An sich ist die Sache klar: Im Gewerbegebiet Zimmer an erotische Dienstleisterinnen zu vermieten, ist zulässig. Das sagt das Baurecht. Die Nachbarn in der Boschstraße im Neu-Ulmer Süden freilich sehen die Sache etwas anders: Die Tatsache, dass in dem Haus mit der Nummer 4 im Unter- und im Erdgeschoss bald zehn Frauen auf eigene Rechnung als Prostituierte arbeiten sollen, löst Protest aus. Der hat die Neu-Ulmer Stadträte im Ausschuss für Hochbau jetzt immerhin dazu gebracht, die Abstimmung über den Antrag auf Nutzungsänderung – bislang befanden sich dort Büros und ein Schulungsbereich – auf die nächste Sitzung Mitte Februar zu verschieben.
Die Liste der möglichen Vorkommnisse, die die Nachbarn aufgrund der Ansiedlung befürchten, ist lang: „Belästigungen durch alkoholisierte und/oder unzufriedene Kunden, organisierte Kriminalität, Menschen- und Drogenhandel, ausbeutende Zuhälterei, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Verstöße gegen das Waffenrecht und Gewaltkriminalität bis hin zu Tötungsdelikten“ – all diese Punkte nennen sie in einer schriftlichen Einwendung an die Verwaltung.
Die hat freilich keine Handhabe: Rein rechtlich sei die Baugenehmigung zu erteilen, erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Sandra Lützel. Auch, weil es sich um ein Bestandsgebäude handle, das sich in die nähere Umgebung einfüge. Was Rechtsdirektor Thomas Hofmann den Räten im Ausschuss auch genau so erklärt habe. Eine Verletzung öffentlich-rechtlich geschützter, nachbarlicher Belange kann die Neu-Ulmer Verwaltung jedoch nicht erkennen.

Kleingärten in der Nähe

Das geplante Etablissement liegt in unmittelbarer Nähe von Ratiopharm-Arena und Dietrich-Theater. In der Nachbarschaft im Gewerbegebiet gibt es eine Spielhalle, eine Kleingartenanlage befindet sich nur wenige Meter westlich. Nachbarn bemängelten gegenüber unserer Zeitung auch die Nähe zur privaten Montessori-Schule, die allerdings 400 Meter weit entfernt liegt. Das Erotik-Studio, wie sich der Betrieb auf seiner Homepage selbst bezeichnet, macht indes nicht neu auf, sondern zieht aus den bisherigen Räumen in der Industriestraße um. Auf der Website sind bereits Fotos der neu eingerichteten Räume zu sehen.
Auf Antrag von Stadtrat Thomas Mayer (CSU) soll jetzt eine polizeiliche Stellungnahme eingeholt und zur nächsten Sitzung des Bauausschusses vorgelegt werden. Diese findet in gut zwei Wochen statt: am Donnerstag, 14. Februar, im Rathaus.

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