck hat mich schon immer interessiert. Ich weiß genau, was mir gefällt. Deshalb war es aber auch immer so schwierig, den richtigen Schmuck für mich zu finden.“ Warum also nicht einfach eigene Schmuckstücke anfertigen?

Von der Skizze zum fertigen Ring

Gesagt – getan. Zurück in Deutschland begann Linda ihre Lehre an der Berufsfachschule für Goldschmiede in Pforzheim. „Es gibt viele Wege, Goldschmied zu werden. Ich habe mich für die zweijährige schulische Vollzeitausbildung entschieden. In dieser Zeit lernt man alle Techniken kennen, hat viel Werkstattunterricht, lernt vieles über Edelsteine und wird meiner Meinung nach optimal für die spätere Praxisphase vorbereitet.“ Auf die zwei Jahre Theorie folgt die betriebliche Anschlusslehre, die 18 Monate dauert und die sie nun in Schwäbisch Hall absolviert. „Ich habe mir mehrere Betriebe angesehen und war Probearbeiten. Hier hat alles gepasst – das Team, der Ort, die Ausstattung“, erläutert Linda, die aktuell noch in Neuenstein lebt, schon bald aber in die Siederstadt ziehen will.
Viele Arbeitsstunden verbringt Linda in der Werkstatt. Hier fertigt sie neue Schmuckstücke, repariert diese oder arbeitet sie um. „Oftmals wissen unsere Kunden ganz genau, wie das Objekt aussehen soll. Bei unseren eigenen Designs sind wir natürlich freier.“ Aktuell arbeitet sie an einem Set bestehend aus Ohrringen, einem Ring und einer Kette, das für die Frühjahrskollektion gedacht ist. „Zuerst fertige ich Skizzen auf Papier an und zeichne die Stücke vor. Meine Inspiration hole ich mir oft aus der Natur, deswegen sind in meinem Set auch viele Blätter wiederzufinden.“ Anschließend fertigt sie die einzelnen Objekte an.
Stück für Stück, nach vielen Stunden walzen, löten, schleifen und polieren entsteht so aus einem Block Gold oder Silber ein glänzendes Schmuckstück. „Man darf in diesem Job aber keine Angst vor dreckigen Händen haben“, sagt Linda schmunzelnd und zeigt ihre vom Polieren schwarz gefärbten Finger.

Keine Angst vor der Gesellenprüfung

In wenigen Monaten steht die Gesellenprüfung an. Hierfür muss sie zwei Entwürfe einreichen, wovon sich die Prüfer einen aussuchen. „Dann habe ich eine Woche Zeit, mein Gesellenstück fertigzustellen.“
Den kommenden Aufgaben blickt die 28-Jährige jedoch gelassen entgegen: „Ich liebe diesen Job einfach. Man kann kreativ sein und sich handwerklich austoben, hat jedoch gleichzeitig eine bestimmte Struktur, der man folgen muss. Es ist eine perfekte Mischung“, resümiert sie.
So verwundert es auch nicht, dass Linda bereits plant, die Meisterschule zu besuchen und sich in ihrem späteren Berufsleben als Goldschmiedin selbstständig machen möchte – glänzende Aussichten also.
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