Kurzfristig informierte Sylvain Dubois, der Chef des von Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) erworbenen Automobilzulieferers Marelli Automotive Lighting, vergangene Woche den Betriebsrat: Bis 2024 solle die zum Jahresanfang etwa 1000 Menschen starke Belegschaft auf 680 Beschäftigte reduziert werden. Zusätzlich solle die Arbeitszeit der Beschäftigten auf 30 Stunden pro Woche mit entsprechender Entgeltabsenkung ab 2021 verringert werden. Das alles solle den Aussagen der Geschäftsführung folgend im Rahmen einer „Sozialverträglichen Personalanpassung“ erfolgen.
Der Betriebsrat reagierte mit Unverständnis
„Es ist geradezu offensichtlich, dass es sich bei den geplanten Maßnahmen nicht um eine vor wenigen Tagen ausgegebene Vorgabe von KKR handeln kann, sondern um eine seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten unter wesentlicher Beteiligung des lokalen Managements ausgearbeitete Vorgehensweise, die dem Betriebsrat und den Beschäftigten nun als beschlossene Maßnahme vor den Latz geknallt wird“, so Michael Bidmon von der IG Metall in Reutlingen. Betriebsrat und Beschäftigte hätten auf die Ankündigungen des Managements, welche durch die betrieblichen Vorgesetzten in kleineren Abteilungsrunden ohne Abstimmung mit dem Betriebsrat verkündet werden mussten mit großem Unverständnis reagiert.
Vergabe an externe Dienstleister
Zur Kompensation des Personalabbaus wolle der Konzern mit Verlagerungen ins Ausland und der Vergabe von Tätigkeiten an externe Dienstleister agieren. Der Betriebsratsvorsitzende Klaus-Jürgen Lukosek macht seinem Ärger Luft: „Wir stellen schon seit mehreren Monaten fest, dass sich zum Beispiel ein indisches Dienstleistungsunternehmen Stück für Stück und zum Teil mit einem bislang nie da gewesenen massiven Druck von Seiten des Managements im Unternehmen ausbreitet. Das wird womöglich jetzt noch stärker verfolgt werden. So fließt wichtiges Know-how ab und schwächt unsere Position in der Zukunft.“
IG Metall: Bekannte Handlungsweise von Finanzkonzernen
Es handle sich um eine bekannte Art der Handlungsweise von Finanzkonzernen, gibt Bidmon von der IG Metall zu bedenken, welche ihre Investitionen üblicherweise zu einem Großteil durch Kreditaufnahme finanzieren, um dann in möglichst kurzer Zeit aus den gekauften Unternehmen ein verschlanktes und zusammengespartes Unternehmen gewinnbringend weiterzuveräußern.
Die Geschäftsstelle der IG Metall Reutlingen sprach den Beschäftigten ihre Unterstützung aus.
Als Scheinwerferfertigung und -entwicklung, heute Automotive Lighting (AL), gehörte das Unternehmen bis zur Jahrtausendwende noch zu Bosch und befindet sich auch heute noch auf dessen Firmengelände.