Chili sorgt für Schärfe. Die roten oder grünen Beeren dürfen auf vielen exotischen Speisen nicht fehlen. Doch in Deutschland werden sie kaum angebaut. Das ändert sich nun. Ein Göppinger Pionier kultiviert mehr als 500 Chili-Sorten und startet jetzt sein eigenes Business.
Alexander Hicks hat Chili zwar nicht mit der Muttermilch aufgesogen, aber bereits im Alter von zwölf Monaten Salsa gelöffelt. Sein Vater hatte dem kleinen Alex beim Mexikaner die scharfe Sauce vorgesetzt. „Er wollte wissen, ob ich das vertrage“, berichtet Hicks. Und ja, der Junge hat Geschmack daran gefunden. Am Ende war die Schale mit nur einem Nacho ausgekratzt.
Alexander Hicks: Chilis wie „eine Erleuchtung für mich“
Heute – 34 Jahre später – sehen ihn Chili-Freunde aus ganz Europa als den Experten schlechthin. Nicht ganz zu Unrecht, wie seine mediale Präsenz erkennen lässt. Der Göppinger beschäftigt sich seit Jahren mit der Chili-Zucht. Mit 18 entdeckt er Habaneros, besonders scharfe Chili. „Das war wie eine Erleuchtung für mich“, schwärmt Hicks über die Eigenschaften des Nachtschattengewächses. Er findet Saatgut, um eigene Chilis anzubauen: zu Beginn eine Sorte, ein Jahr später sind es 13. Drei Jahre später, 2006, zählt sein Repertoire 340 Sorten und 2000 Keimlinge.
Hicks entschließt sich aus seiner Leidenschaft heraus für eine Gärtnerlehre, moderiert bald ein Chiliforum, schreibt Blogbeiträge für die Pepperworld, einen Onlineshop für Chili und Co., für den Gartenzubehörhandel Romberg und den Warmup-cooldown-Blog einer Gesundheitsjournalistin. Auch Radiosender und das ZDF spüren den Enthusiasten auf und berichten über sein Chili-Kultur-Festival, das in Mainz stattfindet. Parallel berät er die Redaktion der Wissenssendung „Galileo“, wenn es um scharfe Saucen geht.
Firma in Pfedelbach gegründet
Vor kurzem macht Hicks seine Leidenschaft zum Haupterwerb. Gemeinsam mit einem Biogärtner aus Heilbronn gründet er eine Firma, die im hohenlohischen Pfedelbach auf einer Fläche von 2000 Quadratmeter Chili anbaut. Gärtner Umbach und Hicks firmieren unter Bio-Chi. „Chi“ leitet sich aus dem Chinesischen ab und bedeutet Energie. „Bio“ steht für biologischen Anbau. Damit die Aufzucht von 8000 Pflanzen gelingt, testet Hicks verschiedene Anbauvarianten. Eine davon bewährt sich besonders: Hicks arbeitet Pflanzenkohle in die Beete ein. Diese speichert Wasser und Nährstoffe, sodass auch an heißen Sommertagen sparsames Gießen reicht. Die Biokohle kauft Hicks übrigens in Eislingen bei „DU: willkommen in der Umwelt“. Die Firmengruppe hat drei Pyrolyse-Anlagen in Betrieb, in denen sie aus Pflanzenfasern wie Gerstenspelz die „Moola“ backt. Demnächst steht der erste große Ertrag an. „Ab Juli geht es los, und bis November können wir ernten“, erklärt Hicks, der in seinen Video-Tutorials Laien und Hobbygärtnern erklärt, auf was es beim Pflanzen, Ziehen und Ernten der Chili ankommt. Mehrere zehntausend Klicks auf seine Clips beweisen: Das Thema ist gefragt.
Göppinger ist auch in Südamerika bekannt
Dass Hicks sich Expertenstatus erarbeitet hat, spricht sich bis nach Südamerika – dem Heimatkontinent der Chili-Pflanze – herum. An der Universität in La Molina (Peru) hören Professoren vom Chili-Mann aus Europa, der mehr als 2000 Sorten Saatgut in seinem Archiv lagert. Das interessiert die Wissenschaftler. Denn die haben vor kurzem erforscht, dass bis in 20 Jahren wahrscheinlich 75 Prozent aller Chili-Arten verschwunden sein werden. „Allerdings kannten sie mein Archiv nicht“, lacht Hicks, der die Peruaner zu einem Besuch eingeladen hat. Ende September will eine Delegation anreisen und sich von Qualität und Quantität der Chili-Sammlung vor Ort überzeugen.
Info Weitere Informationen zu Alexander Hicks gibt es im Internet unter
https://chili-experte.eu
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