Die erste Ökozeltwanderung im Raum Münsingen hat 50 Erwachsene und zehn Kinder angelockt. Veranstalterin Ulla König aus Reutlingen beginnt nun bereits mit den Vorbereitungen für die zweite Auflage auf der Schwäbischen Alb, die im August 2020 stattfinden wird.

Schweigend wandern

Mitte August dieses Jahres waren die Teilnehmer der ersten Ökozeltwanderung im Schweigen täglich zwischen zwölf bis 25 Kilometer auf den Wanderwegen der Alblandschaft unterwegs. Die Teilnehmer reisten dazu aus über zehn Ländern an, unter anderem aus England, Frankreich, Israel, dem Iran, Italien, Holland, Dänemark, Australien, den USA und Hongkong. Gemeinsam kochten die Wanderer ihre veganen Mahlzeiten, organisierten den Auf- und Abbau der Zelte und praktizierten Achtsamkeit und Meditation.
Um einer möglichst großen Bandbreite an Mitmenschen aus allen Alters- und Einkommensklassen die Teilnahme zur ermöglichen, betrugen die Teilnahmekosten lediglich 100 Euro. Ulla König (34) und Christopher Titmuss (75) aus Totnes, England, organisierten die Zeltwanderung und leiteten die Meditationen und den Austausch in Gruppen zu Themen wie Klimakrise, nachhaltigem Lebensstil, politischer Teilhabe und Gemeinwohl. Ulla König erklärte: „Wir haben die Pilgerwanderung ins Leben gerufen, um Menschen in Zeiten des Umbruchs zu Reflektion und Handlung zu ermutigen.“ Mitorganisator Christopher Titmuss hat in den vergangenen 30 Jahren ähnliche Wanderungen in Frankreich, England und Wales abgehalten.

Die Liebe zur Natur

Da die Wanderung 2019 in Frankreich aus organisatorischen Gründen nicht stattfand, hatten sich die beiden entschieden diese nach Deutschland zu holen. „Das große Interesse an diesem Projekt, das Gemeinschaft und Liebe zur Natur vereint, freut uns sehr“, so Ulla König weiter. Obst, Gemüse und Brot wurde von Biobauern und Bäckern aus der Region bezogen. Weitere Nahrungsmittel wurden in kleinen, lokalen Läden erstanden. Zwei Bauern aus dem Raum Hohenstein, Willi Wolf und Anton Wahl, haben der Gruppe ihre Wiesen zur Verfügung gestellt.

Große Unterstützung vor Ort

Die vergangenen drei Tage waren die Teilnehmer zu Gast im Obstgarten der Radlerherberge der Familie Auchter in Zwiefalten. Gründer und Mitorganisator Christopher Titmuss, ein ehemaliger buddhistischer Mönch, erklärte: „Alle unsere Teilnehmer empfanden tiefe Dankbarkeit für die Unterstützung und Offenheit, die wir durch die lokale Bevölkerung erfahren haben.“ Aber nicht allein das trug dazu bei, auch der „tiefe Bezug der Menschen zu ihren Höfen, Feldern, Wiesen und Dörfern“ habe die Wanderer berührt.

Ruhig und doch voller Leben

Zudem sei an vielen Stellen der Wunsch spürbar gewesen, dieses Ökosystem zu pflegen und es vor Umweltverschmutzung und Klimawandel zu schützen. Titmuss zeigte sich erfreut darüber, die Schwäbische Alb mit „ihren wunderschönen Landschaften entdeckt zu haben“. Die Alb sei zugleich ruhig, und voller Leben. Das bewiesen die Begegnungen, die die Teilnehmer mit Füchsen, Rehen, Wildschweinen, Greifvögeln und zahlreichen Insekten hatten.
In all den Tagen, in denen die Gruppe unterwegs war, haben sie lediglich ein paar wenige Wanderer und Fahrradfahrer getroffen. Somit kann man beinahe von einem „unentdeckten Flecken Erde in Mitten Europas“ sprechen, wie Titmuss sich ausdrückte. Die Temperaturen während der Wanderung reichten von fünf Grad in der Nacht bis zu 31 Grad am Tag. Den unmittelbare Kontakt mit den Elementen, der von Regenschauern und starkem Wind bis hin zu Sonnenschein reichte, schätzen die Teilnehmer Titmuss zufolge.

Uralte Weisheitslehre

In der Jahrtausende alten buddhistischen Tradition sind solche Pilgerwanderungen als „Dharma Yatras“ bekannt. Wobei „Dharma“ die uralten Weisheitslehren des Buddhas beschreiben und das Wort „Yatra“ die Pilgerwanderung selbst. Die Teilnehmer haben am letzten Tag der Wanderung ein Treffen abgehalten. Ihr Fazit: Sie beschlossen 2020 wieder eine solche Wanderung zu organisieren.

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Die Organisatoren der ökologischen Zeltwanderung

Zur Person Ulla König unterrichtet Achtsamkeit und Meditation in Krankenhäusern, Gefängnissen und Meditationszentren in Deutschland. Sie wendet Achtsamkeit in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen, Schülern und Ehrenamtlichen an. Ulla König, selbst Mutter zweier Kinder, wohnt in Reutlingen.
Christopher Titmuss, ein ehemaliger buddhistischer Mönch, bietet weltweit Mediationsseminare, Pilgerwanderungen und Seminare zur buddhistischen Weisheitslehre an. Als Dichter, Fotograf und Kritiker hat er bereits Bücher veröffentlicht, darunter „Light on Enlightenment“ und „Poems from the Edge of Time“. Er lebt in Totnes, England.