Der Einladung zur Besichtigung der „Waldweide als ordnungsgemäße Waldnutzung“ waren am Sonntag etwa 35 Interessierte gefolgt. Nach einer kurzen Begrüßung durch Herbert Fuchs, dem Vorsitzenden der Nabu-Gruppe Haigerloch, umriss Rangendingens Bürgermeister Johann Widmaier, wie es zur Einrichtung der Waldweide gekommen war. Ausgangspunkt waren ein Windbruch und starker Hagelschlag im Jahr 2013. Die betroffene Waldfläche war teils in Privatbesitz, teils gemeindeeigen. Auf seine Initiative und die des Revierförsters Hubert Münch wurden  Überlegungen angestellt, wie man aus der Kahlfläche etwas Nachhaltiges gestalten könnte, dazu wurden auch verschiedene Sachverständige befragt. So kam die Idee auf, ein Mosaik aus Wald, Offenflächen und Weideflächen zu schaffen. Die Privatbesitzer waren bereit, ihre Waldanteile an die Gemeinde zu verkaufen und die Realisierung des Vorhabens konnte beginnen.

Übersicht über die Waldweide

Forstdirektor Hermann Schmidt führte die Gruppe am Sonntag zu einem höher gelegenen Platz, der eine gute Übersicht über die Fläche der Waldweide bietet. Oberstes Ziel, so Schmidt, sei es gewesen, durch die Beweidung mit Rindern langfristig einen lichten Wald zu schaffen mit Baumarten, die es schon vor Jahrhunderten gab. Auf dem knapp drei Hektar großen Areal gibt es zwei kleinere Waldgebiete, der Rest ist Offenland mit Sträuchern, einzelnen noch jungen Bäumen, Grasflächen, angelegten Tümpeln und einem wasserführenden Graben.
Das gesamte Projekt verstehe sich auch als Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, betonte der Biologe Nils Reiser vom Landratsamt. In den Tümpeln sollten sich vor allem Amphibien ansiedeln können. Besonders die Gelbbauchunke und auch der Laubfrosch (beide auf der Roten Liste) sind auf solche Kleinstgewässer angewiesen. Laubfrösche waren schon auf dem Weg zu hören gewesen – ob sie sich auch schon fortpflanzen, ist noch nicht bekannt. Die Unken fühlen sich jedoch bereits wohl und zum Beweis konnte ein Teilnehmer eine noch junge Gelbbauchunke fangen und herumzeigen. Auch mehrere Exemplare der Sumpfschrecke, ebenfalls eine Art der Roten Liste, wurden  gefunden. Und in den trockeneren Bereichen huschten etliche junge Zauneidechsen umher.
Den größten Teil der Fläche offen zu halten, ist Aufgabe der derzeit fünf Schottischen Hochlandrinder von Stephan Schneider. Nach dessen Angaben erfolgt die Beweidung seit 2017 und dauert von Mai bis Oktober/ November, je nach Wetterlage. Die Rinder fressen Gras und Sträucher, Wasser gibt es aus den Tümpeln oder dem erwähnten Graben. Den Tieren geht es gut, das Nahrungsangebot ist ausreichend, was bereits tierärztlich bestätigt werden konnte.

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Ein Projekt ohne starres Konzept

Das Projekt „Waldweide“ unterliegt keinem starren Konzept. Je nach Entwicklung in den nächsten Jahren kann man korrigierende Maßnahmen ergreifen. Es ist zum Beispiel daran gedacht, die Fläche noch auf etwa 3,5 Hektar zu erweitern – sofern weitere Flächen hinzu gewonnen werden können.