Florian Bauer heißt der alte und neue Bürgermeister von St. Johann. Der Amtsinhaber konnte im zweiten Wahlgang am Sonntag knapp zehn Prozent der Stimmen mehr holen als noch vor 14 Tagen – ein Ergebnis, mit dem in der Deutlichkeit nicht unbedingt zu rechnen war.
Entsprechend erleichtert zeigte sich Bauer in der rappelvollen Gemeindehalle in Würtingen am Sonntagabend, kurz nachdem das Wahlergebnis dort verkündet worden war. „Ein ganzer Steinbruch ist von mir abgefallen. Eine solche Anspannung wie in den vergangenen Tagen wünsche ich niemandem, das kann man höchstens mal alle acht Jahre aushalten“, sagte Bauer.
Für reichlich Spannung bei dieser Bürgermeisterwahl hatten die beiden Mitbewerber Sonja Döhler und Alexander Knabe gesorgt. Insgesamt holten sie schließlich mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen.
Von 4224 Wahlberechtigten gaben am Sonntag 2754 ihre Stimme ab, sofern sie dies nicht im Vorfeld schon per Briefwahl getan hatten. Die Wahlbeteiligung sank damit ganz leicht von 66,1 auf 65,2 Prozent. Auf Florian Bauer entfielen 1308 Stimmen (47,8 Prozent), Sonja Döhler erhielt 1004 Stimmen (36,7 Prozent) und Alexander Knabe 410 (15,0 Prozent). Im ersten Wahlgang lag das Trio noch deutlich dichter beieinander (38,2 für Bauer, 34,4 für Döhler und 26,3 für Knabe), was zur besagten Spannung geführt hatte.
„Ich hatte mit der Deutlichkeit des Ergebnisses nicht gerechnet“, sagte Florian Bauer ins Hallenmikrofon. Er bedankte sich bei seinen Unterstützern und zollte den Wählerinnen und Wählern seinen Respekt, ausdrücklich auch jenen, die ihn nicht gewählt hatten. „So sind die demokratischen Spielregeln. Wir haben große Aufgaben in St. Johann vor uns. Die werden wir nur zusammen meistern. Dazu müssen wir auch die Gräben, die in den letzten Wochen in St. Johann entstanden sind, gemeinsam wieder zuschütten. Aber wenn wir St. Johanner eines können, dann ist es Zusammenhalten“ appellierte Bauer an die Einwohner aller sechs St. Johanner Teilgemeinden.

Lehren aus Wahlkampf gezogen

Er gestand auch ein, aus vielen Gesprächen während des Wahlkampfes seine Lehren gezogen zu haben, er gelobte Besserung. Ein Beispiel: „Wir können viel besser mit den Bürgern kommunizieren. Im Rathaus wird so viel gute Arbeit geleistet, aber viel zu wenig darüber gesprochen. Und auch, wenn mal etwas nicht so läuft, wenn ein Baugebiet zum Beispiel noch etwas dauert, dann kann man die Bürger darüber informieren und über die Gründe aufklären.“
Ihren Teil zu einer positiven Zukunft St. Johann möchte auch Sonja Döhler beitragen. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, schade aber natürlich, dass es nicht ganz gereicht hat“, sagte sie unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. „Große Projekte stehen an, die gilt es in sachlicher Diskussion abzuarbeiten. Ich möchte St. Johann auch weiterhin mitgestalten, jetzt halt aus einer anderen Position heraus.“ Als Mitinitiatorin des Bürgerentscheids zur Würtinger Werkrealschule hat sie auf jeden Fall schon in wenigen Wochen die nächste Abstimmung vor der Brust.
Von einer wertvollen Erfahrung, von interessanten politischen Gesprächen und vielen netten neuen Bekanntschaften sprach Alexander Knabe in seinem Resümee. Das Wahlergebnis habe er sich freilich nicht so vorgestellt. Als Grund machte er in den letzten 14 Tagen einen „Wahlkampf der untersten Schublade aus. Die Fairness wurde da teilweise mit Füßen getreten. Als Einzelkämpfer ist es da gegen professionelle PR-Teams sehr schwierig.“ Aber er konnte auch schon wieder lachen, freuen sich doch, wie er verriet, seine Kollegen der Papierfabrik in Dettingen darüber, dass ihnen ihr Betriebsratsvorsitzender erhalten bleibt.