Baden-Württemberg hat am Montagnachmittag die Impfzentren im Land aufgefordert, unverzüglich die Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff zu stoppen.
Update, 18 Uhr: Aktualisierte Pressemitteilung des Stuttgarter Sozialministeriums:
Nachdem der Bund die Impfung der Bevölkerung mit AstraZeneca am heutigen Montag gestoppt hat, teilt das baden-württembergische Gesundheitsministerium Details zum weiteren Vorgehen mit:
„Die Impfungen mit AstraZeneca werden in Baden-Württemberg so lange ausgesetzt, bis vom Paul-Ehrlich-Institut eine neue Empfehlung zum Umgang mit AstraZeneca ergeht.“

Impfungen bis einschließlich Montag ausgesetzt

Und präziser: „In Baden-Württemberg werden im ersten Schritt die Impfungen mit AstraZeneca für die laufende Woche bis einschließlich kommenden Montag ausgesetzt und die Termine abgesagt. Das betrifft aktuell rund 15.000 Impfungen pro Tag. Spätere Termine bleiben zunächst bestehen.
Spätestens am Montag, 22. März, findet eine weitere Telefonschaltkonferenz der Gesundheitsministerkonferenz statt. Danach wird über den weiteren Verlauf entschieden, sollten nicht bereits vorher neue Informationen vorliegen.“
Wer bei der Terminbuchung eine korrekte E-Mail-Adresse angegeben hat, wird per Mail über die Absage informiert. Eine telefonische Information ist angesichts der großen Menge an abzusagenden Termine leider nicht für alle Betroffenen durchführbar. Alle für diese Woche gebuchten Termine mit AstraZeneca sind abgesagt. Sofern auf der Terminbestätigung der Impfstoff nicht vermerkt ist, lässt sich anhand des Abstands zwischen Erst- und Zweittermin feststellen, um welchen Impfstoff es sich handelt. Bei einem Abstand von 9 Wochen und mehr handelt es sich um einen Termin mit AstraZeneca. Kürzere Abstände bedeuten, dass die Termine auf Biontech oder Moderna gebucht sind. Termine mit diesen beiden Impfstoffen finden unverändert statt.

Direkte Umbuchung ist wegen Impfstoffmangel nicht möglich

Das Sozialministerium schreibt weiter: „Eine direkte Umbuchung der abgesagten Termine ist aufgrund des Impfstoffmangels nicht möglich. Die Impfzentren werden von uns gebeten, alle über 80-Jährigen, die von dieser Terminabsage betroffen sind, entweder auf einen anderen Impfstoff umzubuchen, oder sie alternativ auf eine eigens zu führende Warteliste zu setzen. Die Termine für alle anderen müssen leider ersatzlos verfallen.“

Absagen in Meßstetten ab Dienstag

Das Landratsamt Zollernalbkreis hat am späten Montagnachmittag mitgeteilt:
Alle Impftermine mit dem Impfstoff von AstraZeneca für das Kreisimpfzentrum in Meßstetten werden tageweise für den darauffolgenden Tag ab morgen, Dienstag, 16. März 2021, storniert. In der Bestätigungs-E-Mail von impfterminservice.de ist angegeben, für welchen Impfstoff ein Termin gebucht wurde. Pro Tag sind dies rund 150 Termine. Betroffene Personen werden per Mail oder telefonisch kontaktiert.

Schichtarbeit am Wochenende wird ausgeweitet

Für die Personen, die von der Terminabsage betroffen sind, wird es zu gegebener Zeit individuelle Lösungen für einen Ersatztermin geben. Es ist geplant, das Defizit zeitnah durch Ausweitung der Schichtzeiten vor allem am Wochenende wieder aufzuholen sofern entsprechende Impfstoffmengen geliefert werden. Neue Terminbuchungen für AstraZeneca sind aktuell nicht möglich.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Personen, die den Corona-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohlfühlen, zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten.
Mit welchem Impfstoff Personen geimpft wurden, ist aus dem Impfausweis ersichtlich.

Biontech-Impftermine haben Bestand

Die gebuchten Termine für den anderen Impfstoff Biontech (ebenfalls rund 150 Termine pro Tag) werden weiter wie geplant durchgeführt.“

Pauli: „Das irritiert, ist ärgerlich und ungesund.“

„Wir erfahren leider in dieser Pandemie regelmäßig wichtige Nachrichten indirekt über Funk, Fernsehen, Online-Medien und sonstige Kanäle und müssen reaktionsschnell die richtigen Weichen stellen. Das irritiert, ist ärgerlich und ungesund. Dem Unmut und der Diskussion stellen wir uns so gut wir können und erfüllen die Anweisungen“, so Landrat Günther-Martin Pauli.

In Tübingen Absage aller Termine ab Mittwoch

Für das Tübinger Impfzentrum bedeutet die Anweisung aus Stuttgart, dass voraussichtlich ab Mittwoch, 17. März 2021 alle Astra-Zeneca-Impftermine abgesagt werden müssen. Für den Montag (15. März) und den Dienstag (16. März) hat der Stopp der Impfungen mit Astra Zeneca keine Relevanz, da Ende der vergangenen Woche bekannt wurde, dass für diese beiden Tage ohnehin kein Astra Zeneca Impfstoff zur Verfügung steht. Das Land hatte den Engpass daraufhin mit einer Biontech-Sonderlieferung überbrückt. Die Biontech-Impfungen finden wie geplant statt.
„Die Betroffenen“, so teilt das Tübinger Landratsamt mit, „erhalten eine automatisierte Email mit der Absage ihres Impftermins“. Der Landkreis Tübingen als Betreiber des Impfzentrums warte nun auf Anweisungen des Landes zu weiteren Fragen, zum Beispiel wie lange die Termine ausgesetzt werden sollen. Hierüber werde kurzfristig über die Presse informiert.

Die Pressemitteilung des Sozialministeriums:

Kurz zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium darüber informiert, dass die Bundesregierung aufgrund einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) die Corona-Impfungen mit AstraZeneca vorsorglich aussetzt. Nach neuen Meldungen von Hirnvenen-Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa hält das PEI weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken.

Lucha: Gesundheitsschutz steht über allem

„Selbstverständlich haben wir sofort reagiert und die Impfung in Baden-Württemberg gestoppt. Der Gesundheitsschutz der Menschen steht über allem“, so Gesundheitsminister Manne Lucha am Montag (15. März) in Stuttgart. Alle Termine würden abgesagt, auch jene für die Zweitimpfungen.
In seiner Stellungnahme äußert sich das Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) wie folgt: „Das PEI empfiehlt nach intensiven Beratungen zu den in Deutschland und Europa aufgetretenen schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff AstraZeneca. Gegenüber dem Stand vom 11.03.2021 sind inzwischen weitere Fälle (Stand: Montag, den 15.03.2021) in Deutschland gemeldet worden. Bei Analyse des neuen Datenstands sehen die Expertinnen und Experten des Paul-Ehrlich-Instituts jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenen-Thrombosen (Sinusvenenthrombose) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca. Die Daten werden von der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) weiter analysiert und bewertet.

In ganz Deutschland ausgesetzt

Bis zum Abschluss der Bewertung durch die EMA werden die Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland ausgesetzt. Die heutige Entscheidung betrifft sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen. Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Personen, die den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwoh lfühlen z.B. mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, sollten sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.“