Rennbegeisterte Autofreaks haben bekanntlich Benzin im Blut. Wer allerdings Alkohol im Blut hat, muss nicht unbedingt zu tief ins Glas geblickt haben. Es könnte sich um PS-Freaks der Superlative handeln, die erst bei Pferdestärken im vierstelligen Bereich zu Hochform auflaufen. Diese Spezies Mensch mit ihrer außergewöhnlichen Leidenschaft für den Rennsport ist zwar selten vertreten. Doch in Gussenstadt in der Robert-Bosch-Straße 3 treten sie gleich zu fünft im Familienverbund auf. Vater Thomas Kaiser mitsamt Ehefrau Margret sowie die Söhne Stephan, Marcus und Christoph haben nicht nur satt Methylalkohol im Blut, sondern geben diese leicht entzündbare Flüssigkeit auch ihrem 4000 PS starken Traktor-Boliden zur Entfaltung seiner ganzen Kraft.
Die braucht er zwar nur zehn Mal im Jahr, doch dann ohne Kompromisse. Denn zehn Wertungsläufe zur Deutschen Meisterschaft stehen im Traktor-Pulling Jahr für Jahr auf dem Programm. Dann geht das Team Kaiser mit ihrem 16,5 Meter langen Lkw-Gespann mit Rennsport-Auflieger von Gussenstadt aus auf Tour durch ganz Deutschland. Viele Wochenenden verbringen sie zwischen Kiel, Rostock und Memmingen im Wohnbereich des Sattelzug-Aufliegers, während der 3,5 Tonnen schwere Kraftprotz gleich dahinter untergebracht ist und auf seinen Einsatz wartet.
In der Klasse Super Stock gehört das Gefährt mit den gewaltigen Hinterreifen mit sechs Millimeter Profil bundesweit zu den besten und hat schon viele Siege errungen. Unterm Strich holten die Kaisers in den vergangenen 25 Jahren ihrer Rennsportkarriere neun Mal die deutsche Meisterschaft, in den letzten drei Jahren sogar drei Mal in Folge.
Begonnen hatte alles 1993 mit einem alten Ackerschlepper der Marke Schlüter. Familienoberhaupt Thomas Kaiser zufolge wurde der Traktor nur etwas modifiziert, bevor er mit 250 PS ins Rennen ging. Im Parcours macht der Schlüter eine gute Figur und zog den Bremswagen problemlos über den Belag aus Lehm. Ein dritter Platz war der Mühe Lohn, für Kaiser und seine Kumpel ein Mega-Erfolg. Er hatte Blut geleckt. Mit einem Deutz 8006 und 1000 PS ging es 1995 weiter. Ein John Deere und andere Traktor-Typen folgten. Vor 18 Jahren wurde schließlich von Diesel auf Alkohol als Treibstoff in der Klasse Super Stock umgestellt.
Beim aktuellen Boliden vom Team Kaiser handelt es sich um einen aufgemotzten Exoten, in dem der normale Serien-Motorblock aus einem 6-Zylinder John Deere Schlepper mit ehemals
150 PS verbaut ist. Doch bis auf den gusseisernen Block und eine einigermaßen seriennahe Optik, erinnert nichts mehr an einen herkömmlichen Traktor. „Das meiste besteht aus zugekauften Komponenten oder sind Eigenentwicklungen, die in der Werkstatt hergestellt werden“, sagt Sohn Marcus Kaiser. Aufgrund der enormen Leistung von 4000 PS, die der aufgebohrte 10,4 Liter große Motor hat, sind alle verbauten Teile am Limit. Langlebigkeit spielt überhaupt keine Rolle, da die jährliche Betriebszeit bei allen zehn Wettbewerbsveranstaltungen gerade mal 10 Minuten beträgt, erläutert Marcus Kaiser.
150 PS verbaut ist. Doch bis auf den gusseisernen Block und eine einigermaßen seriennahe Optik, erinnert nichts mehr an einen herkömmlichen Traktor. „Das meiste besteht aus zugekauften Komponenten oder sind Eigenentwicklungen, die in der Werkstatt hergestellt werden“, sagt Sohn Marcus Kaiser. Aufgrund der enormen Leistung von 4000 PS, die der aufgebohrte 10,4 Liter große Motor hat, sind alle verbauten Teile am Limit. Langlebigkeit spielt überhaupt keine Rolle, da die jährliche Betriebszeit bei allen zehn Wettbewerbsveranstaltungen gerade mal 10 Minuten beträgt, erläutert Marcus Kaiser.
Am Start wird der Motor bei gedrückter Kupplung auf 6500 Umdrehungen pro Minute gehalten. Fällt die grüne Flagge geht’s los. Das heißt: Kupplung gefühlvoll loslassen – und ab geht die Post. Die Vorderräder sind in der Luft, die Hinterräder drehen so schnell, dass theoretisch eine Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometer möglich wäre. Doch aufgrund des 20 bis 25 Tonnen schweren angehängten Bremswagens kommt das Gespann auf maximal 40 Stundenkilometer. Das Ziel ist nach 100 Metern der „Full Pull“, wobei der Zugwiderstand des Bremswagens während der Fahrt ständig erhöht wird.
Wer früher ausgebremst wird, hat verloren. Insgesamt gibt es nur zwei Läufe pro Rennen. 25 Liter Methanol schluckt das Triebwerk in den zehn Rennsekunden pro Lauf. Doch im Gegensatz zu den kurzen Betriebszeiten ist der Wartungs- und Reparaturaufwand enorm. „50 bis 60 Stunden kommen da nach jedem Rennen leicht zusammen“, sagt Marcus Kaiser, der im Jahr 2011 die Kaiser-Performance gegründet hat. Dieses Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit der Neu- und Weiterentwicklung von Komponenten für Hochleistungstraktoren. Und damit hat sich Kaiser Performance einen Namen gemacht, der nicht nur in Rennsportkreisen bekannt ist, sondern auch als Hightech-Schmiede Kunden aus anderen Bereichen bedient.
Morgen Tag der offenen Tür
25 Jahre Traktor-Pulling und mehrere Deutsche Meistertitel will Kaiser Performance morgen bei einem Tag der offenen Tür mit der Bevölkerung feiern. Von 11 bis 16 Uhr gibt die Familie den Blick frei hinter die Kulissen ihrer Tuning-Schmiede in der Robert-Bosch-Straße 3. Hin und wieder wird natürlich auch der Mega-Traktor der Kaisers angeworfen und darf seine 4000 PS zumindest brüllen lassen. Eine Fahrt auf dem Betriebsgelände wäre zu gefährlich. Kinder können sich auf einer Hüpfburg vergnügen. Durstige Kehlen und knurrende Mägen werden mit Getränken, Vesper sowie Kaffee und Kuchen versorgt.