Der Zufall hat sie zusammengebracht. 17 Bürger aus der Region zählt der Bürgerrat für die Regionalstadtbahn. Sie sollen die vorliegenden Pläne sichten, bewerten, ihre Ideen einbringen und darauf hinweisen, wo die Stolpersteine sind. Denn nicht nur Experten können gute Ideen haben, auch der Blick des Laien ist gefragt. Denn „das Richtige soll richtig geplant werden“, so das Motto. Es geht aber auch darum, die Bevölkerung verständlich über die Planungen und Umsetzungen für die Regionalstadtbahn zu informieren.
Erste Ergebnisse
Jetzt liegen also erste Ergebnisse vor, die dem Zweckverband Regionalstadtbahn Neckar-Alb übergeben wurden. Dreimal haben sich die 17 Beteiligten in den vergangenen zwei Monaten getroffen, allerdings virtuell. Ein Moderatorenteam stand zur Seite.
Grundsätzlich bewerten die Teilnehmer des Bürgerrats die Regionalstadtbahn sehr positiv und sehen einen Mehrwert für die Innenstädte. Man hoffe, dass die Anbindung des Teilbereichs Tübingen nicht an der aktuellen Auseinandersetzung scheitere. Wie bereits mehrfach berichtet, wird in Tübingen am Wahlsonntag 26. September ein Bürgerentscheid zur Innenstadtstrecke stattfinden. „Wir wünschen uns eine ganzheitliche Planung und eine kooperative Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren“, heißt es aus dem Gremium.
Für den Bürgerrat ist es wichtig, dass der Flächenverbrauch für die Regionalstadtbahn nicht zulasten anderer Mobilitätsformen gehe. Damit wie gewünscht viele Menschen auf die Bahn umsteigen, müsse diese attraktiv sein und auch die Infrastruktur müsse stimmen: Komfort, W-LAN, WC, Barrierefreiheit. Zum Komfort zahlt auch der Vorschlag einer Mobilitäts-App für möglichst viele Verkehrsmittel. Wichtig ist für die Nutzer aber auch, wie die Haltestellen ausgestaltet sind, zum Beispiel mit Kiosk, Bäcker. Auf jeden Fall aber sollten, so der Bürgerrat, die Haltestellen angstfreie Räume sein.
Pünktlich und zuverlässig
Die Akzeptanz steht und fällt mit der Pünktlichkeit und der Zuverlässigkeit der zukünftigen Regionalstadtbahn. Auch bei Schnee und Eis sollte die Bahn zuverlässig fahren. Die Anbindung in den Abend- und Nachtstunden muss ebenfalls vorhanden sein. Beim Umstieg auf Linienbusse darf es nach der Ansicht des Bürgerrats zu keinen langen Wartezeiten kommen. „Sonst ist am Ende das Auto doch wieder attraktiver.“ Um genau dies zu vermeiden, muss die Bahn ohnehin schneller sein als das Privatauto.
Kritisch angefragt wird vom Bürgerrat, in dem übrigens auch fünf Tübinger aktiv sind, weshalb keine Alternativstrecken zur derzeit umstrittenen Neckarbrücke/Mühlstraße in Tübingen gesucht wurden, zum Beispiel durch den Schlossbergtunnel.
Die ersten Teile der Regionalstadtbahn sind bereits im Bau. Bis Ende 2022 sollen die Ammertalbahn und die Ermstalbahn elektrisch fahren. „Dann kommen die Anwohner an diesen Strecken bereits in den Genuss des dichten Regional-Stadtbahn-Taktes“, heißt es beim Zweckverband. Insgesamt werden laut Zweckverband für die Baumaßnahmen im aktuellen Planungsstand Baukosten in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro sowie rund 400 Millionen Euro Planungskosten veranschlagt. Der Löwenanteil wird aus Fördermitteln von Land und Bund finanziert, den Rest teilen sich die beteiligten Projektpartner, also Landkreise und Kommunen.
Der Bürgerrat für die Regionalstadtbahn
Ein Bürgerrat ist eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die Ideen zur Mobilität in der Region und zur Planung der Regional-Stadtbahn entwickelt und regelmäßig Impulse an die Planung und Entscheidungsträger weitergibt. Angeleitet von einer professionellen Moderation diskutieren die Teilnehmenden unterschiedliche Themen. Sie befragen Expertinnen und Experten und entwickeln gemeinsame Impulse oder decken noch offene Fragen auf.
Bürger werden per Zufall telefonisch kontaktiert. Anhand computergenerierter Telefonnummern, welche lediglich anhand der Vorwahl auf die Region Neckar-Alb begrenzt sind, werden Menschen angerufen und erhalten so die Möglichkeit, Teil des Bürgerrats zu werden. Um möglichst unterschiedliche Meinungen und persönliche Erfahrungen in den Bürgerrat einfließen zu lassen, wird der Bürgerrat aus Bürgern, die die Vielfältigkeit unserer Region abbilden, bestehen.