„Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine“, schreibt Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei der Tierrechtsorganisation Peta angesichts der Hunde-Attacke in Senden-Aufheim Ende August 2023. „Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, so Moll. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix’ ist.“
Die Organisation ruft in ihrer Pressemitteilung die Landesregierung auf, umgehend den sogenannten Hundeführerschein in Bayern einzuführen. Nach einer von Peta in Auftrag gegebenen, angeblich repräsentativen Umfrage von August 2023 sprechen sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aus.

Was besagt ein Hundeführerschein?

Der Hundeführerschein sieht laut Peta vor, dass künftige Halter und Halterinnen „bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben“. Anschließend folge für Halter und Hund ein gemeinsames, obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis könne sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.

Niedersachsen geht mit gutem Beispiel voran

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle, heißt es in der Peta-Mitteilung weiter. „Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist ebenfalls dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen.“
Einige Städte belohnten verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, könne sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gelte eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.

Pflicht hält von Impulskäufen ab

Ein verpflichtender Hundeführerschein habe laut Peta einen weiteren Vorteil: „Er kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten.“ Jedes Jahr landeten 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.