Das Schicksal von Andreas Butzmann aus dem Pfaffenhofener Ortsteil Beuren bewegt viele Menschen in der Region. Mitte Februar haben die SÜDWEST PRESSE und SWP-Leser Gabriel Hartlieb aus Ulm gemeinsam dazu aufgerufen, dem schwerkranken 33-Jährigen, der an einer seltenen neurologischen Erkrankung und unter starken Schmerzen leidet, finanziell zu unterstützen.
Die Resonanz auf den Aufruf ist beachtlich: Die Leser der  SÜDWEST PRESSE haben in den vergangenen zwei Monaten insgesamt mehr als 11.000 Euro auf das Spendenkonto der „Aktion 100 000 – und Ulmer helft“ überwiesen. Selbst gestern noch ging eine 100-Euro-Spende auf das Konto ein, wie Aktionsleiter Karl Bacherle berichtete.
Bacherle kündigte an, die Summe aus dem Aktionspool heraus auf 12.000 Euro aufzustocken. Am Donnerstagnachmittag hat er Andreas Butzmann und dessen Mutter Barbara die frohe Botschaft überbracht. „Wir sind sehr, sehr dankbar“, betonte Barbara Butzmann. Sie sagte: „Das Spendenergebnis ist einfach fantastisch und bewegt uns sehr.“ Als ihr Sohn die Nachricht hörte, schüttelte er ungläubig den Kopf. Der 33-Jährige war zunächst sprachlos. Auch der erfahrene Aktionsleiter Bacherle war baff und bewegt, betonte: „Das ist eine der erfolgreichsten Spendenaufrufe, die wir je hatten.“ Es hätten sich „unheimlich viele Leute mit Kleinspenden zwischen 20 und 50 Euro“ beteiligt. „Das ist wirklich bemerkenswert, weil das vielen Menschen finanziell sicher auch nicht unbedingt leicht fällt.“

50.000 Euro Schulden

Andreas und Barbara Butzmann haben sich in den vergangenen Jahren mit etwa 50.000 Euro verschulden müssen, um die Cannabis-Therapie des 33-Jährigen zu finanzieren. Behandlungen mit herkömmlichen starken Schmerzmitteln verträgt der gelernte Lebensmitteltechniker nicht. Er ist auf teure Cannabis-Präparate aus der Apotheke angewiesen, deren Kosten er bislang voll übernehmen musste. Künftig kommt seine Krankenkasse komplett für die Behandlung auf. Der Bescheid darüber ist vor wenigen Tagen erfolgt. Eine weitere gute Nachricht für den 33-Jährigen.
Als SWP-Leser Gabriel Hartlieb aus Ulm Anfang Februar die Geschichte über Butzman las, hat ihn das beschäftigt. So sehr, dass er sich in der Redaktion meldete und ankündigte, 100 Euro zu spenden. „Ich hoffe, viele schließen sich an“, sagte Hartlieb damals. Und: „Ich finde, man muss dem Mann helfen, dass sein Leben nicht auch noch durch finanzielle Sorgen getrübt wird.“ Gestern war Hartlieb nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Rund 1500 Euro benötigt Andreas Butzmann monatlich, um seinen Cannabis-Bedarf zu decken. Vor einigen Jahren hat er vollständig auf die Blüten und Extrakte umgestellt. „Hätten wir das nicht, wäre Andreas heute tot“, sagte seine Mutter, die kürzlich einen weiteren Kredit aufnehmen musste. Ihr Sohn ist inzwischen Frührentner. Dank der Umstellung auf Cannabis kann er wieder essen, ohne sich anschließend übergeben zu müssen. Der Pfaffenhofener hat 15 Kilo zugenommen, ist kräftiger geworden, kann endlich wieder mit seinem Hund Mo Gassi gehen. „Ich komme jetzt ganz gut durch den Tag“, sagte Butzmann, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.
Butzmann ist glücklich, dass er nicht als Drogenkonsument verunglimpft wird. Die Hilfe fremder Menschen wertet er als Zeichen großer Verbundenheit und Solidarität. „Das ist Wahnsinn und motiviert mich, weiter nach vorne zu schauen. Vielen Dank.“

Cannabis gibt’s jetzt auf Rezept

Lähmung Andreas Butzmann leidet an hereditärer Neuropathie, eine Drucklähmung, die zur Schädigung der Nervenbahnen und zu Lähmungen führt, starke Schmerzen verursacht.
Kosten Der 33-Jährige war Anfang 2017 einer von 1000 Patienten in Deutschland, die eine Sondererlaubnis für den Erwerb von Marihuana-Produkten in der Apotheke besaßen. Bislang mussten Betroffenen die Kosten alleine tragen. Nun gibt es ein neues Gesetz: Schwerkranke können sich Cannabis von ihrem Arzt verordnen lassen, die Kassen bezahlen die Behandlung.
Konto Wer spenden möchte, kann dies auf die Konten der „Aktion 100 000 und Ulmer helft“ tun: Sparkasse Ulm, IBAN DE47 630 50000 0000 1000 03, BIC:   SOLADES1ULM oder Ulmer Volksbank, IBAN: DE79 6309 0100 0002 3640 18, BIC   ULMVDE66. Stichwort: Andreas.