Seit seiner Corona-Infektion ist für Markus Koch aus Göppingen nichts mehr, wie es war: Vor einem Jahr infizierte sich der heute 44-Jährige mit dem Virus. Heute ist er ein Pflegefall und lebt in einer Intensivpflege-Wohngemeinschaft in Eislingen. „Es ist für die ganze Familie eine extreme Belastungsprobe“, sagt sein Bruder Matthias Koch. Einerseits emotional: „Ich habe ein super Verhältnis zu meinem Bruder, kann aber nicht mehr mit ihm reden“, sagt Koch. Bei einer Frage bekommt er ein Blinzeln zurück, und das nur an guten Tagen. Mehr ist derzeit nicht möglich. „Das ist einfach schwer.“
Markus Koch entwickelte während seiner Corona-Infektion eine starke Lungenentzündung, schildert sein jüngerer Bruder den Verlauf. „In der Nacht vom 3. März auf den 4. März 2022 verrutschte die Maske mit der Sauerstoffzufuhr, was zu Atemnot und starkem Husten führte, wodurch seine Lunge stark beschädigt wurde“, berichtet Matthias Koch. Sein Bruder wurde in ein künstliches Koma gelegt. Bei der Verlegung von der Klinik am Eichert in Göppingen in ein anderes Krankenhaus in Ulm sei die Sauerstoffsättigung nochmals in den Keller gerutscht, „er verlor beinahe sein Leben“, beschreibt Matthias Koch die Ereignisse nach der Infektion.
Ulrike Fischer, Pressesprecherin der Alb-Fils-Kliniken, kann „aufgrund der rechtlichen Vorgaben“ nichts zu diesem Fall sagen und führt die ärztliche Schweigepflicht und den Datenschutz ins Feld.
Für Markus Koch ging die Verkettung unglücklicher Umstände offenbar weiter: Trotz ECMO-Behandlung, also der Beatmung mit einer künstlichen Lunge, und Reanimation habe er Schäden an der Halsschlagader erlitten, Herz, Leber und Nieren hätten nicht mehr funktioniert. „Nach einem zehnwöchigen künstlichen Koma kam er in eine Rehaklinik“, berichtet sein Bruder. Die Fortschritte seien jedoch „mehr schlecht als recht“ gewesen, weil die Einrichtung überfüllt gewesen sei. Einschränkungen aufgrund der Pandemie hätten ihr Übriges getan.
Seit August 2022 lebt Markus Koch, der Pflegegrad 5 hat, nun in der Intensivpflege-WG. „Sein Zustand verbessert sich langsam“, sagt sein Bruder. Er könne wieder den Kopf drehen und heben. Das sind zwar gute Nachrichten, aber finanziell stehe der Familie das Wasser bis zum Hals. „Ich habe jetzt wieder 400 Euro für Medikamente bezahlt“, nennt Matthias Koch ein Beispiel. Doch damit nicht genug: Die private Krankenversicherung habe bisher „keinen Cent bezahlt“ und dem Patienten, der den höchsten aller Pflegegrade hat, den Versicherungsschutz gekündigt, berichtet Matthias Koch. Mittlerweile sei Markus Koch wieder bei der gesetzlichen Krankenkasse versichert, die aber die Kosten nicht rückwirkend trage.
Die Familie habe die Kosten für die Intensivpflege-Betreuung bisher selbst bezahlt, knapp 100 000 Euro seien bisher zusammengekommen. Die finanziellen Mittel gingen allmählich zur Neige. „Wir sind jeden Tag bei ihm in Eislingen. Immer abwechselnd“, schildert der selbstständige Unternehmer den Alltag der Familie. Er verkaufe Sachen, um die Rechnungen bezahlen zu können. Ob sein Bruder weitere Fortschritte machen wird und in welchem Maße, steht in den Sternen: „Jeder sagt uns etwas anderes“, eine Prognose sei offenbar schwierig. Fest steht aber: „Das wird eine zähe, langwierige Geschichte“, ist Matthias Koch überzeugt.
Um ihn nicht im Stich zu lassen und ihm weiterhin die Intensiv-Betreuung zu ermöglichen, hat Matthias Koch eine GoFundMe-Spendenkampagne ins Leben gerufen. Unter dem Link https://www.gofundme.com/f/bitte-helft-markus gibt es weitere Informationen zu der Aktion.
Seit dem Start 2010 13 Billionen Euro gesammelt
Die Plattform GoFundMe ist die weltweit größte gesellschaftliche Online-Spendenplattform und hat seit dem Start im Jahr 2010 mehr als 13 Billionen Euro gesammelt, teilt die Organisation mit und fügt hinzu: „Mit einer Gemeinschaft von mehr als 200 Millionen Spendern revolutioniert GoFundMe die Art und Weise, wie die Welt spendet.“ GoFundMe garantiere ein sicheres und effizientes Online-Spendensystem. Mithilfe spezialisierter Tools und einem speziellen „Trust & Safety-Team“ würden die Nutzer von GoFundMe vor Betrug geschützt und es werde sichergestellt, dass die Gelder in die richtigen Hände gelangen. GoFundMe kann nach eigenen Angaben Spendern die Gewissheit bieten, dass die Gelder am richtigen Ort ankommen, andernfalls werden die Spenden zurückerstattet. Missbrauchsmeldungen werde nachgegangen: www.gofundme.com/guarantee.
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