Die Reaktionen waren durchweg positiv, als der 33-jährige Betriebswirt André Wieland im April „klare Kantegegen Verpackungsmüll zeigte und seinen gleichnamigen Laden in der Weißenhorner Hauptstraße eröffnete. Auf rund hundert Quadratmetern gibt es seitdem Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Nudeln, Kaffee und Tee, Öle und Zucker, Bioobst und Biogemüse aus der Region, mehrere Sorten Müsli, Körperpflegeprodukte und Putzmittel, vieles zum Abfüllen in Mehrwegbehälter und alles ohne Plastik-Einwegverpackung. Und jene, die André Wielands Konzept zwar sympathisch und toll fanden, aber am Erfolg des Ladens im doch recht kleinen Weißenhorn zweifelten, können beruhigt sein: „Klare Kante“ läuft, das Sortiment wird ständig erweitert und Inhaber Wieland hat schon Ideen, wie er sein Konzept ausweiten könnte.

Zweiter Laden in Ulm

So ist er bereits auf der Suche nach Räumen in Ulm, um dort einen zweiten Laden zu eröffnen, vielleicht mit einem Geschäftspartner. Auch denkt er daran, einen mobilen Verkaufsstand zu bauen, mit dem er seine Idee auf Märkten in der Region präsentieren könnte. Sicher ist bereits, dass die kleine Café-Ecke im Weißenhorner Laden vergrößert wird. Im nächsten Frühjahr möchte Wieland auch draußen vor dem Geschäft Kaffee und Tee anbieten, eine Genehmigung dafür hat er schon. Seine Idee sei viel positiver angenommen worden, als er selbst gehofft hatte: „Ich empfinde da echte Dankbarkeit.“

Hohe Akzeptanz der Kunden

Besonders freut den Weißenhorner, dass seine Kunden aus dem ganzen Umland zu ihm kommen. Etwa Silke Dieker aus Blaustein. Sie fährt regelmäßig zum Großeinkauf für die dreiköpfige Familie nach Weißenhorn. Mit dabei: Ein großer Korb und waschbare Baumwollbeutel mit Reißverschluss, in die sie etwa Nudeln packt. Kaffeebohnen kommen in ein dicht schließendes Glas. Lange habe sie nach einem „Unverpackt“-Laden in der Nähe gesucht und sei froh, in Weißenhorn nun vieles ohne Plastikverpackung einkaufen zu können, sagt die Erzieherin. Shampoo kauft sie bei Wieland als feste Haarseife. „Ich habe nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen außer auf Kunststoff“, erklärt sie. Dass ihr Sohn im Teenager-Alter nicht auf Chips aus Plastiktüten verzichten möchte, sehe sie sportlich, „missionieren“ wolle sie nicht. Aber es sei gut, dass ein Laden wie „Klare Kante“ zeige, „was geht“.
Und das ist eine Menge, sagt André Wieland. „Es gibt so viele tolle Sachen und so viele kleine Lieferanten, die mit Herzblut hinter der Sache stehen und transparent sind bis ins letzte Detail.“ Seine Waren bestelle er bei über 30 verschiedenen Händlern, was natürlich auch einen hohen Zeitaufwand bedeute: „Es gibt immer was zu tun.“

Ausgeweitetes Sortiment

Um rund die Hälfte hat Wieland sein Sortiment seit der Eröffnung ausgeweitet, viele Produkte auf Wunsch von Kunden aufgenommen. Andere Sachen flogen aus dem Angebot, weil sie den Praxistest nicht bestanden. Etwa gezuckerte Frühstücks-Cerealien, die in den Schütten zusammenklebten oder die „Zahnpasta am Stiel“, die Wieland jetzt auslaufen lässt. Zahnpulver oder Zahnpasta in Drageeform komme viel besser an, sagt er. „Das ist unsere Stärke, wir können sehr schnell auf Bedürfnisse unserer Kunden reagieren und das dann über die sozialen Medien verbreiten.“ Und weil seine Familie neue Sachen grundsätzlich selbst ausprobiere, könne er die Kunden gut beraten. Selbst machen, selbst ausprobieren, selbst entscheiden und damit ein Zeichen gegen Plastikmüll setzen – für Wieland hat sich mit „Klare Kante“ ein großer Wunsch erfüllt. „Es gibt immer noch Momente, da freue ich mich wie ein kleines Kind.“

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Aktionsplan gegen Plastikmüll gefordert

Initiative „Plastik gefährdet Umwelt und Gesundheit“, sagt der Fraktionschef der Grünen im Bundestag Anton Hofreiter. „Wenn wir nicht schnell handeln, ist die Funktionsfähigkeit des Ökosystems Meer bedroht“, begründen die Grünen einen Aktionsplan gegen Plastikmüll. Die Zahlen dazu von Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen: Mehr als 10 Millionen Tonnen Abfälle, darunter 7,5 Millionen Tonnen Plastikmüll, gelangen demnach jährlich in die Ozeane.