Es riecht nach Popcorn und Sägespänen – der rote Zirkusvorhang in der Manege glitzert im Scheinwerferlicht. „Vergessen Sie den grauen Alltag”, eröffnet ein Mitarbeiter des Zirkus Charles Knie am Samstag die Premiere im Göppinger Stauferpark. „Werden Sie Kind.”
Mit Kopfschmuck aus langen, bunten Federn kommen Tänzerinnen herein. Ihnen folgen Dromedare, Kamele und Zebras, die im Kreis durch die Manege laufen und sich das Publikum anschauen. Wenn sie rennen, fliegt das Sägemehl durch die Luft.
Drei Mal steht der Tierlehrer Marek Jama mit seinen Tieren in der Manege: Sechs arabische Hengste lässt er als Formation auftreten. „Die haben mich nie überrascht, jede Vorführung ist gleich und die arbeiten perfekt”, sagt Jama über die neue Nummer. Die Pferde drehen Pirouetten, steigen auf ihre Hinterhufe. Araber Mador sei sehr dominant, selbstbewusst und eine Rampensau.
Statt vom Pferderücken agiert der Trainer vom Boden aus mit der Peitsche und Handzeichen. Jeden Tag trainiert er drei bis vier Stunden. „Das Steigen können die Pferde schon. Ich muss ihnen nur zeigen, dass sie es auf Kommando machen sollen“, sagt Jama. Mit der Peitsche in der Luft gibt er ihnen das Zeichen. Zur Belohnung gibt es Pferdeleckerlis, Apfel, Karotten und Brot.
Mit Fleisch werden die Löwen und Tiger von Alexander Lacey belohnt. Das Publikum seufzt, als ein Tiger in Laceys offene Arme läuft und ihm den Kopf auf die Schulter legt. „Jedes Tier hat ein Talent“, sagt Lacey im Käfig. Beim Kommando „Sit up“ hebt Tiger Max seine Pranken in die Luft, stellt sich auf die Hinterbeine und folgt so seinem Lehrer einige Meter. Die Show endet, als Lacey sich auf den Boden setzt und sich der Löwe auf seinen Schoß legt. „Schon skurril“, sagt eine Zuschauerin im Publikum.
Für die Besucherin Tatjana Lehns war der schönste Moment das Brüllen der Löwen, als sie hinter dem Zelt beim rollenden Zoo stand. „Das war richtig faszinierend. Da hat man Gänsehaut bekommen.” In der Vorstellung ist Clown Henry aus Venezuela ihr Favorit, mit dem einige aus dem Publikum in die Manege dürfen. Domenico Nicoli aus Göppingen stand mit drei weiteren Männern und einer Frau in der Manege. „Ich musste marschieren und dann eine Glocke klingen lassen”, erzählt der 50-Jährige. Mit Clown Henry als Dirigent spielte er eine Melodie.
Mit seinem Sohn Lorenzo und seiner Frau ist er hierhergekommen. „Bisher waren wir nur in kleineren Zirkussen, aber hier ist es wirklich schön. Die Tiere sind auch sehr gepflegt.“ Die Trapeznummer der italienischen Gruppe „Flying Wulber” ist sein Favorit: „Das war schon spannend.”
Auch Marion Becker aus Ebersbach hat die fliegende Gruppe besonders gefallen. Die Zirkusgängerin versucht, Menschen aus ihrem Umfeld zu motivieren, in den Zirkus zu gehen. Diesmal ist ihre ehemalige Chefin dabei. „Ich habe immer weniger Zuspruch wegen der Tiere. Ich bin aber der Meinung, dass die Tiere hier nicht schlecht gehalten werden.“
Die Messoudi Brothers dürfen das Schlussbild der Zirkusshow im Stauferpark sein: Zu viert stehen sind sie in der Manege und machen Handstände. Während der eine Bruder auf zwei Stangen balanciert, greift ihm Karim El Messoudi in den Nacken und setzt selbst zum einhändigen Handstand an. Sein Favorit ist der letzte Trick, bei dem der Vater das Gewicht seiner drei Söhne auf den Beinen und auf dem Kopf trägt. Früher habe man viel für die Tricks trainiert – „Jetzt ist es mehr Fitnesstraining“, sagt der 25-Jährige. Der Vater hat mit dem Handstand angefangen und es seinen Söhnen mit zwei Jahren beigebracht. „Für den zweitletzten Trick, den ich mit meinem Bruder mache, haben wir fast sieben Jahre trainiert.“
Tierhaltung im Zirkus: Schmerzen verboten
Recht Ein Zirkus braucht eine Erlaubnis nach Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes. Wer für Geld Tiere zur Schau stellen möchte, darf das nach diesem Paragraphen nur, wenn er die Tiere an den wechselnden Orten nicht unter erheblichen „Schmerzen, Leiden oder Schäden“ hält oder transportiert.
Praxis „Die großen Zirkusse schicken ihre Paragraph-11-Erlaubnis, wenn sie sich anmelden, meistens mit”, erklärt Susann Bäuerle vom Veterinäramt. „Die schauen wir vorher durch. Wir schauen, was für Tierarten der Zirkus hält.” In den Erlaubnissen seien oft auch Nebenbestimmungen festgelegt, die man kontrolliere.
Kontrolle Meist wird am ersten Tag kontrolliert. In einem bundesweiten Zirkusregister kann die Behörde nachschauen, ob es in der Vergangenheit in einer anderen Stadt Verstöße gab.