Im Fall einer vierköpfigen Familie aus Cottbus, die sich offenbar auf Mallorca mit dem Coronavirus infiziert hatte, stehen inzwischen acht weitere Personen unter häuslicher Quarantäne. Das hat das zuständige Gesundheitsamt mitgeteilt. Alle acht wurden jedoch negativ auf das Coronavirus getestet, die Isolierung zuhause erfolgte rein vorsorglich.
Die spanischen Behörden arbeiteten ihrerseits auf Mallorca an der Nachverfolgung möglicher Kontakte, so das Gesundheitsamt. Über die Ergebnisse werden die deutschen Behörden jedoch nicht unterrichtet, da Spanien Corona-Neuinfektionen üblicherweise nicht auf bestimmte Gemeinden oder Hotels herunterbricht, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.
Das sei gewissermaßen auch eine neue Erfahrung für die Stadt Cottbus, so Pressesprecher Jan Gloßmann am Dienstag.

Robert-Koch-Institut im Austausch mit Mallorca-Flieger

Das Robert-Koch-Institut befinde sich zudem im Austausch mit der Fluggesellschaft der infizierten Reiserückkehrer, teilte die Stadt mit. Fest steht laut Flugportalen und Datenbanken, dass nur zwei Verbindungen in Frage kommen: Einerseits handelt es sich um den Ryanair-Flug FR7389 am frühen Morgen von Palma nach Nürnberg mit einer Boeing 737-800, der am 19. Juli rund 20 Minuten früher als geplant in Nürnberg eintraf und um 10.03 in der fränkischen Metropole am Boden war.
Andererseits geht es um eine Verbindung von Billigflieger Corendon Airlines (XR2231), die ebenfalls mit einer Boeing 737-800 durchgeführt wurde. Diese Maschine kam am 19. Juli mit über 40 Minuten Verspätung in Nürnberg an. Gegenüber SWP Online bestritt Corendon Airlines ausdrücklich, dass es an Bord des eigenen Flugs einen Corona-Fall gegeben habe. Ryanair wollte auf wiederholte Anfrage keine Stellung nehmen.
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RKI: „Mallorca kein Corona-Risikogebiet“, Alarm in Barcelona

Was Mallorca betrifft, so will die Insel nicht zu den Risikogebieten in Europa gezählt werden, da die Neuinfektionsrate pro 100.000 Einwohner und Woche zwischen 5 und 10 liegt und somit auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland und niedriger als zum Beispiel in Großbritannien. Kurioserweise warnen die Briten seit wenigen Tagen aber nicht nur vor Reisen auf das spanische Festland, sondern auch auf Mallorca und die Nachbarinseln oder die praktisch coronafreien Kanaren. Reiserückkehrer aus Spanien müssen im Vereinigten Königreich 14 Tage in Quarantäne.

Auswärtiges Amt rät von Barcelona, Costa Brava und ganz Katalonien ab

Das Auswärtige Amt hat unterdessen von Reisen nach Barcelona abgeraten. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine offizielle Reisewarnung, sondern um einen unverbindlichen Ratschlag – eine Stufe darunter. Der Reisehinweis für Barcelona und ganz Katalonien beinhaltet auch die Urlaubsdestination Costa Brava. Außerdem wird von Reisen nach Aragón und Navarra abgeraten. Am 31. Juli wurde dies zu einer offiziellen Reisewarnung verschärft, was vor allem die beliebte Destination Barcelona hart trifft.

Zweifel an Kontakt-Nachverfolgung auf Mallorca und in ganz Spanien

Wie gut die Nachverfolgung von Corona-Infektionen auf Mallorca funktioniert ist indes unklar. Einerseits beschäftigen die Gesundheitsbehörden zu diesem Zweck einen Mitarbeiter pro 7000 Einwohner und damit so viele wie kaum irgendwo sonst in Spanien. Andererseits schreibt die große nationale Tageszeitung „El País“, dass sich 61 Prozent der Neuinfektionen auf den Balearen nicht auf eine Index-Person zurückverfolgen lassen. Das ist in Spanien eine der schlechtesten Quoten. Ende Juli war die Rede von bis zu 30 aktiven Corona-Clustern auf Mallorca und den Nachbarinseln.

Kleiner Corona-Ausbruch am „Ballermann“ auf Mallorca

Außerdem war im Juli von lokal begrenzten Corona-Ausbrüchen in Cala Ratjada, auf der kleinen Nachbarinsel Formentera sowie in El Arenal am „Ballermann“ berichtet worden. Wie die lokale Tageszeitung „Diario de Mallorca“ schreibt, sollen sich in El Arenal 10 Menschen, die in einem Hochhaus in prekären Wohnverhältnissen leben, mit dem Coronavirus infiziert haben. Dem Bericht zufolge befindet sich das Gebäude an der Plaza Reina María Cristina in zweiter Meereslinie auf dem Gebiet der Gemeinde Llucmajor.
Schließlich wurde der kleine Corona-Ausbruch in El Arenal von den Gesundheitsbehörden offiziell bestätigt. Laut der Tageszeitung „Ultima Hora“ sind 10 Personen aus einer illegal besetzten Wohnung betroffen. Vier Menschen liegen mit Symptomen im Krankenhaus, 6 wurden anderweitig untergebracht. Unter den Nachbarn herrscht offenbar Ärger, weil bisher niemand von ihnen einen Corona-Test machen durfte, obwohl im Haus auch ältere Leute und kleine Kinder wohnen.
Am 29. Juli meldeten spanische Medien dann, dass auch fünf Personen, die unter prekären Verhältnissen in einer Garage in El Arenal lebten, mit dem Coronavirus infiziert sind. Außerdem gibt es einen Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern eines Hotels in der Gemeinde Santanyí an der Südostküste Mallorcas.

Rollt in Spanien schon die „zweite Welle“?

Spanische wie deutsche Behörden gehen inzwischen davon aus, dass sich lokale Corona-Ausbrüche in der Regel gut eingrenzen lassen. Beobachter rechnen daher nicht mit einem flächendeckenden zweiten Lockdown. Deutsche Medien bezeichnen Spanien als Ganzes inzwischen jedoch als „Problemfall“ und spekulieren über eine mögliche „zweite Welle“.
Corona-Fälle auf Mallorca und Formentera
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Ulm/Palma de Mallorca