In Böhmen gilt die „Böhmische Hirtenmesse“ von Jakub Jan Ryba als wichtigstes Symbol der tschechischen Weihnacht. Fast jeder Tscheche kennt die Melodien. Sie hat dort einen Stellenwert vergleichbar mit Bachs Weihnachtsoratorium bei uns. Die Germania-Chöre Eislingen, der gemischte Chor mit Projektsängern und der Chor Intakt, ein Instrumentalensemble und Solisten führten dieses populäre Werk am 3. Adventssonntag in der gut besetzten Markuskirche in Eislingen unter der Leitung von Peter Joas auf.
Pfarrer Schmid begrüßte die Zuhörer mit der Einladung, sich mit den Ausführenden nach Bethlehem auf den Weg zu machen. Zum Auftakt des Konzerts spielte Christiane Dech einen Teil aus der „Fantasia G-Dur BWV 572“ von Johann Sebastian Bach, was die Nähe Rybas zu Bach unterstrich. Sopranistin Bettina Mickler sang das „Panis Angelicus“ von César Franck zur weihnachtlichen Einstimmung, getragen und mit Andacht, einfühlsam begleitet von den Streichern des Ensembles.
Darauf folgte der Chor Intakt mit Liedern und Spirituals zur Weihnachtszeit, versiert begleitet von Peter Joas am Klavier. Besonders gut gelangen das rhythmische „Glorious Kingdom“, das getragen meditative „My soul has been redeemed“, das den Zuhörern so gut gefiel, dass sie spontan herzlichen Beifall spendeten, und das moderne „Halleluja“ von Leonard Cohen.
Die „Böhmische Hirtenmesse“ kam als der Höhepunkt des Abends als nächstes zur Aufführung, mit Trompete, Flöte und Schlagwerk, ein kraftvoller Einsatz mit den Chören, aber auch behutsame Unterstützung der Solisten. Die Hirtenmesse ist aufgebaut wie eine traditionelle Messenkomposition mit acht Teilen aus der Messliturgie. Es ist die weihnachtliche Erzählung von den Hirten, die nach Bethlehem eilen, um das Kind zu sehen. Das froh und optimistisch geprägte Werk besticht auch durch seine einfache verständliche Sprache. „Meister schau! Steh schnell auf! Sieh nur, welche Pracht leuchtet in der Nacht, wie das Firmament plötzlich glühend brennt!“
Vom Weihnachtszauber überwältigt berichtet ein junger Hirte, gesungen von Tenor Hubert Mayer, in strahlender und feinsinniger Abstimmung seinem Meister, gesungen von Bernhard Hartmann, Bass, der auch die höheren Sequenzen seiner Stimme ausloten konnte.
Der Chor gab dem eher munteren und fröhlichen Charakter präsent und mit Innigkeit Ausdruck. Die solistischen Einlagen – einmal als Duo mit Bettina Mickler, Sopran, und Barbara Kedziora-Weiser, Alt, die überzeugend ihre Parts sangen, dann wieder mit Tenor und Bass oder zu viert als Quartett – setzten schöne Akzente und brachten Abwechslung ins Konzert.
Die Frauen als auch die Männer harmonierten ausgewogen, wenngleich im Quartett die Männer bisweilen etwas zu dominant erschienen. Insgesamt entstand ein feiner Gleichklang. Der Komponist verlangt den Sängerinnen und Sängern viel ab, besonders was die Höhen anbelangt, doch auch das gelang gut. Die Stimmen behielten ihren geschmeidigen Klang.
Peter Joas führte alle Mitwirkenden umsichtig und erfahren, ruhig und doch bewegt. Besonders erwähnenswert sind die Flötistin, der Trompeter und der Schlagwerker. Sie gaben dem ganzen Werk Farbe und unterstrichen die muntere Stimmung und Festlichkeit.
Es gab viel verdienten Beifall, doch dann wurde es doch noch etwas melancholisch, als der Chorvorstand das Ende des gemischten Chors bekannt gab. Deren Miglieder erhielten alle eine rote Rose als Anerkennung und Dank für ihre langjährige Treue.
Beliebteste tschechische Hirtenmesse
1500 Kompositionen schuf der tschechische Kantor und Kirchenchorleiter Jakub Jan Ryba aus Südböhmen. Die am Samstag aufgeführte Hirtenmesse von 1796 ist sein beliebtestes Werk, entstanden für Gemischten Chor,
4 Solisten und Orchester. Die Komposition ist zwar wie eine klassische Messe aufgebaut, der volksnahe deutsche Text und die Musik geben der Messe aber einen volkstümlichen Charakter. Rybas Messe wurde so berühmt, dass sie heute noch vielfach als Symbol böhmischer Weihnacht empfunden wird.
4 Solisten und Orchester. Die Komposition ist zwar wie eine klassische Messe aufgebaut, der volksnahe deutsche Text und die Musik geben der Messe aber einen volkstümlichen Charakter. Rybas Messe wurde so berühmt, dass sie heute noch vielfach als Symbol böhmischer Weihnacht empfunden wird.