Eine lange Ansprache auf dem Trainingsplatz gab es nicht: Jürgen Klinsmann bat die Profis von Hertha BSC sofort zur Maloche. „Selbst wenn alles über Nacht passiert, bin ich vorbereitet. Mein Stab war auf Abruf“, erklärte der neue Cheftrainer des kriselnden Berliner Fußball-Bundesligisten am Mittwoch bei seiner Vorstellung. „Das Allerwichtigste ist, schnell nach oben zu klettern“, definierte der ehemalige Weltmeister und Bundestrainer das übergeordnete Ziel.
Hertha BSC akut abstiegsgefährdet
Hertha ist in der Bundesliga-Tabelle mit nur elf Punkten auf Platz 15 und damit nah an die Abstiegszone herangerückt. Drei Tage nach dem 0:4 in Augsburg beendete Hertha-Manager Michael Preetz das gescheiterte Experiment mit Trainer Ante Covic. „Es ist keine einfache Aufgabe. Aber wenn ich so was übernehme, mache ich das nicht halb, sondern hundertprozentig“, betonte Nachfolger Klinsmann, der schon am Mittwochnachmittag die erste Trainingseinheit leitete.
Unterstützung von Arne Friedrich und Andreas Köpke
Für den 55 Jahre alten Klinsmann ist Berlin seine zweite Trainerstation in der Bundesliga. Als Cheftrainer von Bayern München 2008/09 war er schon vor Ablauf der Saison gescheitert. In seiner Rolle als Aufsichtsratsmitglied und Vertrauter des neuen Hertha-Investors Lars Windhorst stand Klinsmann zuletzt schon im intensiven Austausch mit Michael Preetz. Mit Klinsmann ziehen eine neue Struktur und neues Trainer-Personal bei Hertha ein. Der frühere Hertha-Nationalspieler Arne Friedrich wird Team-Manager, Andreas Köpke, in selber Funktion bei der deutschen Nationalmannschaft im Amt, wird bis zum Jahresende als Torhütertrainer aushelfen. Neue Co-Trainer werden der frühere Bremer Bundesliga-Coach Alexander Nouri und Ex-Profi Markus Feldhoff.
„Berlin hat Potenzial“
„Berlin wartet auf etwas Großes, hat das Potenzial“, sagte Klinsmann. Aber es komme nicht so richtig voran. „Lars Windhorst hat da einen riesigen Schubser gegeben.“ Manager Preetz muss sich auf eine Zeitenwende und auf neuen Druck für seine Arbeit einstellen – auch wenn er sagte: „Nein, es ist keine Machtübernahme. Es ist ein Miteinander.“
Jogi Löw zeigt sich überrascht
Bundestrainer Joachim Löw reagierte überrascht auf die neue Rolle seines früheren Chefs. „Das ist eine Nachricht, die auch ich nicht unbedingt erwartet hatte“, sagte er. „Ich habe das Selbstvertrauen zu sagen, das traue ich mir zu. Ich habe große Lust drauf“, sagte Klinsmann zu seiner neuen Aufgabe. Bis vor Kurzem war Jürgen Klinsmann noch als Trainer bei der Nationalmannschaft von Ecuador oder bei Tottenham Hotspur im Gespräch. Zuvor hatten sich Klinsmanns Verhandlungen um den CEO-Posten beim VfB Stuttgart zerschlagen.