Das Schicksal der verschwundenen 16-jährigen Julia aus Remshalden gab der Polizei zehn Tage Rätsel auf. Die Jugendliche hatte am 24. Januar ihr Zuhause gegen 6.30 Uhr verlassen. Allerdings ging sie nicht zur Schule, sondern setzte sich in den Zug nach Kirchheim/Teck. Am dortigen Bahnhof stieg sie in die Teckbahn, die sie ins Lenninger Tal brachte, wie Videoaufnahmen beweisen. Danach verliert sich ihre Spur. Mittlerweile herrscht traurige Gewissheit. Das Mädchen ist tot, ihre Leiche wurde am Donnerstag gefunden – in einem Waldstück bei Lenningen. Am Freitag veröffentliche die Polizei bereits die Ergebnisse des Obduktionsberichts – und schließt ein Gewaltverbrechen aus und geht von einem Suizid aus.
Hilfe bei Suizidgedanken
Wenn Sie sich in einer persönlichen Krise befinden und Hilfe brauchen, reden Sie darüber. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, die ihnen ermöglichen, mit Menschen anonym über ihre Situation zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer 0800 111 01 11 oder 0800 111 02 22.
Großangelegte Suchaktion ging voraus
In der Hoffnung, das vermisste Mädchen rasch zu finden, hatte die Polizei Ende vergangener Woche eine großangelegte Suchaktion im Lenninger Tal veranlasst. Die ersten Suchhubschrauber kreisten bereits in der Nacht auf Samstag, 28. Januar, über den Ortschaften, schildern Anwohner. Mindestens 50 Polizisten seien dann tagsüber im Einsatz gewesen, erzählen Zeugen. Die Beamten hätten die Einwohner auch gezielt angesprochen und nach Hinweisen gefragt. „Unser ganzer Ort stand Kopf“, schildert eine Zeugin ihre Eindrücke.
Kräftezehrender Einsatz
An der Suche beteiligt waren auch zahlreiche ehrenamtliche Einsatzkräfte, darunter die Rettungshundestaffel der Malteser Esslingen-Reutlingen. Vor Ort waren dabei unter anderem zwei Flächensuchhunde, die ein vorgegebenes Gebiet abgesucht haben, sowie ein Mantrailer. Dabei handelt es sich um einen Hund, der speziell dafür ausgebildet wurde, einer Geruchsspur zu folgen, wie Alexander Thomys, Pressesprecher der Malteser Neckar-Alb, erklärt. Der Mantrailer habe tatsächlich eine Spur bestätigt, die zuvor schon von einem anderen Hund aufgenommen worden sei. „Leider führte der Einsatz der Rettungshundestaffel am Ende nicht zum gewünschten Erfolg“, sagt Thomys.
Bergwacht sucht in schwierigem Terrain
Vergeblich gesucht haben auch die Mitglieder der Bergwacht Lenninger Tal, die ihren Sitz in Böhringen hat, sowie ihre Kollegen aus Stuttgart und Esslingen. Insgesamt 21 Männer und Frauen der Bergwacht waren am Samstag bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zwölf Stunden lang in schwierigem Gelände unterwegs, wie Raimund Wimmer, Pressesprecher der DRK Bergwacht Württemberg, schildert. Von der örtlichen Einsatzleitung sei den Rettungskräften ein Gebiet zugeteilt worden, in dem gemeinsam mit den Rettungshundestaffeln gesucht worden sein.
Vom Lenninger Tal aus führen zahlreiche Wanderwege auf die Schwäbische Alb, entsprechend steil und bei schlechtem Wetter rutschig ist das Terrain. Bei winterlichen Temperaturen könnte ein Verletzter dort sicher nicht lange überleben. Entsprechend intensiv haben die Ehrenamtlichen deshalb nach Julia gesucht.
Suche verlagerte sich wieder ins Remstal
Die Polizei suchte inzwischen wieder im Remstal nach der 16-Jährigen. Am Dienstag, 31. Januar, waren mehrere Stunden lang zwei Hubschrauber in der näheren und weiteren Umgebung ihres Wohnortes in Grundbach unterwegs, um aus der Luft nach Auffälligkeiten zu suchen. Im Visier hatten die Ermittler das Ufer der Rems sowie Schrebergärten. Indessen blieb auch diese Suche erfolglos.
Dass sich die Jugendliche vergangene Woche womöglich nur kurzzeitig im Lenninger Tal aufgehalten haben könnte, schließt die Polizei aus der Tatsache, dass sie keine Utensilien des täglichen Bedarfs dabei hatte, also offenbar keine längere Abwesenheit von Zuhause plante.