Unzählige große und kleine Besucher, die sich mit Ziegen, Kaninchen und Gänsen auf der grünen Wiese tummeln. Strahlende Gesichter, wenn eines der großen Albkamele oder einer der Strauße seinen Kopf neugierig über das Gatter beugt und sich geduldig streicheln lässt. Ein lustiger Zauberer, der alle zum Lachen bringt und eine Band, die mit ihrer Musik für Stimmung sorgt. Das sind Bilder, wie man sie vom großen Kamelfest kennt, das alljährlich auf dem Tiererlebnishof von Rolf Müller gefeiert wird. Auch in diesem Jahr war die Veranstaltung wieder ein Erlebnis für Jung und Alt und hätte das pure Vergnügen für alle Beteiligten sein können. Wenn, ja wenn der Tiererlebnishof auf dem Butzenwasen nicht vor dem Aus stehen würde. Denn die Albkamele müssen raus, der Vermieter hat den Pachtvertrag gekündigt. Seit Monaten schon sucht Rolf Müller mit Unterstützung vieler Freunde und Gönner nach einer neuen Unterkunft – bislang leider erfolglos.
Füttern, streicheln Erinnerungsfotos knipsen
Nicht gerade die idealen Voraussetzungen für ein unbeschwertes Fest. Und doch haben Rolf Müller und sein Helferteam alles dafür getan, den Gästen zwei wunderbare Tage zu bieten. Die unumstrittenen Stars des „Abschiedskonzerts“, bei dem die Coverband „Thursday Rock“ aus Nufringen zu einer musikalischen Zeitreise einlud und mit bekannten Hits die Stimmung anheizte, waren natürlich die vielen Tiere. Füttern, streicheln, Erinnerungsfotos knipsen – ein Vergnügen für große und kleine Besucher. Und auch das weitere Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen. Wahrhaft magisch gestalteten sich die Auftritte von Zauberer Basilikum, der allerlei Tricks auf Lager hatte und sein Publikum damit zum Staunen und Lachen brachte. Kreative Künstler sorgten derweil beim Kinderschminken für fantasievoll bemalte Gesichter, und ein kleiner Flohmarktstand lud zum Stöbern ein. Natürlich war auch für Speis und Trank bestens gesorgt, unter anderem lockte ein Crêpes-Wagen mit allerhand Leckereien.
Nach dem 3. November ist Schluss
In all der Feststimmung, die durchaus aufkam, schwang jedoch auch ganz viel Wehmut mit. Denn am jetzigen Standort wird es definitiv kein Kamelfest mehr geben. „Bis zum 3. November haben wir noch geöffnet, danach ist Schluss“, betont Rolf Müller. Darüber sind natürlich besonders die Besucher traurig, die dem Tiererlebnishof auf dem Butzenwasen in den letzten Jahren immer wieder gerne einen Besuch abgestattet haben. Dazu zählen Stammgäste wie Sandra Pavic, die mit ihren beiden Kindern oft hier vorbeischaute. „Für meine Kleinen war das hier das Paradies“, bedauert sie das Ende des Albkamel-Hofs. „Hechingen verliert mit den Albkamelen wirklich eine einmalige Attraktion.“ Zumal die Besucher den Tieren hier wirklich nahe sein durften und die Eintrittspreise für jeden erschwinglich gewesen seien. „Es ist unheimlich schade“, stimmen auch andere Festbesucher zu. Nun könne man nur hoffen, dass sich doch noch ein neues Domizil für die Albkamele finden lasse, in dem Rolf Müller sein Projekt einer Begegnungsstätte für Mensch und Tier weiterführen könne – „hoffentlich im Zollernalbkreis.“
Mit der Stadt Albstadt im Gespräch
Diesen Wunsch hegen viele Freunde des Kamelhofs, die Rolf Müller nach Kräften unterstützen. Derzeit läuft eine Spendenaktion, bei der Geld für den Rückbau und einen eventuellen Neuaufbau an einem anderen Standort gesammelt wird. Die bislang einzige Option liegt in Albstadt. „Wir sind da mit der Stadt im Gespräch“, erklärt Rolf Müller. Konkret sei aber noch nichts. Wichtig ist ihm, dass sowohl die Gemeinde als auch der Vermieter an einem potenziellen neuen Standort voll hinter dem Projekt stehen. Außerdem müsse die Verkehrsanbindung passen und natürlich auch der Preis.
Dass das letzte Kamelfest so viele Besucher anlockte, war für Rolf Müller „überwältigend“. Für all die vielen Freunde der Albkamele bleibt nun nur noch die Hoffnung, dass nach dem Abschiedsfest auf dem Butzenwasen woanders bald ein Wiedersehen gefeiert werden kann.