Sie sind extrem aufwendig zu bauen, teuer und könnten zum Wahrzeichen des neuen Stuttgarter Tiefbahnhofs werden: die Kelchstützen, die in einigen Jahren die Decke des umstrittenen Mammutprojektes tragen sollen. Nun wurde die erste der nach oben ausladenden Säulen im Rohbau fertiggestellt und ist in der S-21-Baugrube auch für Bahnreisende zu sehen, die über die künftige Bahnhofshalle führen.
Wie kompliziert die Umsetzung des Entwurfs des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven ist, machten die Bahn und das Bauunternehmen Züblin bei einem Pressegespräch deutlich. Als Ingenhoven vor 21 Jahren den Wettbewerb für den neuen Bahnhof gewann, hätte man das so noch gar nicht bauen können, erklärte S-21-Sprecher Jörg Hamann. Denn sowohl die Rechnerkapazitäten wie auch die Software für die statischen Berechnungen seien damals noch nicht vorhanden gewesen, ergänzte der Bahn-Bauleiter für den Bauabschnitt in der Stuttgarter Innenstadt, Michael Pradel. Für die Berechnungen nutzten die Ingenieure laut Pradel die Supercomputer am Höchstleistungsrechen-
zentrum Stuttgart.
zentrum Stuttgart.
Das Innenleben der Stützen, dass aus 22 000 einzelnen Stahlstreben besteht, die während des Einbaus einzeln vermessen werden müssen, sei ein „gigantisches 3-D-Puzzle“, sagte Hamann. Und für die Füllung des Stahlgerüstes wurde ein Spezialbeton entwickelt, der nach der Fertigstellung reinweiß leuchten soll, absolut porenfrei sein und eine Stunde lang bei einem Brand 1200 Grad Hitze aushalten muss.
Gigantisch sind auch die Kosten für die Kelchstützen. Nach Aussage von Ottmar Bögel, der bei Züblin für das Projekt verantwortlich ist, liegen sie bei durchschnittlich 2,8 Millionen Euro pro Kelchstütze, denn alle 28 Stützen sind Unikate. Für konventionelle Säulen wären die Kosten laut Bögel nur halb so hoch gewesen.
Der Aufwand bei der Planung hat auch einen Teil dazu beigetragen, dass S 21 später fertig wird als ursprünglich geplant, wie Pradel einräumte. Alle rund 12 Meter hohen Kelchstützen sollen bis zum Jahreswechsel 2022/23 fertig sein.