Die Nachricht kam gestern doch für viele sehr überraschend: „Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, aus persönlichen Gründen für eine dritte Amtszeit bis 2027 nicht mehr zur Verfügung zu stehen“, sagte Oberbürgermeisterin Barbara Bosch auf einer Pressekonferenz vor der Gemeinderatssitzung. Sie begründete ihren Verzicht mit der schweren Krankheit ihres Mannes.
Auch wenn er die Lungentransplantation letztendlich erfolgreich überstanden habe, könnten doch die Folgen eines so schweren Eingriffes mit allen Nebenwirkungen nicht negiert werden. „Sie und Ihr Mann können, wenn Sie Glück haben, noch einige Jahre miteinander verbringen, aber Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht miteinander alt werden“, zitierte sie die  Aussage des Arztes am Transplantationszentrum, die ihr in Erinnerung   geblieben sei. Weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen ihres Mannes mit Krankenhausaufenthalt und Operation zu Beginn des Jahres hätten ihren Blick für die Situation noch einmal geschärft, betonte die 59-Jährige, deren zweite Amtszeit am 2. April 2019 endet.
„Mein Beruf als Oberbürgermeisterin lässt wenig Raum für Privatleben und Persönliches. Zwölf-Stunden-Tage mit dichter Termintaktung sind die Regel, häufig geht es auch länger, und die Wochenenden sind, jedenfalls außerhalb der Schulferien, nie ganz frei von Terminen. Das Familienleben wird stark hiervon bestimmt“, führte Bosch aus. Dennoch sei ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen, „weil ich meine Arbeit als Oberbürgermeisterin gern mache“. Formal hätte sie sich, wie sie erklärte,  erst am Ende der Bewerbungsfrist, also Anfang Januar 2019, zu einer Kandidatur äußern müssen. Sie habe sich aber entschieden, dies bereits heute, mit dem großen Abstand von einem Dreivierteljahr bis zum Amtsende zu tun, aus Verantwortung für die Stadt. Der Nachfolger beziehungsweise die Nachfolgerin habe damit ausreichend Zeit, sich auf den Wahlkampf und das Amt vorzubereiten.
Gerne hätte sie, wie sie in ihrer Erklärung sagte, noch viele Themen, „an denen wir seit langem arbeiten, zum Abschluss gebracht“. So hätte sie gerne die sanierten denkmalgeschützten Häuser in der Oberamteistraße mit dem außergewöhnlichen Neubau eingeweiht, wäre bei der ersten Fahrt im neuen Stadtbusnetz als Symbol für eine erfolgreiche Mobilitätswende dabei gewesen, oder hätte sehr gern in der Praxis endlich die volle kommunale Souveränität als Stadtkreis erlebt. Das letzte Thema werde sie aber, wenn die Ankündigung von Seiten der Regierungsfraktionen stimme, noch bis zur Entscheidung im Landtag einschließlich der Konsequenzen hieraus begleiten können. Ihr sei wichtig, das Thema aus dem Wahlkampf  herauszuhalten. Aber: „Das Land muss also in dieser Debatte weiterhin mit meinem hartnäckigen Einsatz für das Wohl Reutlingens rechnen“, kündigte sie an. „Sie wissen ja, Kampfeslust und Hartnäckigkeit kann man mir nicht absprechen.“
Diese Zusicherung wolle sie  auch der Bürgerschaft Reutlingens geben. Eine Stadt sei nie fertig, und auch bei einer weiteren Amtszeit würden Aufgaben übrig bleiben. „Ein Dreivierteljahr im Amt liegt noch vor mir, und es soll nicht vom Abschiednehmen, sondern wie bisher von den Aufgaben und Herausforderungen geprägt sein.“ Sie werde bis  April kommenden Jahres unvermindert vollen Einsatz zeigen und nicht nachlassen, die Geschicke Reutlingens bis zu diesem Tag bestmöglichst zu lenken – gemeinsam mit der Bürgerschaft, dem Gemeinderat und der Rathausmannschaft.
Deshalb sei heute auch, so Bosch, nicht der Tag, Bilanz zu ziehen und auf das Erreichte wie die Stadthalle, den Scheibengipfeltunnel, das Theaterhaus oder auch den Ausbau der Kinderbetreuung zurückzuschauen. Ihr Verzicht habe auch nichts mit politischen Schwierigkeiten und Widerständen zu tun: „Widrigkeiten im Amt sind immer da gewesen und werden immer wieder  kommen. Das darf einen nicht abhalten, ein Amt anzutreten“, sagte Bosch, die ihren Wohnsitz in Reutlingen beibehalten wird.