Wie wird sie laufen, die neue Bundesligasaison? Wie immer? Der FC Bayern München wird Meister und der Rest hechelt hinterher? Und wer dümpelt am Tabellenende rum? Die üblichen „Verdächtigen“ mit dem kleinsten Jahresetat? Die HZ hat nachgefragt bei ausgewiesenen Fußballkennern aus der Region.
Martin Hankiewicz gibt sich siegesgewiss
Einer von ihnen ist Martin Hankiewicz, der an diesem Freitag mit seinem Bayern-Fanclub Eyachtal 50 Mann/Frau hoch zum Saisonauftakt in die Allianz-Arena reist. Dort empfängt der Rekordmeister die Hertha aus Berlin. Hankiewicz freut sich und gibt sich siegesgewiss – sein Tipp: 3:1 für die Kovac-Truppe. Allein durch die bajuwarische Fan-Brille indes sieht er seinen Club nicht. Vielmehr glaubt Martin Hankiewicz, dass sich der Titelkampf in dieser Saison spannender gestalten wird als die Jahre zuvor. Weil beispielsweise Borussia Dortmund personell gut „aufgerüstet“ habe, während sich die Bayern schwer taten – und tun. Stichwort Leroy Sané. Dieses Ziehen und Zerren um den Offensivmann in Diensten von Manchester United (bis sich der 23-Jährige schließlich schwer verletzte) habe schon ein bisschen Nerven gekostet. Dass es nun nicht zu dessen Wechsel an die Isar kommt, bedauert er: „Da wären schon alle froh und glücklich drüber gewesen, nicht nur die Bayern-Fans! Sané hätte die Bundesliga insgesamt bereichert“, sagt der Fanclubchef.
Ivan Perišic doch eher Notlösung
Na, dafür wird doch nun Ivan Perišic als Leihgabe von Inter Mailand den FCB verstärken! Verstärken schon, bestätigt Hankiewicz, trotzdem bleibe der 30-Jährige vor allem mit Blick auf die angestrebte Verjüngung des Kaders doch eher eine Notlösung. An welchem Spieler für seinen Verein er Freude hätte? An einem wie Mohamed Salah von Liverpool – um im nächsten Atemzug einzuräumen: „Wenn die Transfersummen zu groß werden, dann verliert man auch als Fan irgendwann das Verständnis und die Freude am Fußball.“
Zurück zu den Gegebenheiten. Wenn Hankiewicz seinen FC Bayern im nationalen Geschäft auch zukünftig an der Spitze sieht – international keinesfalls. In der Champions League etwas zu reißen, hält er aktuell für utopisch.
Urteil über die Bundesligisten
Und wie beurteilt er die Bundesligisten der neuen Saison 2019/2020? Dem BVB traut er, wie erwähnt, viel zu. Auch von Leipzig und „mit Abstrichen“ von Bayer Leverkusen erwartet er ein starkes Auftreten. Die Eintracht aus Frankfurt sieht er gefestigt im vorderen Tabellendrittel; Gladbach und Hoffenheim hat er nicht unbedingt auf der Rechnung für einen der vorderen Plätze.
Eher hinten sieht Hankiewicz die Aufsteiger Paderborn und Union Berlin („eine Bereicherung für die Bundesliga“, weil diese sehr wohl zwei Hauptstadtclubs vertragen könne); nicht viel mehr erwartet er vom dritten Aufsteiger 1. FC Köln, von Mainz, Freiburg („leider“) und Augsburg, das schon in der vergangenen Saison einen Abwärtstrend habe erkennen lassen.
