Eigentlich hat Mark ­Semmler Vermessungstechniker gelernt. Heute ist der Geislinger gefragter Experte für Sicherheit beim Tunnelbau. So auch beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. Geplant war das nicht. „Irgendwie hat sich das alles so ergeben. Das eine aus dem anderen“, sagt der 48-Jährige.
Nach seiner Ausbildung entschied sich Mark Semmler aus ­finanziellen Gründen für eine Stelle in der Metallindustrie. Er bildete sich 1996 zum Industriemeister weiter und sattelte fünf Jahre später noch die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt darauf. 2009  machte sich der damals 40-Jährige selbstständig: „FBI“ heißt seine Firma. Das klingt spannend und geheimnisvoll, weil es an amerikanische ­Polizei-Thriller erinnert. „Aber eigentlich stehen die Buchstaben nur für Fortbildung, Beratung, Industrie-Dienstleistung. Oder Information“, sagt Semmler ­lachend.
Dass sich daraus ein faszinierender Beruf entwickeln sollte, ahnte er nicht. Sein Hobby spielte dabei eine große Rolle: Mark Semmler ist seit fast 30 Jahren bei der Geislinger Feuerwehr aktiv. Zu den Fortbildungen, die er dort anbot, gehörten anfangs vereinzelt „Heißausbildungen“ für Feuerwehrmannschaften und Industrie-Wehren. „Das Interesse daran wurde mit der Zeit größer, das Auftragsvolumen stieg“, erzählt er. Dann kam das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm.

Baukonzerne lassen schulen

„Für fertige Tunnel gibt es fest verbaute Sicherheitseinrichtungen. Aber während des Baus obliegt die Sicherheit in den Tunnelbaustellen den Baukonzernen selbst“, berichtet Mark Semmler. Er bot den Unternehmen seine Schulungen an und bildet seither auf einer Vielzahl von Baufeldern sowohl beim Bahnprojekt als auch bei anderen deutschen Tunnel-Projekten die Rettungswehren aus. Diese bestehen aus den Bauarbeitern der Baukonzerne. Sie erhalten von Mark Semmler oder einem seiner 15 Mitarbeiter eine 68-stündige Grundaus­bildung inklusive Atemschutz-Schulung. Einzelne Mineure lassen sich von Semmlers „FBI GmbH“ darüber hinaus noch in weiteren 35 Stunden zum Truppführer weiterbilden.

Als Fachmann gefragt

Außerdem stellt Mark ­Semmler ­aktuell bei fünf Baufeldern des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm den Diensthabenden im Leitstand. Auch er selbst übernimmt ab und zu diese Aufgabe, um mit der jeweiligen Führungsmannschaft der örtlichen Feuerwehr und dem jeweiligen Bauleiter eng in Kontakt zu bleiben. Denn diese sind im tatsächlichen Notfall in den Einsatzablauf integriert.
„Der Tunnelbau boomt in Deutschland“, sagt Semmler und freut sich, dass er mit seinen ­Erfahrungen der vergangenen Jahre als Fachmann gefragt ist. Seit Kurzem ist er Mitglied der „Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen“ (kurz: Stuva). Diese Forschungsgesellschaft befasst sich mit Grundlagen- und Objektuntersuchungen des unterirdischen Bauens.
„Es ist total spannend, wenn man seine Erfahrungen dort einbringen und den Weg für künftige Verbesserungen im Bereich Brandschutz und Sicherheitsmaßnahmen mitbereiten kann“, sagt Mark Semmler zufrieden.
Seinen beruflichen Lebensweg hat er sich so ursprünglich nicht vorgestellt. Aber er ist froh, dass er sich so ­entwickelt hat.