Als man im März im Schorndorfer Ortsteil Oberberken begann, die schon lange sanierungsbedürftige Straße durch den Ort aufzureißen, hatte wohl keiner mit der Fülle an Überraschungen gerechnet, die die Straße unter sich verbarg.
Belastetes, teerhaltiges Material kam zum Vorschein, ein nicht tragfähiger Untergrund, nicht im Plan vermerkte Leitungen und zur größten Überraschung aller tauchte ein Bohlenweg aus dem 17. Jahrhundert auf.
„Die Baustelle stand von Anfang an unter keinem guten Stern“, fasst der technische Werksleiter für Stadtentwässerung bei der Stadt Schorndorf, Herbert Schuck, die Fülle an Problemen zusammen. Dass die Sanierung der Ortsdurchfahrt zum Fall für die Archäologen werden würde, war dabei noch eine der guten Überraschungen. Allein der Fund teerhaltigen Materials habe „viel Zeit gekostet“. Man habe das Material sondieren und entsorgen müssen, erklärt Schuck. Auch personell sei es eng geworden. Der Bauleiter ist schwer erkrankt und ist auch jetzt nicht wieder im Einsatz.
Alle diese Faktoren führten zu Verzögerungen, weshalb der Plan, die Baustelle vor Wintereinbruch fertigstellen zu können, wohl scheitert. Ursprünglich war angedacht, die Ortsdurchfahrt im November freizugeben. Dieses Ziel verfehle man nun.
Das verkündete Herbert Schuck von der Stadt Schorndorf bei einem Vor-Ort-Termin am Montag. Man versuche nun, so viel wie möglich noch vor Wintereinbruch fertig zu stellen. Geöffnet wird die Straße allerdings nicht komplett, sondern nur in Teilabschnitten. So soll sichergestellt werden, dass die Arbeiten nicht von einem plötzlichen Wintereinbruch gestoppt werden und die offene Baustelle dann Schnee, Eis und Regen ausgesetzt ist.
Die Alternative, so Schuck: „Unter einer Vollsperrung könnten wir das Ziel eventuell noch erreichen.“ Um im Zeitplan zu bleiben, müsste die Straße dann allerdings bereits in zwei Wochen voll gesperrt werden. Die Folge: Auch Anwohner könnten die Straße nicht mehr passieren. Und auch für Rettungsdienste, Schulbusse und die Müllabfuhr wäre der etwa 150 Meter lange Abschnitt nicht mehr erreichbar. „Da kämen zu viele Probleme auf, um diese alle in zwei Wochen zu lösen“, stellt Schuck fest. Den Plan habe man deshalb gemeinsam verworfen und sich für eine Winterpause bis mindestens März entschieden. Dann sollen die restlichen zwei Bauabschnitte drei und vier fertiggestellt werden. Am Donnerstag soll die neue Planung dann auch dem Schorndorfer Gemeinderat vorgestellt werden.
Ortsvorsteher Siegbert Doring lobt indes die Anwohner für deren Geduld und Leidensfähigkeit: „Wenn man dann aber das Ergebnis sieht, dann sind hoffentlich alle froh gestimmt“, so Doring.
Grund zur Freude bietet die Kostenkalkulation des Projektes allerdings nicht. 1,4 Millionen Euro waren für das Projekt geplant. Rund die Hälfte davon wurde durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg gedeckt. Die Überraschungsfunde und Verzögerungen treiben nun aber auch die Kosten in die Höhe. Eine Prognose möchte Herbert Schuck nicht abgeben, nur so viel sagt er: „Es wird beträchtlich mehr“.
Die Bauarbeiten werden in insgesamt fünf Bauabschnitten aufgeteilt. Mit dem dritten Abschnitt werde man wohl planmäßig bis Ende Oktober fertig, sagt Christopher Gehrer von der ausführenden Firma Moll. Dann stehen noch zwei Abschnitte aus. Bauabschnitt vier ist der kritische Bereich. Dieser beginnt bei der Abzweigung in den Espenweg und geht bis zur Straße „Im Asperfeld“.
Wie lange die Arbeiten im kommenden Jahr dauern werden, sei schwer abzuschätzen. Man wisse ja nicht, wie weit man vor dem Winter noch komme, sagt Schuck. Grob rechne man mit einem Monat Bauzeit ab März.
Bauarbeiten fördern Bohlenweg aus dem 17. Jahrhundert zutage
Bohlenweg Unter der Fahrbahn der Wangener Straße wurden hölzerne Überreste eines ehemaligen Bohlenweges gefunden. Der untere, historische Holzweg konnte von den Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege im Sommer diesen Jahres auf das Jahr 1603 datiert werden.
Labor Anhand der Jahrringe der Hölzer konnte der Bohlenweg im dendrochronologischen Labor des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in Hemmenhofen zeitlich eingeordnet werden.
Verfahren Gemessen wird im dendrochronologischen Verfahren. An Hölzern werden die Breiten jedes Jahrrings vom Mark zur Rinde gemessen. In einem guten Wuchsjahr ist der Ring breit, in einem schlechten schmal. Die Messwerte werden auf der Zeitachse aneinandergereiht, so entsteht eine Kurve. Diese werden mit bereits bestehenden Messdaten abgeglichen.