Dennis Söll traut vor allem den Dortmundern die Meisterschaft zu
Dennis Söll, Spielertrainer des Landesligisten TSV Trillfingen, sieht’s ähnlich wie Hankiewicz: „Die Meisterschaft geht nur über Bayern und Dortmund.“ Vor allem der Borussia seien Verpflichtungen geglückt, die „Hand und Fuß haben“. Warum den Münchnern nicht? „Vielleicht“, spekuliert der offensive Mittelfeldmann, „haben die anderen Clubs bessere Projekte an die Spieler gebracht.“ Projekte? „Langfristig angelegte Perspektiven, die übers Double hinausreichen“, erklärt der 28-Jährige. Oder, spekuliert Söll noch ein bisschen weiter: „Vielleicht kann Kovac noch nicht die ganz großen Spieler locken.“ Nun, für Ivan Perišic hat’s immerhin gereicht. Schon – aber, sagt der Spielertrainer: „Trotzdem ist er eher die B-Lösung.“ Weil für den angestrebten Komplett-Umbruch zu alt – und halt kein Sané.
Für andere Vereine sind das eher Luxusprobleme. Zwar freut sich Dennis Söll mit den Aufsteigern Union Berlin und Paderborn auf ein wenig „frischen Wind“ in der Bundesliga, dennoch sieht er die Clubs am Ende der Saison dann halt doch eher am Tabellenende.
Im Tabellenkeller wiederfinden wird sich seiner Meinung nach auch wieder ein Team, „das man jetzt noch gar nicht auf der Rechnung hat“. Eventuell der dritte Aufsteiger 1. FC Köln oder der SC Freiburg? Nein! Die Geißbock-Elf wähnt er im gesicherten Mittelfeld, und die Breisgauer „haben sich ein solides Gerüst erarbeitet, um, anders als zuletzt, von Beginn an punkten zu können“.
Apropos „von Beginn an“: Der Trillfinger Spielertrainer erwartet, dass es gleich zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison „richtig los geht“ (und nicht so verhalten wie im WM-Jahr zuvor). Er möchte spannende Spiele und tolle Derbys sehen. Wem er höchstselbst die Daumen drückt? Der Eintracht aus Frankfurt. Leider, gibt Dennis Söll den Realisten, „wird’s für ganz vorne nicht reichen“.
Aber er hofft noch auf die Qualifikation für die Europa League und in der Folge auf „so tolle Europapokalspiele wie in der vergangenen Saison“. Und natürlich auch nächstes Jahr auf eine Europapokal-Platzierung.
Herz von Manuel Pflumm schlägt für Borussia
Das Herz von Manuel Pflumm, Spielertrainer des SV Rangendingen, schlägt für die Borussia aus Gladbach. Und tatsächlich sieht er sie mit Leverkusen und eventuell auch Frankfurt gut aufgestellt hinter Bayern München und Borussia Dortmund. An diesen beiden aber, befürchtet der 34-Jährige, wird kein Vorbeikommen sein. Wobei er hofft, dass Dortmund der Kovac-Truppe wenigstens Paroli bieten kann. Denn: Die Mannschaft von Lucien Favre habe schon gut „aufgerüstet“. Vom Rekordmeister erwartet Pflumm, dass er, bis das Transferfenster am 2. September schließt, noch nachlegen wird.
Mit Perišic habe er schon einen Mann mit Klasse geholt. Dass der schon 30 Jahre alt ist, ändere nichts daran: „Im Fußball gibt es kein jung oder alt – nur ein gut oder schlecht.“ Und mit Blick aufs internationale Geschäft könne Bayern einen Perišic gut gebrauchen – ohne dass der Rangendinger Spielertrainer die Münchner in der Champions League viel reißen sieht.
Dazu seien die anderen Teams im Wettbewerb einfach zu stark. Was ihm dabei nicht gefällt? Die Summen, die zum Beispiel von den englischen Clubs bezahlt und ausgegeben werden. Das ist seiner Meinung nach „nicht mehr normal“ und lasse den Fußball an Glaubwürdigkeit verlieren.
In diese Verlegenheit kommt ein SC Freiburg nicht, dem Manuel Pflumm einen guten Kader attestiert – und: „Die Breisgauer werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“ Und auch Union Berlin nicht: „Die Euphorie wird die Mannschaft durch die Saison tragen.“ Weniger zuversichtlich ist er da für den SC Paderborn. Gespannt ist er außerdem auf den VfL Wolfsburg: „Das ist immer so ’ne Wundertüte.“