Donnerstagnachmittag an der Rangendinger Schule. Eigentlich sind es noch drei Tage bis zur Bundestagswahl 2017. Im Klassenzimmer der 9a scheint aber jemand an der Uhr gedreht zu haben, denn dort ist der große Tag für Politik und Wähler bereits gekommen. Und das hat einen ganz besonderen Grund: Es ist Juniorwahl und der Unterrichtsraum der Neuntklässler ist kurzerhand zum Wahllokal umfunktioniert worden. Hier steht alles bereit, was für die Stimmabgabe wichtig ist: Ein mit Stellwand abgeschirmter Bereich, um die geheime Wahl zu gewährleisten und eine Wahlurne, in die Stimmzettel eingeworfen werden.
Nicht fehlen dürfen natürlich die wichtigsten Funktionäre des Tages: Die sechs Wahlhelfer Jasmin, Diana, Adrian, Alexander, Daniel und David, die für einen reibungslosen Ablauf der Wahl sorgen. Gemeinsam mit Lehrerin Sonja Haile, die die erste Juniorwahl in Rangendingen organisiert hat, haben sich die Jugendlichen im Vorfeld mit allen Abläufen vertraut gemacht, die Stimmzettel vorbereitet und Wählerverzeichnisse angelegt. Auch die Auszählung liegt am Ende in ihren Händen.
Erst müssen die Stimmen aber natürlich abgegeben werden. Kurz nach der Öffnung des Rangendinger Wahllokals trudeln auch schon die ersten der insgesamt 61 Wahlberechtigten ein. Im Gepäck haben sie – ganz nach Vorschrift – Wahlbenachrichtigung und Personalausweis.
Wahlhelfer stehen bereit
Doch bevor sie ihre Kreuzchen machen dürfen, wird ihnen von den Wahlhelfern das korrekte Vorgehen erläutert. „Du hast zwei Stimmen. Eine auf der rechten und eine auf der linken Seite“, erklären sie geduldig jedem Einzelnen. Ein verantwortungsvoller Job, den die Jugendlichen aber gerne übernehmen: „Es macht echt Spaß“, sind sie sich einig.
Den Juniorwählern fällt die Entscheidung, wem sie ihre Stimmen geben, nicht immer leicht. Welchen Kandidaten kenne ich am besten? Welche Partei konnte mich mit ihrem Programm überzeugen? Was wünsche ich mir für die Zukunft in Deutschland? Diese und weitere Fragen müssen sie sich stellen. Eben genau wie die Erwachsenen bei der „richtigen“ Wahl am kommenden Sonntag.
„Ich weiß schon seit drei Tagen, wen ich wähle“, verkündet eine Schülerin, die ihren Stimmzettel entsprechend schnell abgeben kann. Andere sind noch unsicher und studieren vor dem Gang an die Wahlurne noch einmal ganz genau den Stimmzettel. Mancher Schüler entschließt sich kurzerhand, nicht zu wählen. Letzteres ist zwar ebenfalls ein gutes Recht, jedoch keine gute Wahl. Denn Demokratie lebt vom Mitmachen.
Wer im Unterricht aufmerksam war, hat es bei der Einordnung der Parteien und Kandidaten auf jeden Fall leichter. Die Vorbereitung gestaltete sich teilweise ganz praktisch: „Vor kurzem waren die Schüler hier im Ort unterwegs, um sich Wahlplakate anzusehen und sie zu fotografieren“, erzählt Lehrerin Sonja Haile. Auch der Wahl-O-Mat im Internet kam im Unterricht zum Einsatz.
Was bei der Juniorwahl letztlich zählt, ist die Erfahrung, wie Demokratie funktioniert. So werden die Jugendlichen für die Bedeutung demokratischer Mitbestimmung sensibilisiert und motiviert, ihre Stimme in Zukunft auch bei „richtigen“ Wahlen abzugeben. Gleichzeitig erlangen sie Kompetenzen wie Kritik- oder Partizipationsfähigkeit. „Das finde ich sehr wichtig, weil wir mündige Bürger brauchen“, unterstreicht Hagle.
Insgesamt beteiligen sich rund 3000 Schulen an der Juniorwahl. Finanziell unterstützt wurde das Projekt an der Gemeinschaftsschule Rangendingen-Hirrlingen durch die Caritas Hechingen und die Kreissparkasse Balingen.
Noch abwarten bis zum Sonntagabend
Bitte etwas Geduld So schnell geht’s auch bei der „kleinen Bundestagswahl“ nicht: Das Gesamtergebnis der Juniorwahl wird erst am Wahlsonntag, 24. September, um 18 Uhr im Internet unter www.juniorwahl.de veröffentlicht.