Die Idee eines digitalen Naturspielplatzes im Illertal lebt weiter. Nachdem Sebastian Almer und Florian Neymeyer im Dezember des vergangenen Jahres mit diesem Projekt im Sendener Stadtrat gescheitert waren, haben sie nun ihre damalige Ankündigung wahr gemacht und sind damit einen Ort weitergezogen. Nun stellte Almer das Vorhaben in Vöhringen dem dortigen Haupt- und Umweltausschuss vor – und bekam eine einhellige Zustimmung.
Demnach würde sich die Stadt mit 20.000 Euro an dem Bau beteiligen, der am Badesee „Grüne Lunge“ entstehen könnte. An Gesamtkosten dafür hat Almer von 200.000 Euro veranschlagt. Ein Zuschuss von 90.000 Euro sind aus dem Topf der Regionalentwicklung im Landkreis Neu-Ulm, dem EU-Programm Leader, zugesagt. Eine Eigenleistung im Wert von 20.000 Euro wollen engagierte Eltern an drei Einsatztagen mit 20 Freiwilligen aufbringen.

Stadtrat muss dem Projekt Naturspielplatz zustimmen

Weil die Entscheidung des Ausschusses erst noch vom Gesamtstadtrat bestätigt werden muss, und weil auch mit dem Zuschuss der Stadt noch 70.000 Euro fehlen, ist das Projekt längst nicht in trockenen Tüchern. Aber die engagierten Eltern aus Senden, für die Almer spricht, sind schon mal einen Schritt weiter.
Die Planungen haben sich nach der Niederlage in Senden nicht verändert. Entstehen soll ein „Innovationsprojekt“: Das eine Element ist ein klassischer Naturspielplatz – ausgestattet etwa mit Pumpe und Wasserlauf, Kletterbäumen und Kletterbergen, mit Insektenhotel, Schaukel und Rutsche. Denkbar sind auch Geocaching-Boxen für GPS-gestützte Schnitzeljagden. Natürlich soll es auch ganz klassisch Sitzbänke und Mülleimer geben.
Dazu käme die Erweiterung ins Digitale – etwa eine Bienenstock-Kamera oder eine Besucher-App, mit der Sensoren in Wasser und Boden ausgewertet werden können oder Infos über die örtliche Insekten- und Pflanzenwelt abrufbar sind. Dafür könnten Förderprogramme angezapft werden. Stichwort: Smart Cities.  Almer, der in diesem Bereich arbeitet, spricht von einem Labor-Charakter. Angestrebt werde eine Harmonie zwischen Mensch, Natur und Technik. Wie alles angeordnet werden soll, müsse ein Architekten planen.

Spielplatz soll alle Technologie-Fans ansprechen

Ansprechen soll der digitale Naturspielplatz junge Familien mit Kindern bis zu zehn Jahren. Aber auch an Technologie interessierte Menschen jeden Alters – der Spielplatz könnte sogar für Jugend-forscht-Projekte interessant sein.
Es bestehe auch die große Chance, dass der Spielplatz ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur für Schulen und Kindergärten wird. Denn dieser liegt direkt am Illerradwanderweg, auch Parkplätze sind an der Illerbrücke bereits vorhanden. Diese Sichtweise kam gut an bei den Mitgliedern des Haupt- und Umweltausschusses: Der Spielplatz an der „Grünen Lunge“ sei ein Wanderziel des Kindergartens Sankt Michael, sagte Bürgermeister Karl Janson. Er regte ferner an, den Robotik-Club des Illertal-Gymnasiums einzubinden.

Investitionen stehen eh an

Die Vöhringer Stadträte waren nicht zuletzt deshalb überzeugt, weil kein großer Eingriff in die Natur notwendig wäre. Und, weil die Kommune an dieser Stelle sowieso investieren müsste: Ein Spielgerät müsse ersetzt werden, da es bisherigen Sicherheitsvorgaben nicht entspreche, sagte Janson. „Auch dieses kostet Geld.“
Almer zeigte sich gestern erfreut über die Zusage des Ausschusses. Es sei „schön zu sehen“, dass Vöhringen einen Stadtrat habe „der nicht gegen alles ist“.
Stimmt der Gesamtstadtrat zu, sollen die Detailplanungen anlaufen. Angedacht ist ein Crowdfunding, um weiteres Geld hereinzuholen. Auch der Naherholungsverband soll angefragt werden. Eine Interessengemeinschaft könnte gegründet werden.

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In Senden vielfältige Argumente gegen das Vorhaben

Vorläufer: Im Dezember 2018 hat der Sendener Stadtrat der Spielplatz-Initiative um Sebastian Almer eine Absage erteilt. Damals war der Plan, den einst beliebten Spielplatz Buschele in Wullenstetten wiederzubeleben. Die Stadt sollte 10 000 Euro beisteuern. Nicht mal überdenken wollen die Räte das Projekt.
Überlastung: CSU-Fraktionschef Walter Wörtz argumentierte, die ehrliche Antwort laute: Personell und finanziell könne die Stadt Senden das Vorhaben nicht stemmen. Die Verwaltung – vor allem das Bauamt – sei am Anschlag. Wörtz erinnerte: „Wir haben gesagt: Keine Arbeitsaufträge mehr.“ Zudem müsse erst mal das See- und Hallenbad saniert werden.
Folgekosten: Helmut Meisel, Grüne, und Anton Leger von den Bürgerinteressen (Biss) warnten vor den Folgekosten für die Stadt. Leger: „Wir haben noch 30 andere Spielplätze.“
Grundsätzliches: Eine „Art Öko-Disneyland“ sah Meisel sogar in dem Projekt. „Wir brauchen keine überfrachteten Spiellandschaften”, befand der Grünen-Stadtrat und ergänzte:. „Leute, ihr könnt einfach rausgehen in die Natur.“ Das Wild brauche Rückzugsräume, meinte Josef Ölberger, CSU. Der Standort sei falsch.