Während viele Betriebe gerade auch aus dem Bereich Tourismus und Reisen wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie am Rande des Abgrunds stehen, boomen der Tagestourismus und der Urlaub zuhause. Isabell Noether, die Geschäftsführerin der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf (ESA), berichtet: „Wir können uns vor Anfragen kaum retten.“
In ihrem Büro in Salach ist Noether derzeit nicht mehr so oft anzutreffen. Immer wieder ist sie in den Wäldern des Landkreises unterwegs, auf Wanderwegen wie den Löwenpfaden. Weil so viele Menschen auf den Wegen unterwegs seien, gebe es auch entsprechend viele Rückmeldungen.
Es geht meist um Beschädigungen, Hangrutschungen oder einfach zugewachsene Wegabschnitte. „Herr Bäuerle und ich sind uns da für nichts zu schade“, sagt Noether. Sie und der Tourismusförderer des Landkreises, Holger Bäuerle, legen bei Problemen auch selbst Hand an. „Größere Sachen macht dann aber der Bauhof“, erläutert Noether.
Lust auf Outdoor-Aktivitäten im Kreis Göppingen
Dass es mehr Interesse an Outdoor-Aktivitäten im Kreis Göppingen gibt, kann die Tourismus-Expertin auch mit Zahlen belegen. „Die Online-Zugriffe auf unseren Seiten sind fünf Mal so hoch wie im Vorjahr“, sagt sie. Als Volltreffer erweist sich der Schäferwagen bei der Hiltenburg in Bad Ditzenbach, der nur erwandert werden kann. „Er war innerhalb von zwei Wochen fast komplett ausgebucht“, erzählt Noether. Ein Blick auf die Buchungsplattform Airbnb zeigt: Nur noch an einem Termin im September kann die rustikale Übernachtungsmöglichkeit gebucht werden, Ende September ist die Saison beendet.
Radsport in der Region sehr beliebt
Doch es wird nicht nur vermehrt gewandert, berichtet Isabell Noether: „Das Thema Rad boomt auch enorm.“ Erst gerade eben habe sie im Wald eine Gruppe junger Mountain-Biker getroffen, die die „Alb-Crossing“ fahren: 370 Kilometer von Aalen nach Tuttlingen, 7000 Höhenmeter – zwischen den Etappen wird auf der Alb übernachtet.
Viel Feedback komme auch über die Social-Media-Kanäle von Facebook und Instagram, wo viele Bilder gepostet werden. „Was unser Image angeht, da sind wir jetzt schon sehr happy“, meint Noether. Auch wenn es manchmal vielleicht schon zu viel werden könnte: „Was die Hotspots angeht, da häufen sich momentan einfach die Massen.“ Gipfel mit grandioser Aussicht wie etwa der Hohenstaufen sind begehrte Ziele. Das zeigte sich auch am Feiertag Fronleichnam: Am Göppinger Hausberg herrschte reges Treiben, Wanderer, Spaziergänger und Fahrradfahrer belagerten das Plateau – und bedauerten, dass die Wirtschaft geschlossen hatte.
„Visiting friends and relatives“ – so heißt laut Noether ein neuer Trend: „Man lädt seine Verwandten und Freunde ein und macht entsprechende Touren. Das ist auch ein coronabedingter Effekt.“ Der dem Landkreis zugute kommt. Und noch etwas boomt: „Die Wohnmobil-Stellplätze in den Gemeinden sind sehr stark nachgefragt“, hat Noether gehört und sie ist sich sicher: Die Nachfrage wird in den nächsten Jahren noch steigen.“
Betriebe über Monate geschlossen
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Noether bedauert: „Es tut uns sehr, sehr leid, dass die Betriebe viele Wochen zumachen mussten.“ Die ESA mache schließlich die Infrastrukturarbeit für die Hotellerie und Gastronomie und andere Betriebe am Wegesrand. Doch sie blickt nun nach vorne: „Wir freuen uns gerade über jede einzelne Überstunde. Bei uns gibt es keinen Grund zur Klage.“
Schäferwagen zieht im Jahr 2020 um
Ausgebucht Wer einmal im Schäferwagen der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf (ESA) auf der Hiltenburg übernachten möchte, muss sich sputen: Nur noch der 17. September war am Freitagnachmittag auf der Seite von Airbnb verfügbar. 2020 wird der Wagen dann an einem anderen Ort im Landkreis stehen.
Trophäen Immer wieder werden Wegweiser der Löwenpfade geklaut. Die Schilder würden wohl als Trophäen mitgenommen, vermutet Isabell Noether von der ESA.