Am Montagvormittag (24. April 2023) fährt ein weißer Transporter der Spurensicherung vor das Haus in Untereichen, in dem zwei Tage zuvor ein Ehepaar tot aufgefunden wurde. Männer in Schutzanzügen tragen große Metallkoffer hinein. Polizistinnen und Polizisten laufen am Mühlbach entlang und suchen nach Spuren; ein paar hundert Meter weiter ist auch eine Tauchergruppe vor Ort. „Wir suchen nach Beweisen oder einer möglichen Tatwaffe“, erklärt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West am Montagmittag. Konkrete Hinweise darauf, dass eine solche im Bach liegt, gebe es nicht, aber: „Wir möchten nichts unabgesucht lassen.“
Wenig später fahren mehrere Einsatzfahrzeuge zum mutmaßlichen Tatort, ein gepflegt wirkendes Haus in einer ruhigen Gegend. Auch Hundeführer mit Hunden sind in der Nähe unterwegs. Die Tiere kommen auch an unzugängliche Stellen, sagt Stabik. Sie seien auf menschliche Gerüche konditioniert. „Wenn jemand einen Gegenstand gehalten und dann weggeworfen hat, würde der Hund den Geruch erkennen und das anzeigen.“
Taucher suchen den Mühlbach ab.
Taucher suchen den Mühlbach ab.
© Foto: Stefan Czernin

Angehörige fanden die beiden toten Personen

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, denn mutmaßlich hat sich in dem Altenstadter Ortsteil ein grausames Verbrechen ereignet. Angehörige hatten am Samstag versucht, das Ehepaar zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. Als sie in deren Wohnhaus nachschauten, fanden sie die 55-jährige Frau und den 70-jährigen Mann leblos auf, berichtet die Polizei.
Die ersten Ermittlungen vor Ort übernahm der Kriminaldauerdienst Memmingen. Weitere Ermittlungen übernahmen im Laufe des Samstags die zuständigen Fachkommissariate der Kripo Neu-Ulm sowie die Staatsanwaltschaft Memmingen. Nach der Befundaufnahme vor Ort mit Unterstützung eines Rechtsmediziners der Universität Ulm gehen die Ermittler zum jetzigen Zeitpunkt von einem zweifachen Tötungsdelikt aus.
Weitere Angaben zur Todesursache könne er aus ermittlungstaktischen Gründen aber derzeit nicht machen, sagt Stabik am Montagmittag.
Polizisten suchten am Mühlbach nach Spuren.
Polizisten suchten am Mühlbach nach Spuren.
© Foto: Stefan Czernin

Befragung der Nachbarn: Mehr als 50 Polizisten im Einsatz

Die Polizei ermittelt auch im familiären Umfeld der Toten. „Wir wollen mehr über ihre Lebensumstände erfahren.“ Außerdem gehen Beamtinnen und Beamten von Haus zu Haus, um Nachbarn zu befragen. „Je nachdem, wie viele Personen zu Hause sind, werden wir am Ende des Tages eine dreistellige Zahl an Personen befragt haben“, berichtet Stabik. Mehr als 50 Polizistinnen und Polizisten seien vor Ort.
Grundsätzlich gelte für die Privatgrundstücke der Anwohner: „Schauen ja, betreten nein. Außer es gibt Hinweise darauf, dass auf dem Grundstück etwas zu finden ist.“ Zudem könne man die Grundstücke mit Einwilligung der Besitzer betreten.

Anwohnerinnen und Anwohner sind geschockt

„Es ist brutal“, sagt ein Anwohner, der mit dem Opfer gemeinsam zur Schule gegangen ist. Der verstorbene Mann habe schon sehr lange in Untereichen gelebt. In der direkten Nachbarschaft wohnen dessen Sohn mit seiner Familie sowie ein Cousin, berichtet eine weitere Anwohnerin. Die Familie habe ein Sägewerk besessen, dessen Betrieb allerdings schon vor vielen Jahren eingestellt wurde. „Es macht einem Angst“, sagt eine weitere Nachbarin zu dem Fund.
Mehrere Einsatzfahrzeuge fahren zum Tatort.
Mehrere Einsatzfahrzeuge fahren zum Tatort.
© Foto: Stefan Czernin

Polizei hat zwei verschiedene Thesen

Wie der oder die Täter in das Haus kamen, war zunächst unklar. Einbruchsspuren habe man bisher nicht entdeckt, sagt Stabik am Montagmittag. „Die Spurensicherung am und im Haus ist jetzt abgeschlossen.“
Momentan gebe es zwei Thesen: Erstens, dass der oder die Täter aus dem sozialen Nahfeld des Ehepaares stammen. Und zweitens, dass ein unbekannter Dritter sich Zugang zum Wohnhaus verschafft hat – trotz der fehlenden Einbruchsspuren. Stabik: „Wir ermitteln in alle Richtungen.“ Auch digitale Spurenträger, also etwa Smartphones, würden momentan ausgewertet werden. Tatverdächtige gebe es aber noch keine. Auch am Montagabend gibt es vonseiten der Polizei noch keine weiteren Informationen zu möglichen Tatverdächtigen oder Tatwaffen.
Dieser Bericht wird stetig aktualisiert.