Kocher, Jagst und Tauber schlängeln sich mal gemächlich, an anderer Stelle mit stärkerer Strömung durch die Landschaft. Die drei markanten Flüsse gehören für Einheimische längst zum Alltag dazu. Und viele Hohenloher haben die Gewässer zum Spot für Erholung in ihrer Freizeit für sich entdeckt: Kanufahren, Angeln, Wandern und Radfahren in nächster Nähe – und mit Sicherheit sind die meisten an einem heißen Sommertag schon mal in das kühle Nass gesprungen, haben laut aufgeschrien vor Überraschung darüber, wie kalt das Wasser doch ist, um danach wieder ans Ufer zu krabbeln und den Libellen bei ihrem Tanz über die glitzernde Oberfläche zuzuschauen.
Nicht nur im Sommer, sondern eigentlich immer dann, wenn es Wetter und Zeit hergeben, ist Marian Unrath an Kocher oder Jagst unterwegs. Dafür hat er den Kofferraum seines Wagens vollgepackt mit Angel-Ausrüstung. So auch an einem herrlich sonnigen Tag im Juni bei Kocherstetten. Gemütlich macht er sich auf den Weg zu einer seichteren Stelle des Kochers, um dort Spinnfischen zu betreiben. „Das ist aktives Fischen. Ich stehe dabei im Wasser, werfe immer wieder den Köder aus und simuliere damit die Beute für einen Raubfisch“, erklärt der 31-Jährige, wirft die Rute über seine Schulter und lässt die Angelschnur samt Spinner gekonnt durch die Luft fliegen. Rund 20 Meter stromaufwärts landet der Köder im Kocher und Marian beginnt damit, die Schnur wieder einzuholen. Das wiederholt er nun so lange, bis ein Fisch anbeißt.
Genügend Übung darin hat Marian. Seit 25 Jahren angelt er. „Mein Dad hat mich das erste Mal zum Fischen mitgenommen, als ich sechs Jahre alt war. Mein älterer Bruder Janis war auch dabei. Uns hat es beiden so viel Spaß gemacht, dass wir einige Jahre später in einen der Fischereivereine eingetreten sind, um das Angeln und alles was dazugehört von Grund auf zu lernen“, erinnert sich Marian.
Doch was gehört denn eigentlich alles dazu? „Fische fangen zum eigenen Verzehr – das ist natürlich ein Aspekt beim Angeln“, so Marian. Aber hinzu kommen noch viele andere wie etwa die Gewässerhege. „Fischereivereine haben nicht nur die Fischbestände im Blick. Da gehört so viel mehr dazu.“ Bei den überwiegend ehrenamtlichen Tätigkeiten steht auch der Artenschutz ganz weit oben: Es wird etwa festgehalten, welche Muscheln, Krebse und Vögel am und im Fluss leben. „Oder man trifft sich zum Arbeitseinsatz am ‚Tag des Gewässers‘, um die Flussufer von Müll zu befreien“, berichtet Marian.
Respektvoller Umgang gegenüber Tier und Natur
Angel besorgen, Haken dran, ab ins Wasser damit, still am Ufer sitzen und warten bis etwas beißt – so denken die meisten, funktioniere der Sport. „Das ist aber nicht unbedingt die richtige Herangehensweise finde ich.“ Denn es sei Marian zufolge jederzeit wichtig, dass man sich darüber bewusst ist, was man da mache. „Der Respekt gegenüber der Natur und vor allem dem Tier sollte zu keinem Zeitpunkt verloren gehen“, betont er. „Dieses Verständnis habe ich von Anfang an in der Jugendgruppe meines damaligen Fischereivereins mitbekommen.“
Dort hat er auch den Fischereischein erworben. 30 Theoriestunden waren dafür von Nöten. Hinzu kamen einige praktische Lehrstunden. Gewässer-, Geräte- und Gesetzeskunde musste er damals als Jugendlicher pauken. Die Anatomie der Fische sowie die heimische Tier- und Pflanzenwelt standen ebenfalls auf dem Lehrplan. „Das war natürlich alles wichtig und richtig, aber die nötige Erfahrung und vielleicht auch ein Stück weit das Verständnis für das Zusammenspiel der Natur lernt man erst, wenn man am Wasser sitzt“, erläutert der Angler.
Vor rund zwei Jahren ist Marian nach Künzelsau gezogen. Aufgewachsen ist er auf dem Halsberg bei Kloster Schöntal, wo sich nur ein Steinwurf vom Elternhaus entfernt ein See befand. „Mich hat es trotzdem immer an die Jagst gezogen.“ Mit seinem Umzug in die Kreisstadt hat er den Kocher für sich entdeckt. Und auch an der Tauber hat er schon viele schöne Stellen erkunden können. Immer wieder kommt er dabei auch an von Vereinen angelegten Biotopen oder Buhnen vorbei.
