Leise, sanfte Töne wurden angeschlagen und die Handschrift ihres vortrefflichen Lehrers und Mentors war deutlich zu erkennen. Mit einem sehr ansprechenden, heiter-besinnlichen Programm erinnerten die beiden Singer-Songwriter Ulrich Zehfuß und Luis Schwamm – beide aus den Reihen der von Stählin gegründeten Akademie für Poesie und Musik Sago – an den 2015 verstorbenen feinsinnigen Dichter, Liedermacher, Kabarettisten und Geschichtenerzähler Christof Stählin.
Seine und eigene Lieder bestimmten die gut besuchte Abendveranstaltung. Fein verwob der Pfälzer Ulrich Zehfuß Musik und Text, Worte und Bilder in seinen mit wechselnden Brennweiten erspürten heiter-nachdenklichen und aufmerksamen Betrachtungen. Virtuos spielend kleidete er seine Songs mal in ein Chanson, mal in ein Rock-Gewand. Es sind kleine, poetische Geschichten, die Zehfuß in seinen Liedern erzählt: Das „dünne Eis“ des gefrorenen Sees das in der Winterkälte knackt; der Sternenhimmel, „Auge um Auge in die funkelnde Pracht, wir gehen alle durch die gleiche Nacht.“
Was in den Liedern zunächst so simpel klingt, diese Geschichten aus dem Alltag, die urplötzlich zu so viel mehr werden, spiegelten wunde Punkte des Daseins und die großen Fragen der Gegenwart im Mikrokosmos des Alltaglebens wider: das kleine Glück, die große Enttäuschung.
Geistreich und mit Witz schuf Zehfuß Parabeln über das Werden und Vergehen, Einsichten blitzten auf und verschwanden wieder: „Krikelkrakel“ sind Karottenschnitzel im Salat, Sternschnuppen am Himmel, Blitze durchs Gewitter, Spinnenweben in der Gruft und die Amselspur im Schnee.
Augenzwinkernde Ansichten über eine schräge Welt: Ob der Liederschreiber Ulrich Zehfuß über die Unmöglichkeit der Liebe, über das Leben, das noch nicht losgegangen war, über den Spargelanbau oder kostbare „Magnolienzeit singt – immer ist sein Mittel die messerscharfe Beobachtung, die dem Zuhörer schönstes Kopfkino beschert. Mit Musik, die das Gemüt so leicht wie auf „besagten Luftmatratzen“ durch den gesamten Auftritt treiben lässt.
Auch der junge Liedermacher Luis Schwamm nahm die Zuhörer mit seinem dynamischen Gitarrenspiel und seiner warmen, facettenreichen Stimme mit auf eine Reise durch die komplizierten Alltäglichkeiten, sang von „Motten“ im Schatten des Lichts, sinnierte über den „Schatten“ und hoffte „dass unsere kleine heile Welt noch eine kleine Weile hält“ (beides von Christof Stählin). Er erzählte vom Weggehen und Wiederkommen, von Enden und Anfängen und vom sich immerwährend drehenden Hamsterrad.
Wirkte die Musik noch zart und „glühwürmchenhaft“ verletzlich in „Sie leuchten noch“, so gewann sie bei den „Drachenkämpfen“ Kraft und Stärke. „Leise, leise, leise“ aus der Feder Christof Stählins beendete das Konzert.
Mit „Trampelpfad“, einem weiteren Lied Christof Stählins, erfüllten die beiden Künstler den nachdrücklichen Wunsch des begeisterten Publikums nach einer Zugabe.