Ein sportliches Topereignis steht in Hechingen vor der Tür: Der Bentley-Hohenzollern-Cup, ein hochkarätig besetztes, internationales U 10-Jugendfußballturnier, findet am 15. und 16. April in der Joline-Arena im Weiherstadion statt. Zwei Wochen davor sprachen wir mit den Turnier-Organisatoren Nicklas Becker und Steffen Kraus.
Herr Kraus, Herr Becker, wie fußballverrückt muss man sein, um ein internationales Jugendturnier komplett im Ehrenamt zu organisieren?
Steffen Kraus: Nun ja, auch hier hat alles einmal ganz klein angefangen, 2017 war das. Ich bin Jugendtrainer beim SSV Reutlingen und habe für meine Jugend eine Möglichkeit gesucht, einen Leistungsvergleich auszutragen. Die Plätze in Reutlingen sind aber immer nur eingeschränkt nutzbar. Also wollte ich versuchen, das hier in Hechingen zu machen.
Vom Wurstverkauf bis zur Homepage des FC Bayern
Nicklas Becker: Und da wir Nachbarn sind und wir uns schon lange kennen, ist Steffen zu mir gekommen. Wir haben das dann damals über die FV Hechingen-Friedrichstraße laufen lassen. Im Gegenzug durften wir ein paar Würste verkaufen. Wenn wir das so von Anfang an in der heutigen Größenordnung vorgehabt hätten, weiß ich nicht, ob ich da mitgemacht hätte. Das hat sich jetzt aber über die Jahre derart entwickelt, dass man schon auch etwas stolz ist, so etwas auf die Beine gestellt zu haben. Wer kann schon behaupten, mit seinem Projekt auf der Homepage des FC Bayern oder in der Berliner Presse Erwähnung gefunden zu haben?
Die Freude der Kinder ist Lohn genug
Steffen Kraus: Das alles nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Da muss man dann schon richtig was dafür übrig haben. Bereits im Frühling ein Jahr davor werden die Vereine eingeladen. An Pfingsten fangen wir dann mit den Planungen richtig an. Und ab Januar vergeht wohl kaum ein Tag, an dem man nicht für dieses Event ehrenamtliche Zeit opfert. Da bleibt dann leider auch viel Privates liegen. Die Bestätigung, dass sich der ganze Aufwand lohnt, bekommt man dann aber an den Turniertagen, wenn alles klappt und so viele Kinder ihre Freude haben.
Wie schafft man es denn, die Jugend von Weltklasse-Vereinen wie Arsenal London, Juventus Turin oder Inter Mailand nach Hechingen zu holen?
Nachwuchsleistungszentren sind unter sich
Steffen Kraus: Eigentlich genau gleich wie bei den inländischen Teams. Man lädt offiziell ein und versucht über einen persönlichen Kontakt, den ich meistens habe, das Ganze noch zu unterstützen. Der einzige Unterschied ist, dass alles übersetzt werden muss. Natürlich kommt uns inzwischen zugute, dass unser Turnier ein gewisses Standing bei den Vereinen hat. Unser Alleinstellungsmerkmal, dass ausschließlich Nachwuchsleistungszentren teilnehmen, macht es für diese Vereine auch nochmal attraktiver.
Wie kommen die Teams aus acht Ländern dann eigentlich nach Hechingen?
Steffen Kraus: Die Mannschaften kommen eigentlich auf alle Arten zu uns, außer mit dem Schiff. Juve und Inter werden mit einem Reisebus geholt, Leipzig beispielsweise fährt selbst mit dem Auto, London und Istanbul fliegen, und Dortmund, Gladbach und Schalke kommen mit dem Zug.
Mehrere Shuttle-Busse im Einsatz
Nicklas Becker: Dann geht es darum, dass die Flüge und Züge so koordiniert und gebucht werden, dass alle möglichst zeitgleich in Stuttgart ankommen, damit wir alle auf einmal mit dem Reisebus einsammeln und nach Hechingen bringen können und nicht fünfmal fahren müssen. Während des Wochenendes haben wir mehrere Shuttle-Busse im Einsatz, die die Mannschaften von der Unterkunft ins Stadion fahren.
29 Mannschaften sind am Turnierwochenende am Start. Das klingt nach Hunderten Spielern, Trainern, Betreuern, Begleitern, die Sie unterbringen und verpflegen müssen. Wie gelingt das?
Nicklas Becker: Am Samstag, beim Hauptturnier, finden insgesamt 120 Spiele auf sechs Plätzen statt, bis dann gegen 17.30 Uhr der Sieger des Bentley-Cups 2023 feststeht. Beim Leistungsvergleich am Sonntag sind es nochmal 108 Spiele. Insgesamt erwarten wir etwa 350 Kinder mit ihren Trainern und Betreuern, sodass wir von über 400 Teilnehmern reden können. Wir mussten für dieses Turnier 197 Helferpositionen besetzen, die durch knapp über 100 Helfer abgedeckt werden.
