Ein Inklusionscafé in Neu-Ulm – das gibt es seit über einem Jahr am Petrusplatz. Doch eine wichtige Sache fehlt dort: eine barrierefreie Toilette.
Bisher führte der Weg zum stillen Örtchen über eine Treppe hinunter ins Kellergeschoss – unmöglich für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte. „In diesen Fällen haben unsere Mitarbeiter dem betroffenen Gast geholfen, dorthin zu kommen“, sagt Edgar Saar, Leiter der Donau-Iller-Werkstatt in Neu-Ulm.
Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten im Inklusionscafé
Seit Februar vergangenen Jahres betreibt die Lebenshilfe Donau-Iller das kleine Museumscafé im Eingangsbereich des Edwin-Scharff-Museums. Zu den Mitarbeitern zählen Menschen mit und ohne Behinderung. Manche kommen direkt aus den Werkstätten der Lebenshilfe, andere haben eine Sehbehinderung oder leiden unter einer Spastik. „Sie alle haben bei uns die Möglichkeit, im Herzen von Neu-Ulm zu arbeiten“, sagt Saar, „das ist für uns Integration.“
Barrierefreie Toilette: Diskussionen zwischen Stadt Neu-Ulm und Dekanat
Ein integrativer Ort – mit einer Toilette, die nicht für alle zugänglich ist. „Wir sind lange davon ausgegangen, dass die Café-Besucher die ebenerdigen sanitären Anlagen im Museum benutzen können“, erklärt Sozialreferent Ralph Seiffert, Leiter des Fachbereichs für Schulen, Kultur, Sport und Soziales. Das Problem: Nicht immer überschneiden sich die Öffnungszeiten von Café und Museum.
Nun soll sie jedoch kommen: die barrierefreie Toilette im Café, die direkt an das Edwin-Scharff-Museum angebaut werden soll. Bis zum Spatenstich kann es allerdings noch etwas dauern, mehrere Parteien sind an den Diskussionen beteiligt: Während die Stadt Neu-Ulm Eigentümer des Museumsgebäudes ist, gehört dem Dekanat der Grund. „Wir haben bereits einige Gesprächsrunden hinter uns“, sagt Seiffert.
Kirchenvorstand und Landeskirche haben zugesagt
„Der Kirchenvorstand der Petruskirche war schon immer für den Bau einer barrierefreien Toilette“, erklärt Stadtpfarrer Johannes Knöller, „wir unterstützen das Projekt.“ Nur die Frage nach dem Ort sorgte für Diskussionen zwischen Stadt und Kirche. Mitte Januar gab es dann schließlich die offizielle Genehmigung vom Kirchenvorstand in Neu-Ulm, vor kurzem folgte die Zusage von der Landeskirche. Was jetzt noch kommt: eine vertragliche Vereinbarung der Rechte am Grund, Prüfung der Verträge und weitere Gremien. Ob die Fläche gekauft oder gepachtet wird, ist noch nicht geklärt. Für die verlorenen Quadratmeter erhält die Kirchengemeinde einen Ausgleich. „Für uns ist der Hof am Gebäude ein wichtiger Ort“, erklärt Knöller, „aber ich bin mir sicher, dass wir bald einen Kompromiss finden.“
Auch Saar hofft auf eine baldige Lösung. Auch wenn manche Entscheidungen etwas länger gedauert haben: Mit dem Erfolg des Neu-Ulmer Inklusionscafés ist er bisher zufrieden. „Wir freuen uns über diese Möglichkeit. Und besonders freuen wir uns für unsere Mitarbeiter.“