Buhnen, das sind kleine, von Menschen hergestellte Steinstege, die vom Ufer aus etwas zur Flussmitte ragen. „Sie sorgen dafür, dass die Strömung an diesen Stellen entschleunigt wird und Fische somit bessere Bedingung zum Laichen vorfinden.“ Kocher, Jagst und Tauber seien Marian zufolge zwar alle noch sehr naturbelassen, dennoch benötige es hie und da Unterstützung. „Als Angler achtet man also nicht nur auf die Nutz-Fische, sondern betrachtet das gesamte Ökosystem. Zeit für Beobachtungen haben wir ja, wenn wir stundenlang am Fluss sind“, sagt er schmunzelnd.
Das ist es auch, was den 31-Jährigen immer wieder dorthin zieht: „Für mich ist es pure Entspannung, wenn ich am Fluss unterwegs sein kann – dabei ist mir auch die Jahreszeit und das Wetter egal.“ Im Frühjahr zu sehen, wie die Natur erwacht oder im Sommer einen prächtigen Eisvogel beim Flug über die Wasseroberfläche zu entdecken – all das sind kostbare Momente für Marian, der sonst in seinem Job als Luftfahrttechniker an Hubschraubern Hand anlegt.
Der kleine blaue Vogel hat es auch Jana Graf angetan. Anders als Marian, der sich meist stundenlang nur an einem kleineren Flussabschnittes befindet, macht die 19-Jährige in ihrer Freizeit ordentlich Meter auf den regionalen Flüssen. Dann nämlich, wenn sie mit ihrem Kajak unterwegs ist. Eines haben die beiden aber gemeinsam: „Auch ich bin über meinen Vater zu meinem Hobby gekommen. Er hat zu Hause so begeistert davon sowie vom Kanu-Club Hohenlohe erzählt, dass ich ihn im Sommer 2016 das erste Mal mit dem Kajak auf dem Kocher begleitet habe“, erinnert sich Jana.
Insbesondere mit dem kleinen Boot geradeaus zu fahren, habe sie anfänglich herausgefordert. „Es hat mich so oft im Kreis gedreht“, sagt sie lachend. „Wie jede Sportart ist aber auch das reine Übungssache.“ Mit Strömungen zurecht zu kommen, sie zu lesen und zu verstehen – auch das benötige einiges an Erfahrung. „Die Betreuung und Tipps von erfahrenen Mitpaddlern des Vereins haben mir dann aber immer sehr geholfen. Wer also Motivation, etwas Beweglichkeit und Kraft mitbringt, hat gute Chancen das Kajakfahren schnell zu lernen“, macht Jana Interessierten Mut. Dennoch gilt es der jungen Frau zufolge eines immer zu beachten: „Meine Lehre von einer Tour auf der Soca war: Nie alleine paddeln gehen!“ Dabei verhakte sich ihr Boot zwischen zwei Felsen und das Wasser zog so stark unter ihr durch, dass sie „im Falle einer Kenterung schwimmend sicher nicht heil rausgekommen wäre.“ Das Team um sie herum wandte vorab trainierte Sicherheitstechniken an. „So konnte ich schnell mit einem Seil gesichert und mitsamt Kajak aus der brenzligen Situation befreit werden“, zeigt sich die Obersontheimerin erleichtert.
Leben am Fluss ist beeindruckend und bereichernd
Ihre Heimatflüsse Kocher und Jagst erkundet Jana gerne. „Inzwischen aber mehr mit dem Ziel, mein Wissen weiterzugeben und andere für den Sport zu begeistern.“ Trotz Kälte wagt sie sich auch im Winter in die Fluten: Bei höheren Wasserständen ergäben sich viele interessante Trainingsabschnitte. Von der Zeit auf dem Wasser zehrt die 19-Jährige lange: „Das Leben rund um den Fluss und die Ruhe darauf – das ist für mich einfach nach wie vor beeindruckend und bereichernd.“ Wenn sie dann mit den anderen Paddlern unterwegs ist, geht‘s meistens kunterbunt zu. „Noch viel schöner als das Kajakfahren selbst, ist für mich die Gemeinschaft – man meistert zusammen Herausforderungen und feiert Erfolge. Ohne die Flüsse in der Nähe hätte ich das nie erlebt.“
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Mehr über das Angeln und Kajakfahren in der Region
Wer mit dem Angeln beginnen möchte, sollte Marian Unrath zufolge den Kontakt zu geübten Fischern suchen. Die sind besonders zahlreich in örtlichen Fischereivereinen zu finden. Viele Infos bietet dazu die Homepage des Landesfischereiverbands BW.
Um das Kajakfahren auszuprobieren, empfiehlt Jana Graf die Hausstrecke des Kanu-Club Hohenlohe – ein ruhiges Stück des Kochers, das von Braunsbach nach Kocherstetten reicht. Über den Verein kann etwa auch Ausrüstung ausgeliehen werden.