Fünf Hotels komplett gebucht
Steffen Kraus: Untergebracht werden die Spieler meist bei Gastfamilien, die von den regional teilnehmenden Vereinen gestellt werden. Aber auch in Hotels und Pensionen sind einige Mannschaften untergebracht. Das ist auch eine der ersten Aufgaben bei der Organisation. Wir blocken so früh wie möglich ganze Hotels in und um Hechingen. In diesem Jahr haben wir fünf Unterkünfte belegt. Während des Turniers werden die Teilnehmer von einem Koch verköstigt. Da muss es dann nämlich schon sportlergerechte Nahrung geben. Das verlangen die Vereine so. Wenn die Leute in ihren Unterkünften sind, werden wir auch da für die Verpflegung mit Pizza, Maultaschen oder einfachem Vesper sorgen.
Dreimal hat es das Turnier schon gegeben. Die vierte Auflage verspricht noch eine Nummer größer zu werden. Es ist jetzt der Bentley-Cup in der Joline-Arena mit Bürgermeister Philipp Hahn und Georg Friedrich Prinz von Preußen als Schirmherren. Was bringt dem Turnier diese Aufwertung?
Professioneller, aber weiterhin ein Turnier für alle
Nicklas Becker: Man spricht nicht über Geld. Aber jeder weiß, dass ein solches Turnier mit hohen Kosten verbunden ist. Mit der Verständigung auf eine langjährige Zusammenarbeit mit der Firma Bentley als Hauptsponsor haben wir vor allem Planungssicherheit gewonnen. Aber nicht nur das. Wovon wir wirklich profitieren, ist das Know-how unserer Partner. Wir sind ehrenamtliche Fußballer und haben nicht zwingend viel Ahnung von Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Hier werden wir insbesondere durch das Atelier Türke und die Firma Bentley überragend unterstützt. Insbesondere im Bereich Social Media haben wir uns weiterentwickelt und sind immer noch dran. Wir bespielen mit Facebook, Instagram und TikTok drei Kanäle, über die wir zweimal pro Woche Beiträge zum Turnier teilen. Unsere Homepage (www.bentley-cup.de) wurde komplett überarbeitet und enthält alle wichtigen Infos zum Turnier. Trotzdem ist es uns wichtig, dass diese Professionalität nicht dahingehend umschlägt, dass es nur noch ein Event für die „gehobene“ Klasse ist. Es soll weiterhin ein Turnier für alle sein.
Wer hat schon einen Prinzen als Schirmherr?
Steffen Kraus: Wenn Sie nun die Aufwertung des Turniers ansprechen: Ich kenne kein Turnier in Deutschland, das von einem Prinzen unterstützt wird und wo Kinder auf einer echten Burg übernachten können. Das ist einmalig in Deutschland – wenn nicht sogar in Europa! Und darauf sind wir richtig stolz.
Sie sagten, dass es ein Turnier für alle sein soll. Mit welchen Kosten müssen die Besucher denn rechnen?
Nicklas Becker: Die Ticketpreise haben wir trotz Inflation und Preissteigerungen in allen Bereichen nicht erhöht. Das Online-Ticket für beide Turniertage liegt bei elf Euro. An der Tageskarte wird dieses für zwölf Euro angeboten. Den freien Eintritt haben wir auf zehn Jahre erhöht (vergangenes Jahr noch bis sieben Jahre). Ermäßigten Eintritt erhalten alle zwischen elf und 16 Jahren. Für uns ist es wichtig, dass der Eintrittspreis als Unkostenbeitrag verstanden wird.
Rabattaktion im Online-Ticketshop
Steffen Kraus: Über die Ostertage starten wir nun auch eine Rabattaktion in unserem Online-Ticketshop. Wer sein Ticket am 8. oder 9. April erwirbt und den Rabattcode OSTERN10 eingibt, erhält auf seine Bestellung zehn Prozent Rabatt – wäre doch auch ein schönes Ostergeschenk!
Ostern muss noch vorübergehen, dann ist es fast schon soweit: Was wünschen Sie sich für das Turnierwochenende?
Nicklas Becker: Der größte Wunsch ist, dass das Wetter gut ist und viele Zuschauer kommen, die nach dem Turnier sagen, dass es ein tolles Erlebnis war und sie nächstes Jahr gerne wieder kommen.
Hauptsache, die Kids haben Spaß
Steffen Kraus: Wir haben jetzt so viel Zeit in die Organisation gesteckt, da wünsche ich mir einfach, dass alles klappt und rund läuft. Über allem steht aber, dass die Kids hier Spaß haben und gerne wieder kommen würden.
Zur Person: Nicklas Becker und Steffen Kraus
Nicklas Becker ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern, Polizeibeamter im Streifendienst und Hobbyfußballer durch und durch. Er hat lange selber gespielt und auch selbst schon Jugendmannschaften trainiert. Becker ist Vorsitzender des ausrichtenden Vereins, der FV Hechingen-Friedrichstraße, sowie Jugendleiter beim FC Hechingen.
Steffen Krausist 35 Jahre alt, Familienvater von zwei Söhnen, Anlagenmechaniker, hat lange selbst aktiv Fußball gespielt, ist seit vielen Jahren Jugendtrainer beim SSV Reutlingen und dort für die U 10-Junioren zuständig.
Zum Organisationsteam des Bentley-Hohenzollern-Cups zählen ferner Tobias Krüger, der sich um sämtliche Transfers kümmert, Patrick Silber, der für die Logistik und die Verpflegung zuständig ist, und Peter Bisinger als IT- und Homepagebeauftragter. Kevin Weber ist in allen Bereichen unterstützend tätig.