Es ist eine Doppelausstellung, die durch Spannungsreichtum und Dynamik besticht, in der alles irgendwie ineinandergreift und doch auf eine merkwürdige Art und Weise von Distanz beseelt ist. In der Skulpturen des Stahlbildhauers Jochen Warth aus Nehren und Bilder des Malers Andre Beutler aus Walddorf bei Altensteig aufeinandertreffen. Kunst, die vor Kraft und Energie nur so strotzt, sich aber nicht darin verliert. Ein Spiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Materiellem und Immateriellem.

Country und Blues vom Feinsten

Am Sonntag bei der Vernissage erwartete die Besucher neben expressiver Kunst fürs Auge auch noch ein besonderer Hörgenuss.  Und was für einer! Künstler und „Blues Harper“ Jochen Warth höchstselbst war es, der zur Mundharmonika griff und gemeinsam mit seinem Sohn Julian Warth (Kontrabass) und Heiner Willers (Gitarre) Country und Blues vom Feinsten erklingen ließ.
Nicht weniger außergewöhnlich war die  Einführung in die Ausstellung, für die Helm Zirkelbach verantwortlich zeichnete. In einer Art „Offenem Brief“ wandte er sich an die beiden Künstler und beschrieb darin seine ganz persönlichen Eindrücke, die er beim Gang durch die Ausstellung gesammelt hat. Malerei und Plastik – das seien schon im Hinblick auf flächiges und räumliches Vorgehen zwei ganz verschiedene künstlerische „Medien“, stellte er fest. Dazu kommen noch die Unterschiede im Material: „Hier die Farbe und die Leinwand, dort die Eisenplastik, der Stahl.“ Angesichts dieser Tatsachen stelle sich doch eigentlich die Frage: „Was ist Plastik? Was ist Malerei?“

Werke, die Mut ausstrahlen

Sich von altmodischen Ideen und überkommenen Definitionen zu verabschieden und stattdessen Neues zu entdecken, das sei doch eigentlich sowohl der Antrieb des Malers als auch des Bildhauers, konstatierte der Laudator. Was weiterhin verbindet? Natürlich die Improvisationslust und „eine gehörige Portion Mut.“ Dass sowohl Jochen Warth als auch Andre Beutler zweifellos über diesen Mut verfügen, ist an ihren Werken abzulesen, die Helm Zirkelbach genauer in den Blick nahm.
„Die Malerei ist frei, nichts darstellend außer die Überlagerung von Erregungen und die Farb- und Formenenergie, die davon ausgeht“, beschrieb er die Charakteristik von Andre Beutlers Bildern. Pastoser Farbauftrag hier, Übermalungen dort, dazu ein Changieren zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion zeigen seine Vielseitigkeit. Auf eine Art des Ausdrucks festlegen lasse der Künstler sich nicht, dazu seien seine Werke einfach zu vielschichtig. „Das Schaffen eines Bildwerkes, das Malen selbst also und vor allem der Wille, ein bildliches Ergebnis aus dem Akt künstlerischen Handelns und Tuns heraus zu gewinnen“, spreche aus jedem einzelnen Bild Beutlers.

Mit geometrischer Strenge

Der Schöpfergeist des Stahlbildhauers Jochen Warth dürfte in Hechingen noch vielen aus Zeiten der Künstergilde bekannt sein. Seine spannungsreichen Raumobjekte zeichnen sich, wie Helm Zirkelbach betonte, „durch geometrische Strenge und zugleich durch ihre teils geschwungenen Formen, ihre Drehungen und Perfektion aus.“ Perfektion? O ja! Man könnte es auch Präzision oder Akribie nennen, dieses Streben, dieses Ringen nach dem Höchsten, das sich in einer dynamischen Formensprache manifestiert, die sich jenseits von Zeit und Raum zu bewegen scheint. „Du bist ein Präzisionskünstler, ein Fanatiker der nicht immer einfachen, aber immer eleganten Lösungen“, wandte sich der Laudator an den Künstler.
Dessen Liebe zur Geometrie, zum „Graphischen“ wird in seinen Stahlskulpturen geradezu greifbar, die mit ihren „Durchblicken“ und Schwüngen ein faszinierendes Wechselspiel von Licht und Schatten entfachen. Die „unbestimmten Körper“ Jochen Warths könne man als „Produkt aus Ordnung und Veränderung, Logik und Zufall, Rationalität und Irrationalität“ ansehen, um die sein unablässiges Schaffen kreise.
Die Herausforderung für den Betrachter liege darin, die Sprache der beiden Künstler zu ergründen und zu verstehen, schloss Helm Zirkelbach. Nur so könne man sich deren Werken nähern, die „uns sinnlich und wach halten.“

Info Die Ausstellung in der Villa Eugenia ist bis zum 13. April, samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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