Die Nachtwanderer wollen einen Draht zu den Jugendlichen in Metzingen aufbauen. Ganz einfach ist das mit drei Männern und sieben Frauen nicht, deshalb suchen die Ehrenamtlichen freiwillige Mitwanderer. Am Montag haben sie zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Es kam niemand. Außer Metzingens OB Dr. Ulrich Fiedler: „Wer ein angenehmes Miteinander in Metzingen erleben will, kann selbst etwas tun“, sagte er. Man könne nur für ein angenehmes Miteinander sorgen wenn man Jugendliche verstehe, ihnen zuhöre und auf Augenhöhe begegne.
Die Nachtwanderer, so Fiedler, sind elementar, um die Wünsche und Ansichten der Jugendlichen zu verstehen. Als ein großes Problem gilt die Neigung der Jugend, sich zu verschließen. Deshalb sei es wichtig, die Initiative zu ergreifen und auf die Jugendlichen zuzugehen.
Dass gerade Unterbesetzung bei den Nachtwanderern herrscht, erklärt sich Patrick Differt von der Mobilen Jugendberatung teilweise durch Ängste und Vorurteile, die viele haben: Sie fürchten sich vor gewalttätigen Jugendlichen.
In der Tat sind die Nachtwanderer keine autorisierten Ordnungskräfte. Das aber ist auch ihre Chance. So können sie auf Augenhöhe Gespräche führen. Ist die Jugend gewaltbereit? Differt sagt Nein. Die jungen Leute suchen nur einen Platz, um unter Freunden zu sein. Ein Problem, das Oberbürgermeister Fiedler kennt: „Für Autos gibt es Platz, für Jugendliche kaum.“ Dabei sei es wichtig, einen zentralen Ort zu schaffen, an dem sich die Jugendlichen treffen können und auch wollen. Eine schwierige Aufgabe, die die Stadt seit mittlerweile 40 Jahren nicht vollständig bewältigen kann. Auch der Alkohol ist für Fiedler kein Angstfaktor: „Wir haben hier eine gewissenhafte Jugend, die mit Alkohol umgehen kann. Natürlich gibt es Ausnahmen, Stichwort Komatrinken. Aber im Grunde sind es gute Menschen.“
Das Schlimmste was die Nachtwanderer bisher aus ihrem Medizinkit gebraucht haben, war ein Blasenpflaster, wie Gertrud Kleineikenscheidt, eine Nachtwanderin der ersten Stunde, verrät.
Und dass die Arbeit Früchte trägt, sieht man an einigen Beispielen, so hat zum Beispiel die TuS Metzingen auf Anregen der Nachtwanderer eine Boxgruppe ins Leben gerufen. Und wenn die Jugendlichen nicht ins Gespräch kommen wollen, dann heißt es: „Okay, eine schöne Nacht euch“.
Gerade weil die Nachtwanderer so offen und verständnisvoll mit der Jugend umgehen, bauen sich keine Fronten auf. Des Weiteren sei es eine einzigartige Möglichkeit, die Zuwanderer und Flüchtlinge in Metzingen persönlich kennen zu lernen,  ihnen einen Ansprechpartner zu geben und sich ein qualifiziertes Bild von ihnen zu machen, betonen die Ehrenamtlichen.
Freiwilliger könnte es übrigens nicht sein: Man muss nicht zwingend an Veranstaltungen oder Weiterbildungen teilnehmen, kann immer spontan absagen oder auch nur einmal pro Jahr auf Wanderschaft durch Metzingen gehen.