Die Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion zählen nach Einschätzungen des Auswärtigen Amts schon jetzt zu den schlimmsten Naturkatastrophen der vergangenen hundert Jahre. Nach aktuellen Angaben wurden bereits mehr als 42 000 Menschen tot aus den Trümmern geborgen, viele tausend werden noch vermisst.
Die Urgewalt aus den Tiefen der Erde hat jedoch nicht nur für Zerstörung, Tod und vielfaches Leid gesorgt – ganze Landmassen wurden dabei um mehrere Meter verschoben – mit dem Beben wurden gleichzeitig auch Wellen der Anteilnahme, aber auch der Hilfsbereitschaft über den ganzen Globus gesandt.

Große Tragödie

Und einer dieser Wellen hat längst auch Bad Urach erreicht. „Das ist sehr erschreckend, was passiert ist“, sagt Özdem Diler, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen-Kulturvereins in Bad Urach mit belegter Stimme. „Das hat uns alle mitgenommen“, spricht er von einer großen Tragödie. Er selbst habe zwar keine Bekannten oder Verwandten in dem betroffenen Katastrophengebiet, doch manch ein Mitglied der etwa 100-köpfigen türkisch-islamischen Gemeinde trägt dieser Tage Trauer und hat Todesfälle zu beklagen.
„Nicht ohne“ sei derzeit die Situation für die Betroffenen. Das Beben hat auch in Bad Urach tiefe Wunden gerissen, die derzeit noch viel zu frisch seien, um über sie zu sprechen. „Ich kann im Moment nur mein Beileid aussprechen“, sagt Diler, „in unserer Kraft liegt nicht sehr viel mehr, als für die Opfer und die Hinterbliebenen zu beten.“

Türkische Spezialitäten

Doch auch wenn das persönliche Leid im Moment noch unbezwingbar erscheint, ganz untätig kann und will der Verein nicht sein. In der Moschee am Martha-Munz-Magenwirth-Platz werden Geld- und Sachspenden wie warme Winterkleidung, Babykleidung und Hygieneartikel gesammelt und über privat organisierte Fahrten von Reutlingen aus ins Krisengebiet gebracht. Relativ kurzfristig ist zudem der Entschluss gefasst worden, darüber hinaus aktiv zu werden. Entstanden ist so die Idee, am Freitag und am Samstag an der Moschee selbstgebackene Lahmacuns, also türkische Pizzen, ab etwa 11 Uhr frisch aus dem Ofen zu verkaufen. Am Samstag wird der Verein zusätzlich zwischen 8 und 17 Uhr auf dem Marktplatz präsent sein und dort neben Kaffee und Kuchen auch weitere von den Vereinsmitgliedern hergestellte türkische Spezialitäten zum Kauf anbieten.

„Tropfen auf den heißen Stein“

Der komplette Erlös werde dabei über die Dachorganisation der Moschee, DITIB, an vor Ort tätige Hilfsorganisationen weitergeleitet, erklärt Diler.„Wir sind uns bewusst, dass das, was wir machen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist“, sagt er. „Trotzdem, wir wollen helfen, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist.“ Wie groß die Kleinigkeit am Ende tatsächlich wird, hängt aber freilich auch von der Resonanz auf die Benefizaktion ab. Diler jedenfalls hofft auf viele Menschen, auf Einnahmen und Spenden.

Schweigeminute im Rat

Unabhängig von der Aktion des Türkisch-Islamischen-Kulturvereins hatte Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstag bereits zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer und Hinterbliebenen aufgerufen. Gleichzeitig appellierte er an die Kurstädter, angesichts des großen Leids großzügig zu spenden. Am Freitag und Samstag gibt es dazu Gelegenheiten.

100

Mitglieder etwa zählt die türkisch-islamische Gemeinde in Bad Urach. Am Freitag und Samstag verkaufen sie Spezialitäten, um die Menschen im Erdbebengebiet zu unterstützen.